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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Verdünnte Lösungen.
K und des Cl die des NO3 von vorneherein bereits mitbestimmt
ist (§ 198). Demgemäss sind auch die Concentrationen aller
einzelnen Molekülarten nach § 204 (a = 4, b = 1) bei gegebenem
Druck und Temperatur durch 3 derselben vollkommen bestimmt.
Dies gilt natürlich unabhängig davon, ob, wie es höchst wahr-
scheinlich zutrifft, bei der Aufstellung der Gleichgewichts-
bedingungen für die betrachtete Lösung noch andere Molekül-
arten und andere chemische Umwandlungen als die hier vor-
gesehenen berücksichtigt werden müssen.

§ 280. Wenn in dem System (216) von beliebig vielen
unabhängigen Bestandtheilen in beliebig vielen Phasen die Gleich-
gewichtsbedingung (218) nicht erfüllt ist, wenn also für eine
beliebige virtuelle isothermisch-isopiestische Aenderung:
Sn0 log c0 + n1 log c1 + n2 log c2 + .... log K,
so ist die Richtung der in der Natur thatsächlich eintretenden
Veränderung durch die Bedingung d Ph > 0 (§ 147) bestimmt.
Bezeichnen wir also jetzt mit n0, n1, n2, ... einfache ganze
Zahlen, welche nicht nur proportional, sondern auch von gleichem
Vorzeichen sind wie die bei der wirklichen Umwandlung ein-
tretenden Aenderungen der Molekülzahlen, so ergibt sich aus
(215) für die Richtung der in der Natur eintretenden isothermisch-
isopiestischen Veränderung ganz allgemein, sei es dass es sich
um eine chemische Umwandlung innerhalb einer einzelnen Phase
oder um den Uebergang von Molekülen zwischen verschiedenen
Phasen handelt:
Sn0 log c0 + n1 log c1 + n2 log c2 + .... < log K,
wobei K wieder durch (218) definirt ist.

Es liegt nahe, die Differenz der Ausdrücke rechts und links
in Zusammenhang zu bringen mit dem zeitlichen Verlauf der
Veränderung, und in der That lässt sich hieraus ein allgemeines
Gesetz für die Geschwindigkeit irreversibler isothermisch-iso-
piestischer Prozesse ableiten, worauf indessen in diesem Buche
nicht weiter eingegangen werden soll.


Verdünnte Lösungen.
K und des Cl die des NO3 von vorneherein bereits mitbestimmt
ist (§ 198). Demgemäss sind auch die Concentrationen aller
einzelnen Molekülarten nach § 204 (α = 4, β = 1) bei gegebenem
Druck und Temperatur durch 3 derselben vollkommen bestimmt.
Dies gilt natürlich unabhängig davon, ob, wie es höchst wahr-
scheinlich zutrifft, bei der Aufstellung der Gleichgewichts-
bedingungen für die betrachtete Lösung noch andere Molekül-
arten und andere chemische Umwandlungen als die hier vor-
gesehenen berücksichtigt werden müssen.

§ 280. Wenn in dem System (216) von beliebig vielen
unabhängigen Bestandtheilen in beliebig vielen Phasen die Gleich-
gewichtsbedingung (218) nicht erfüllt ist, wenn also für eine
beliebige virtuelle isothermisch-isopiestische Aenderung:
Σν0 log c0 + ν1 log c1 + ν2 log c2 + .... ≷ log K,
so ist die Richtung der in der Natur thatsächlich eintretenden
Veränderung durch die Bedingung d Φ > 0 (§ 147) bestimmt.
Bezeichnen wir also jetzt mit ν0, ν1, ν2, … einfache ganze
Zahlen, welche nicht nur proportional, sondern auch von gleichem
Vorzeichen sind wie die bei der wirklichen Umwandlung ein-
tretenden Aenderungen der Molekülzahlen, so ergibt sich aus
(215) für die Richtung der in der Natur eintretenden isothermisch-
isopiestischen Veränderung ganz allgemein, sei es dass es sich
um eine chemische Umwandlung innerhalb einer einzelnen Phase
oder um den Uebergang von Molekülen zwischen verschiedenen
Phasen handelt:
Σν0 log c0 + ν1 log c1 + ν2 log c2 + .... < log K,
wobei K wieder durch (218) definirt ist.

Es liegt nahe, die Differenz der Ausdrücke rechts und links
in Zusammenhang zu bringen mit dem zeitlichen Verlauf der
Veränderung, und in der That lässt sich hieraus ein allgemeines
Gesetz für die Geschwindigkeit irreversibler isothermisch-iso-
piestischer Prozesse ableiten, worauf indessen in diesem Buche
nicht weiter eingegangen werden soll.


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[247/0263] Verdünnte Lösungen. K und des Cl die des NO3 von vorneherein bereits mitbestimmt ist (§ 198). Demgemäss sind auch die Concentrationen aller einzelnen Molekülarten nach § 204 (α = 4, β = 1) bei gegebenem Druck und Temperatur durch 3 derselben vollkommen bestimmt. Dies gilt natürlich unabhängig davon, ob, wie es höchst wahr- scheinlich zutrifft, bei der Aufstellung der Gleichgewichts- bedingungen für die betrachtete Lösung noch andere Molekül- arten und andere chemische Umwandlungen als die hier vor- gesehenen berücksichtigt werden müssen. § 280. Wenn in dem System (216) von beliebig vielen unabhängigen Bestandtheilen in beliebig vielen Phasen die Gleich- gewichtsbedingung (218) nicht erfüllt ist, wenn also für eine beliebige virtuelle isothermisch-isopiestische Aenderung: Σν0 log c0 + ν1 log c1 + ν2 log c2 + .... ≷ log K, so ist die Richtung der in der Natur thatsächlich eintretenden Veränderung durch die Bedingung d Φ > 0 (§ 147) bestimmt. Bezeichnen wir also jetzt mit ν0, ν1, ν2, … einfache ganze Zahlen, welche nicht nur proportional, sondern auch von gleichem Vorzeichen sind wie die bei der wirklichen Umwandlung ein- tretenden Aenderungen der Molekülzahlen, so ergibt sich aus (215) für die Richtung der in der Natur eintretenden isothermisch- isopiestischen Veränderung ganz allgemein, sei es dass es sich um eine chemische Umwandlung innerhalb einer einzelnen Phase oder um den Uebergang von Molekülen zwischen verschiedenen Phasen handelt: Σν0 log c0 + ν1 log c1 + ν2 log c2 + .... < log K, wobei K wieder durch (218) definirt ist. Es liegt nahe, die Differenz der Ausdrücke rechts und links in Zusammenhang zu bringen mit dem zeitlichen Verlauf der Veränderung, und in der That lässt sich hieraus ein allgemeines Gesetz für die Geschwindigkeit irreversibler isothermisch-iso- piestischer Prozesse ableiten, worauf indessen in diesem Buche nicht weiter eingegangen werden soll.

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/263>, abgerufen am 26.04.2024.