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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] bogen und gemachet/ oder scharf seyn werden/ son-
derlich wo sie dabey zu kurtz/ so wird die Kinketten mit
Gewalt erhoben/ umgewendet und auß ihrem Ort
delogiret/ wann sie zu lang/ kan die Kinketten niemals
zu der Würckung gelangen/ und das Kin nicht errei-
chen/ hergegen werden die Lefftzen um so viel mehr be-
drenget/ wann die Stangen ehe durchfallen und sich
ansetzen müssen/ als die Kinketten dieselbe erreichen
und solche zurück halten kan/ wo aber das Kinketten
und Haken zu kurtz/ so würcket die Kinketten ehe und
kräfftiger als das Mundstück/ welches abgehalten
wird/ sich mit gebührlicher Maß auff die Büler zu le-
gen/ dagegen aber gegen dem Zaum steigen muß.
Seynd sie aber beyde zu lang/ so würcket das Mund-
stück ehe und stärcker als die Kinketten/ welche allen
Effect verlieret/ weil sie ihr gehöriges Ort nicht be-
rühren/ noch die Stangen genug zurück halten kan/
sondern muß solche durchfallen/ die Lefftzen drucken/
die Büler und Zungen über die Gebühr beschweren
und verletzen lassen/ wie aber mit der Kinketten recht-
mässig zu verfahren/ daß das böse verhütet und das
gute zu erhalten sey/ ist theils bey der Unterweisung/
und das vornehmste bey den Geheimnüssen und dem
recht gemachten Zeug/ auch desselben rechtmässigen
Gebrauch unterschiedlich abzunehmen.

1. daß die Kinketten/ nach dem Gewächs und Pro-
portion deß Kins/ geordnet seyn/ und um dasselbe al-
so ligen solle/ daß sie sich an keinem Ort mehr oder
weniger anlege/ und nicht an einem zu viel und am
andern zu wenig würcken/ viel weniger drucken oder
beschädigen könne. 2. Welche Sorten sich zu dem
Kin am besten schicken/ dann je runder/ dicker und
glatter dieselbe gemachet/ je gelinder wird derselben
Würckung seyn/ gleich wie die scharffen Ecken dünn
und scharff von strenger Würckung befunden wer-
den. Darinnen dreyerley Haupt-Beschaffenheiten
erscheinen/ welche zu dem rechten Gebrauch nöhtig
und nützlich seyn können:

Als die gar gelinden bey den allerempfindlichsten
Pferden nützlich/ welche wiederum dreymal zu ver-
stärcken seyn 1. die allerleisesten seynd von gelinden
leinen oder seydenen Bändern geflochten/ 2. von Bast
oder Leder. 3. von grossen Gliedern oder einem Stück
Eysen/ welche letzte auch den gantz desperaten o-
der solchen Pferden/ allein anfangs so lang zugebrau-
chen/ biß sie derselben gewohnet/ und eine andere ge-
dulden gelernet dann viel Pferde entsetzen sich allzeit
vor den scharffen Kinketten/ welchen man die An-
nehmligkeit durch solche beybringen muß/ wo man
sie anderst darauff setzen wil/ weil sich dieselbe nicht
wie das Eysen von den Lefftzen über sich heben lassen.

Dann seyn auch die mittelmässigen zuerwehlen
und dar zu zuschreiten/ welche auch dreyerley Art in
deren Würckungen seyn als 1. von einem Stück Ei-
sen/ so zwischen zweyen Gliedern um daß Kin reichet/
oder Genneten/ welche wann sie recht gemachet und
eingeleget werden/ zu Zeiten ein Fuchs-Kin fangen
können/ 2. von breiten Gliedern/ welche wie ein Fla-
schenketten geleget und eng in einander gefüget/ wel-
che noch ein zimliche und unschädliche würckung bey
solchen Pferden haben/ die sich nicht allzuwidersetz-
lich gegen der Kinketten erzeigen/ 3. von Gliedern/ so
[Spaltenumbruch] mittelmässiger Dicke am Eysen/ wesche solchen Pfer.
den von mittelmässiger Empfindlichkeit und der glei-
chen Kinketten in der Würckung erfordern/ dabey
sie zulassen seyn.

Dann seyn auch die dritten/ als die harten im
Nothfall zunehmen/ so weit solche nicht gefährlich o-
der schädlich gemachet und gebrauchet werden: und
zwar bey solchen Pferden/ welche einen engen Canal
haben/ dann wie sie geschmeydiger/ so werden sie sich
besser in denselben legen/ und darinn erhalten lassen
oder erfüllen können/ so fern die Empfindlichkeit deß
Pferdes solches zulässet. Welches zwar durch deß
Reuters lindes Anhalten wieder in etwas zumässigen
wäre/ oder welche Pferde an dem Kin weniger Em-
pfindlichkeit spüren lassen/ als die Nothdurfft erfor-
dert/ dann auff die Empfindlichkeit hat der Zäumer
forderst zusehen/ damit er sich vor aller Extremität
hüten möge/ auch dem allerunempfindlichsten Pferde
die schärffeste Kinketten zugeben/ wird ehe gefährlich
und schädlich/ als nöhtig und nützlich seyn.

Hiebey er aber auff deß Pferdes innerliche Em-
pfindlichkeit oder Willen acht zu haben Ursach befin-
den wird/ daß er denen Pferden/ so sich Capricios, ste-
ckend/ desperat erweisen/ welche ohne Appogio deß
Zaums seyn/ mit keiner scharffen Kinketten solche La-
ster vermehre/ ob gleich die äusserliche Gestalt und
Beschaffenheit desselbe erfordere oder zuliesse/ weil
die innerlichen Bewegungen viel kräfftiger als die
äusserlichen würcken.

Weil dann von der rechten Logierung und Bestä-
tigung der Kinketten auch die gute und böse Wür-
ckungen der Stangen dependiren/ und das Gebiß all
sein Vermögen von der Kinketten nimt: so ist umb
soviel mehr nöhtig/ daß auch derselben Gestalt und
Masse/ nach solcher Beschaffenheit genommen wer-
de/ damit sie sich recht mitten in die Höhle lege; wo
aber keine/ doch am selben Ort/ wo sie sich befinden
soll/ daß auch die Haken solche also fassen/ daß sie sich
weder umwenden noch steigen können/ welches am
ehsten erfolgen wird/ wann die Glieder der Gestalt
einander umgreiffen/ daß sich jedes Glied hin und
wieder/ sonder alles Sperren bewegen lässet und
gantz gängig ist/ ob gleich dieselben so eng/ daß sie sich
weder in einander schieben noch auß einander ziehen
lassen.

Die gewisse Maaß wird am besten getroffen seyn/
wann dieselbe weder schlottert noch drucket und die
Stangen weder durchfallen noch starren lässet.

Also viel und gantz gleiche Justezza wird auch in
derselben rechtem Gebrauch erfordert. Dann gleich
wie die Zäumung die vornehmste und nöhtigste Wis-
senschafft in der gantzen Reit-Kunst ist: so ist auch
obenerwähnte rechte Ordinierung der Kinketten
Quinta Essentia der gantzen Zäumung/ auß welcher
alle böse und gute Würckungen entstehen/ so auß
beyderley Application erfolgen können/ und hierinen
kan der allergeringste Mangel mehr als in den übri-
gen Stücken der gröste schaden.

Wann sich nun ihre Richtung eben an dem Ort
anfänget/ wo sich der Stangen Würckung enden
solle/ und an dem Ort vereiniget werden/ wo der äus-
sere Mittelpunct deß Gebisses erscheinet/ dasselbe aber

auff

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] bogen und gemachet/ oder ſcharf ſeyn werden/ ſon-
derlich wo ſie dabey zu kurtz/ ſo wird die Kinketten mit
Gewalt erhoben/ umgewendet und auß ihrem Ort
delogiret/ wann ſie zu lang/ kan die Kinketten niemals
zu der Wuͤrckung gelangen/ und das Kin nicht errei-
chen/ hergegen werden die Lefftzen um ſo viel mehr be-
drenget/ wann die Stangen ehe durchfallen und ſich
anſetzen muͤſſen/ als die Kinketten dieſelbe erreichen
und ſolche zuruͤck halten kan/ wo aber das Kinketten
und Haken zu kurtz/ ſo wuͤrcket die Kinketten ehe und
kraͤfftiger als das Mundſtuͤck/ welches abgehalten
wird/ ſich mit gebuͤhrlicher Maß auff die Buͤler zu le-
gen/ dagegen aber gegen dem Zaum ſteigen muß.
Seynd ſie aber beyde zu lang/ ſo wuͤrcket das Mund-
ſtuͤck ehe und ſtaͤrcker als die Kinketten/ welche allen
Effect verlieret/ weil ſie ihr gehoͤriges Ort nicht be-
ruͤhren/ noch die Stangen genug zuruͤck halten kan/
ſondern muß ſolche durchfallen/ die Lefftzen drucken/
die Buͤler und Zungen uͤber die Gebuͤhr beſchweren
und verletzen laſſen/ wie aber mit der Kinketten recht-
maͤſſig zu verfahren/ daß das boͤſe verhuͤtet und das
gute zu erhalten ſey/ iſt theils bey der Unterweiſung/
und das vornehmſte bey den Geheimnuͤſſen und dem
recht gemachten Zeug/ auch deſſelben rechtmaͤſſigen
Gebrauch unterſchiedlich abzunehmen.

1. daß die Kinketten/ nach dem Gewaͤchs und Pro-
portion deß Kins/ geordnet ſeyn/ und um daſſelbe al-
ſo ligen ſolle/ daß ſie ſich an keinem Ort mehr oder
weniger anlege/ und nicht an einem zu viel und am
andern zu wenig wuͤrcken/ viel weniger drucken oder
beſchaͤdigen koͤnne. 2. Welche Sorten ſich zu dem
Kin am beſten ſchicken/ dann je runder/ dicker und
glatter dieſelbe gemachet/ je gelinder wird derſelben
Wuͤrckung ſeyn/ gleich wie die ſcharffen Ecken duͤnn
und ſcharff von ſtrenger Wuͤrckung befunden wer-
den. Darinnen dreyerley Haupt-Beſchaffenheiten
erſcheinen/ welche zu dem rechten Gebrauch noͤhtig
und nuͤtzlich ſeyn koͤnnen:

Als die gar gelinden bey den allerempfindlichſten
Pferden nuͤtzlich/ welche wiederum dreymal zu ver-
ſtaͤrcken ſeyn 1. die allerleiſeſten ſeynd von gelinden
leinen oder ſeydenen Baͤndern geflochten/ 2. von Baſt
oder Leder. 3. von groſſen Gliedern oder einem Stuͤck
Eyſen/ welche letzte auch den gantz deſperaten o-
der ſolchen Pferden/ allein anfangs ſo lang zugebrau-
chen/ biß ſie derſelben gewohnet/ und eine andere ge-
dulden gelernet dann viel Pferde entſetzen ſich allzeit
vor den ſcharffen Kinketten/ welchen man die An-
nehmligkeit durch ſolche beybringen muß/ wo man
ſie anderſt darauff ſetzen wil/ weil ſich dieſelbe nicht
wie das Eyſen von den Lefftzen uͤber ſich heben laſſen.

Dann ſeyn auch die mittelmaͤſſigen zuerwehlen
und dar zu zuſchreiten/ welche auch dreyerley Art in
deren Wuͤrckungen ſeyn als 1. von einem Stuͤck Ei-
ſen/ ſo zwiſchen zweyen Gliedern um daß Kin reichet/
oder Genneten/ welche wann ſie recht gemachet und
eingeleget werden/ zu Zeiten ein Fuchs-Kin fangen
koͤnnen/ 2. von breiten Gliedern/ welche wie ein Fla-
ſchenketten geleget und eng in einander gefuͤget/ wel-
che noch ein zimliche und unſchaͤdliche wuͤrckung bey
ſolchen Pferden haben/ die ſich nicht allzuwiderſetz-
lich gegen der Kinketten erzeigen/ 3. von Gliedern/ ſo
[Spaltenumbruch] mittelmaͤſſiger Dicke am Eyſen/ weſche ſolchen Pfer.
den von mittelmaͤſſiger Empfindlichkeit und der glei-
chen Kinketten in der Wuͤrckung erfordern/ dabey
ſie zulaſſen ſeyn.

Dann ſeyn auch die dritten/ als die harten im
Nothfall zunehmen/ ſo weit ſolche nicht gefaͤhrlich o-
der ſchaͤdlich gemachet und gebrauchet werden: und
zwar bey ſolchen Pferden/ welche einen engen Canal
haben/ dann wie ſie geſchmeydiger/ ſo werden ſie ſich
beſſer in denſelben legen/ und darinn erhalten laſſen
oder erfuͤllen koͤnnen/ ſo fern die Empfindlichkeit deß
Pferdes ſolches zulaͤſſet. Welches zwar durch deß
Reuters lindes Anhalten wieder in etwas zumaͤſſigen
waͤre/ oder welche Pferde an dem Kin weniger Em-
pfindlichkeit ſpuͤren laſſen/ als die Nothdurfft erfor-
dert/ dann auff die Empfindlichkeit hat der Zaͤumer
forderſt zuſehen/ damit er ſich vor aller Extremitaͤt
huͤten moͤge/ auch dem allerunempfindlichſten Pferde
die ſchaͤrffeſte Kinketten zugeben/ wird ehe gefaͤhrlich
und ſchaͤdlich/ als noͤhtig und nuͤtzlich ſeyn.

Hiebey er aber auff deß Pferdes innerliche Em-
pfindlichkeit oder Willen acht zu haben Urſach befin-
den wird/ daß er denen Pferden/ ſo ſich Capricios, ſte-
ckend/ deſperat erweiſen/ welche ohne Appogio deß
Zaums ſeyn/ mit keiner ſcharffen Kinketten ſolche La-
ſter vermehre/ ob gleich die aͤuſſerliche Geſtalt und
Beſchaffenheit deſſelbe erfordere oder zulieſſe/ weil
die innerlichen Bewegungen viel kraͤfftiger als die
aͤuſſerlichen wuͤrcken.

Weil dann von der rechten Logierung und Beſtaͤ-
tigung der Kinketten auch die gute und boͤſe Wuͤr-
ckungen der Stangen dependiren/ und das Gebiß all
ſein Vermoͤgen von der Kinketten nimt: ſo iſt umb
ſoviel mehr noͤhtig/ daß auch derſelben Geſtalt und
Maſſe/ nach ſolcher Beſchaffenheit genommen wer-
de/ damit ſie ſich recht mitten in die Hoͤhle lege; wo
aber keine/ doch am ſelben Ort/ wo ſie ſich befinden
ſoll/ daß auch die Haken ſolche alſo faſſen/ daß ſie ſich
weder umwenden noch ſteigen koͤnnen/ welches am
ehſten erfolgen wird/ wann die Glieder der Geſtalt
einander umgreiffen/ daß ſich jedes Glied hin und
wieder/ ſonder alles Sperren bewegen laͤſſet und
gantz gaͤngig iſt/ ob gleich dieſelben ſo eng/ daß ſie ſich
weder in einander ſchieben noch auß einander ziehen
laſſen.

Die gewiſſe Maaß wird am beſten getroffen ſeyn/
wann dieſelbe weder ſchlottert noch drucket und die
Stangen weder durchfallen noch ſtarren laͤſſet.

Alſo viel und gantz gleiche Juſtezza wird auch in
derſelben rechtem Gebrauch erfordert. Dann gleich
wie die Zaͤumung die vornehmſte und noͤhtigſte Wiſ-
ſenſchafft in der gantzen Reit-Kunſt iſt: ſo iſt auch
obenerwaͤhnte rechte Ordinierung der Kinketten
Quinta Eſſentia der gantzen Zaͤumung/ auß welcher
alle boͤſe und gute Wuͤrckungen entſtehen/ ſo auß
beyderley Application erfolgen koͤnnen/ und hierinen
kan der allergeringſte Mangel mehr als in den uͤbri-
gen Stuͤcken der groͤſte ſchaden.

Wann ſich nun ihre Richtung eben an dem Ort
anfaͤnget/ wo ſich der Stangen Wuͤrckung enden
ſolle/ und an dem Ort vereiniget werden/ wo der aͤuſ-
ſere Mittelpunct deß Gebiſſes erſcheinet/ daſſelbe aber

auff
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[212/0224] Neuer vollkommener bogen und gemachet/ oder ſcharf ſeyn werden/ ſon- derlich wo ſie dabey zu kurtz/ ſo wird die Kinketten mit Gewalt erhoben/ umgewendet und auß ihrem Ort delogiret/ wann ſie zu lang/ kan die Kinketten niemals zu der Wuͤrckung gelangen/ und das Kin nicht errei- chen/ hergegen werden die Lefftzen um ſo viel mehr be- drenget/ wann die Stangen ehe durchfallen und ſich anſetzen muͤſſen/ als die Kinketten dieſelbe erreichen und ſolche zuruͤck halten kan/ wo aber das Kinketten und Haken zu kurtz/ ſo wuͤrcket die Kinketten ehe und kraͤfftiger als das Mundſtuͤck/ welches abgehalten wird/ ſich mit gebuͤhrlicher Maß auff die Buͤler zu le- gen/ dagegen aber gegen dem Zaum ſteigen muß. Seynd ſie aber beyde zu lang/ ſo wuͤrcket das Mund- ſtuͤck ehe und ſtaͤrcker als die Kinketten/ welche allen Effect verlieret/ weil ſie ihr gehoͤriges Ort nicht be- ruͤhren/ noch die Stangen genug zuruͤck halten kan/ ſondern muß ſolche durchfallen/ die Lefftzen drucken/ die Buͤler und Zungen uͤber die Gebuͤhr beſchweren und verletzen laſſen/ wie aber mit der Kinketten recht- maͤſſig zu verfahren/ daß das boͤſe verhuͤtet und das gute zu erhalten ſey/ iſt theils bey der Unterweiſung/ und das vornehmſte bey den Geheimnuͤſſen und dem recht gemachten Zeug/ auch deſſelben rechtmaͤſſigen Gebrauch unterſchiedlich abzunehmen. 1. daß die Kinketten/ nach dem Gewaͤchs und Pro- portion deß Kins/ geordnet ſeyn/ und um daſſelbe al- ſo ligen ſolle/ daß ſie ſich an keinem Ort mehr oder weniger anlege/ und nicht an einem zu viel und am andern zu wenig wuͤrcken/ viel weniger drucken oder beſchaͤdigen koͤnne. 2. Welche Sorten ſich zu dem Kin am beſten ſchicken/ dann je runder/ dicker und glatter dieſelbe gemachet/ je gelinder wird derſelben Wuͤrckung ſeyn/ gleich wie die ſcharffen Ecken duͤnn und ſcharff von ſtrenger Wuͤrckung befunden wer- den. Darinnen dreyerley Haupt-Beſchaffenheiten erſcheinen/ welche zu dem rechten Gebrauch noͤhtig und nuͤtzlich ſeyn koͤnnen: Als die gar gelinden bey den allerempfindlichſten Pferden nuͤtzlich/ welche wiederum dreymal zu ver- ſtaͤrcken ſeyn 1. die allerleiſeſten ſeynd von gelinden leinen oder ſeydenen Baͤndern geflochten/ 2. von Baſt oder Leder. 3. von groſſen Gliedern oder einem Stuͤck Eyſen/ welche letzte auch den gantz deſperaten o- der ſolchen Pferden/ allein anfangs ſo lang zugebrau- chen/ biß ſie derſelben gewohnet/ und eine andere ge- dulden gelernet dann viel Pferde entſetzen ſich allzeit vor den ſcharffen Kinketten/ welchen man die An- nehmligkeit durch ſolche beybringen muß/ wo man ſie anderſt darauff ſetzen wil/ weil ſich dieſelbe nicht wie das Eyſen von den Lefftzen uͤber ſich heben laſſen. Dann ſeyn auch die mittelmaͤſſigen zuerwehlen und dar zu zuſchreiten/ welche auch dreyerley Art in deren Wuͤrckungen ſeyn als 1. von einem Stuͤck Ei- ſen/ ſo zwiſchen zweyen Gliedern um daß Kin reichet/ oder Genneten/ welche wann ſie recht gemachet und eingeleget werden/ zu Zeiten ein Fuchs-Kin fangen koͤnnen/ 2. von breiten Gliedern/ welche wie ein Fla- ſchenketten geleget und eng in einander gefuͤget/ wel- che noch ein zimliche und unſchaͤdliche wuͤrckung bey ſolchen Pferden haben/ die ſich nicht allzuwiderſetz- lich gegen der Kinketten erzeigen/ 3. von Gliedern/ ſo mittelmaͤſſiger Dicke am Eyſen/ weſche ſolchen Pfer. den von mittelmaͤſſiger Empfindlichkeit und der glei- chen Kinketten in der Wuͤrckung erfordern/ dabey ſie zulaſſen ſeyn. Dann ſeyn auch die dritten/ als die harten im Nothfall zunehmen/ ſo weit ſolche nicht gefaͤhrlich o- der ſchaͤdlich gemachet und gebrauchet werden: und zwar bey ſolchen Pferden/ welche einen engen Canal haben/ dann wie ſie geſchmeydiger/ ſo werden ſie ſich beſſer in denſelben legen/ und darinn erhalten laſſen oder erfuͤllen koͤnnen/ ſo fern die Empfindlichkeit deß Pferdes ſolches zulaͤſſet. Welches zwar durch deß Reuters lindes Anhalten wieder in etwas zumaͤſſigen waͤre/ oder welche Pferde an dem Kin weniger Em- pfindlichkeit ſpuͤren laſſen/ als die Nothdurfft erfor- dert/ dann auff die Empfindlichkeit hat der Zaͤumer forderſt zuſehen/ damit er ſich vor aller Extremitaͤt huͤten moͤge/ auch dem allerunempfindlichſten Pferde die ſchaͤrffeſte Kinketten zugeben/ wird ehe gefaͤhrlich und ſchaͤdlich/ als noͤhtig und nuͤtzlich ſeyn. Hiebey er aber auff deß Pferdes innerliche Em- pfindlichkeit oder Willen acht zu haben Urſach befin- den wird/ daß er denen Pferden/ ſo ſich Capricios, ſte- ckend/ deſperat erweiſen/ welche ohne Appogio deß Zaums ſeyn/ mit keiner ſcharffen Kinketten ſolche La- ſter vermehre/ ob gleich die aͤuſſerliche Geſtalt und Beſchaffenheit deſſelbe erfordere oder zulieſſe/ weil die innerlichen Bewegungen viel kraͤfftiger als die aͤuſſerlichen wuͤrcken. Weil dann von der rechten Logierung und Beſtaͤ- tigung der Kinketten auch die gute und boͤſe Wuͤr- ckungen der Stangen dependiren/ und das Gebiß all ſein Vermoͤgen von der Kinketten nimt: ſo iſt umb ſoviel mehr noͤhtig/ daß auch derſelben Geſtalt und Maſſe/ nach ſolcher Beſchaffenheit genommen wer- de/ damit ſie ſich recht mitten in die Hoͤhle lege; wo aber keine/ doch am ſelben Ort/ wo ſie ſich befinden ſoll/ daß auch die Haken ſolche alſo faſſen/ daß ſie ſich weder umwenden noch ſteigen koͤnnen/ welches am ehſten erfolgen wird/ wann die Glieder der Geſtalt einander umgreiffen/ daß ſich jedes Glied hin und wieder/ ſonder alles Sperren bewegen laͤſſet und gantz gaͤngig iſt/ ob gleich dieſelben ſo eng/ daß ſie ſich weder in einander ſchieben noch auß einander ziehen laſſen. Die gewiſſe Maaß wird am beſten getroffen ſeyn/ wann dieſelbe weder ſchlottert noch drucket und die Stangen weder durchfallen noch ſtarren laͤſſet. Alſo viel und gantz gleiche Juſtezza wird auch in derſelben rechtem Gebrauch erfordert. Dann gleich wie die Zaͤumung die vornehmſte und noͤhtigſte Wiſ- ſenſchafft in der gantzen Reit-Kunſt iſt: ſo iſt auch obenerwaͤhnte rechte Ordinierung der Kinketten Quinta Eſſentia der gantzen Zaͤumung/ auß welcher alle boͤſe und gute Wuͤrckungen entſtehen/ ſo auß beyderley Application erfolgen koͤnnen/ und hierinen kan der allergeringſte Mangel mehr als in den uͤbri- gen Stuͤcken der groͤſte ſchaden. Wann ſich nun ihre Richtung eben an dem Ort anfaͤnget/ wo ſich der Stangen Wuͤrckung enden ſolle/ und an dem Ort vereiniget werden/ wo der aͤuſ- ſere Mittelpunct deß Gebiſſes erſcheinet/ daſſelbe aber auff

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/224>, abgerufen am 29.04.2024.