Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.Dreyßig Fragestücke Ach Cu-pido,- ach der- Lose,- hat mich- jäm- mer-lich ge-peitscht. 6. Frage. Sollten aber die Froschmäusler nicht das Recht haben, auch in trochäischen Versen den Accent, wie bey den jambischen, zu ver- setzen? Antwort. Ja, das stehet ihnen frey. So würde es bey Herr Gott-sched, du-Erz-Po-ete! Wetze-deine-muntre-Flöte! Mach dem-Pasquill-des Vor-spiels doch Durch dein-Messer-ein gros-ses Loch! 7. Frage. So wird dem Herrn Candidaten ohne Zwei- fel auch bewußt seyn, was dactylische oder springende Verse heissen? Antwort. Ja, ich weiß gar wohl, was ein Dactylus Liebliche-freundliche-reizende-Augen, Dürfte ich-Flammen aus-selbigen-saugen. 8. Frage. Dürfen die dactylischen Verse bey der Frosch- mäusler-Gesellschaft nicht manchmal stol- pern, als wenn sie überrücklings schlügen und die Treppe herunter purzelten? Ant-
Dreyßig Frageſtuͤcke Ach Cu-pido,- ach der- Loſe,- hat mich- jaͤm- mer-lich ge-peitſcht. 6. Frage. Sollten aber die Froſchmaͤusler nicht das Recht haben, auch in trochaͤiſchen Verſen den Accent, wie bey den jambiſchen, zu ver- ſetzen? Antwort. Ja, das ſtehet ihnen frey. So wuͤrde es bey Herr Gott-ſched, du-Erz-Po-ete! Wetze-deine-muntre-Floͤte! Mach dem-Pasquill-des Vor-ſpiels doch Durch dein-Meſſer-ein groſ-ſes Loch! 7. Frage. So wird dem Herrn Candidaten ohne Zwei- fel auch bewußt ſeyn, was dactyliſche oder ſpringende Verſe heiſſen? Antwort. Ja, ich weiß gar wohl, was ein Dactylus Liebliche-freundliche-reizende-Augen, Duͤrfte ich-Flammen aus-ſelbigen-ſaugen. 8. Frage. Duͤrfen die dactyliſchen Verſe bey der Froſch- maͤusler-Geſellſchaft nicht manchmal ſtol- pern, als wenn ſie uͤberruͤcklings ſchluͤgen und die Treppe herunter purzelten? Ant-
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Dreyßig Frageſtuͤcke
Ach Cu-pido,- ach der- Loſe,- hat mich- jaͤm-
mer-lich ge-peitſcht.
6. Frage.
Sollten aber die Froſchmaͤusler nicht das
Recht haben, auch in trochaͤiſchen Verſen
den Accent, wie bey den jambiſchen, zu ver-
ſetzen?
Antwort.
Ja, das ſtehet ihnen frey. So wuͤrde es bey
E. Froſchmaͤusler-Geſellſchaft hoffentlich fuͤr ei-
nen guten trochaͤiſchen Vers paßiren:
Herr Gott-ſched, du-Erz-Po-ete!
Wetze-deine-muntre-Floͤte!
Mach dem-Pasquill-des Vor-ſpiels doch
Durch dein-Meſſer-ein groſ-ſes Loch!
7. Frage.
So wird dem Herrn Candidaten ohne Zwei-
fel auch bewußt ſeyn, was dactyliſche oder
ſpringende Verſe heiſſen?
Antwort.
Ja, ich weiß gar wohl, was ein Dactylus
ſey, naͤmlich, wo der Accent auf die erſte Sylbe
faͤllt, worauf zwey leichte Sylben angehaͤnget
werden, z. E.
Liebliche-freundliche-reizende-Augen,
Duͤrfte ich-Flammen aus-ſelbigen-ſaugen.
8. Frage.
Duͤrfen die dactyliſchen Verſe bey der Froſch-
maͤusler-Geſellſchaft nicht manchmal ſtol-
pern, als wenn ſie uͤberruͤcklings ſchluͤgen
und die Treppe herunter purzelten?
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Zitationshilfe: | Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/96>, abgerufen am 15.04.2021. |