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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie.
Flüssigkeit aus ebensolchen Molekülen bestehen kann wie der
Dampf. Den zweiten Fall haben wir beim Beginn irgend einer
chemischen Reaktion, insofern eine Substanz mit einer chemisch
differenten in Berührung ist. Ob ein System physikalisch
homogen ist oder nicht, lässt sich durch Aufsuchung etwaiger
Trennungsflächen innerhalb des Systems, eventuell auch durch
andere Mittel, z. B. bei Emulsionen durch Messung der Dampf-
spannung oder des Gefrierpunktes (§ 223), in den meisten Fällen
zu unzweifelhafter Entscheidung bringen, viel schwieriger und
bis jetzt nur in besonderen Fällen gelungen ist die Beantwortung
der Frage, ob ein System chemisch homogen ist, d. h. aus
gleichartigen Molekülen besteht. Daher legen wir auch die
erstere und nicht die letztere Eintheilung unserer Untersuchung
zu Grunde.

§ 93. Ein Charakteristikum der Vorgänge in nichthomo-
genen Systemen sind die im Allgemeinen beträchtlichen dabei ein-
tretenden Temperaturänderungen, z. B. beim Verdampfen oder
beim Oxydiren. Die Aufrechterhaltung der Anfangstemperatur
und des Anfangsdrucks erfordert dann einen beträchtlichen
Wärmeaustausch mit der Umgebung und eine entsprechende
äussere Arbeit. Ersterer ist aber in der Regel viel bedeutender
als letztere, die bei den meisten chemischen Vorgängen ganz
vernachlässigt werden kann. Daher misst man in der Thermo-
chemie die äusseren Wirkungen:
(45) Q + A = U2 -- U1
gewöhnlich in Calorieen (calorisches Aequivalent der äusseren
Wirkungen). Die äussere Arbeit A erscheint darin nur als ein
untergeordnetes Glied. Da ferner die meisten chemischen Vor-
gänge mit Temperaturerhöhung, also, wenn die Anfangstemperatur
wiederhergestellt wird, mit Wärmeabgabe nach Aussen verlaufen
(exothermische Vorgänge), so bezeichnet man in der Thermo-
chemie die behufs Wiederherstellung der Anfangstemperatur
nach Aussen abzugebende Wärmemenge als "positive Wärme-
tönung" des Prozesses. In unseren Rechnungen werden wir
daher für einen Prozess mit positiver Wärmetönung (z. B. Ver-
brennung) die von Aussen zugeführte Wärme Q negativ, für
einen mit negativer Wärmetönung (Verdampfung, Schmelzung,
Dissociation) diese Wärme Q positiv zu nehmen haben.

Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie.
Flüssigkeit aus ebensolchen Molekülen bestehen kann wie der
Dampf. Den zweiten Fall haben wir beim Beginn irgend einer
chemischen Reaktion, insofern eine Substanz mit einer chemisch
differenten in Berührung ist. Ob ein System physikalisch
homogen ist oder nicht, lässt sich durch Aufsuchung etwaiger
Trennungsflächen innerhalb des Systems, eventuell auch durch
andere Mittel, z. B. bei Emulsionen durch Messung der Dampf-
spannung oder des Gefrierpunktes (§ 223), in den meisten Fällen
zu unzweifelhafter Entscheidung bringen, viel schwieriger und
bis jetzt nur in besonderen Fällen gelungen ist die Beantwortung
der Frage, ob ein System chemisch homogen ist, d. h. aus
gleichartigen Molekülen besteht. Daher legen wir auch die
erstere und nicht die letztere Eintheilung unserer Untersuchung
zu Grunde.

§ 93. Ein Charakteristikum der Vorgänge in nichthomo-
genen Systemen sind die im Allgemeinen beträchtlichen dabei ein-
tretenden Temperaturänderungen, z. B. beim Verdampfen oder
beim Oxydiren. Die Aufrechterhaltung der Anfangstemperatur
und des Anfangsdrucks erfordert dann einen beträchtlichen
Wärmeaustausch mit der Umgebung und eine entsprechende
äussere Arbeit. Ersterer ist aber in der Regel viel bedeutender
als letztere, die bei den meisten chemischen Vorgängen ganz
vernachlässigt werden kann. Daher misst man in der Thermo-
chemie die äusseren Wirkungen:
(45) Q + A = U2U1
gewöhnlich in Calorieen (calorisches Aequivalent der äusseren
Wirkungen). Die äussere Arbeit A erscheint darin nur als ein
untergeordnetes Glied. Da ferner die meisten chemischen Vor-
gänge mit Temperaturerhöhung, also, wenn die Anfangstemperatur
wiederhergestellt wird, mit Wärmeabgabe nach Aussen verlaufen
(exothermische Vorgänge), so bezeichnet man in der Thermo-
chemie die behufs Wiederherstellung der Anfangstemperatur
nach Aussen abzugebende Wärmemenge als „positive Wärme-
tönung“ des Prozesses. In unseren Rechnungen werden wir
daher für einen Prozess mit positiver Wärmetönung (z. B. Ver-
brennung) die von Aussen zugeführte Wärme Q negativ, für
einen mit negativer Wärmetönung (Verdampfung, Schmelzung,
Dissociation) diese Wärme Q positiv zu nehmen haben.

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[62/0078] Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie. Flüssigkeit aus ebensolchen Molekülen bestehen kann wie der Dampf. Den zweiten Fall haben wir beim Beginn irgend einer chemischen Reaktion, insofern eine Substanz mit einer chemisch differenten in Berührung ist. Ob ein System physikalisch homogen ist oder nicht, lässt sich durch Aufsuchung etwaiger Trennungsflächen innerhalb des Systems, eventuell auch durch andere Mittel, z. B. bei Emulsionen durch Messung der Dampf- spannung oder des Gefrierpunktes (§ 223), in den meisten Fällen zu unzweifelhafter Entscheidung bringen, viel schwieriger und bis jetzt nur in besonderen Fällen gelungen ist die Beantwortung der Frage, ob ein System chemisch homogen ist, d. h. aus gleichartigen Molekülen besteht. Daher legen wir auch die erstere und nicht die letztere Eintheilung unserer Untersuchung zu Grunde. § 93. Ein Charakteristikum der Vorgänge in nichthomo- genen Systemen sind die im Allgemeinen beträchtlichen dabei ein- tretenden Temperaturänderungen, z. B. beim Verdampfen oder beim Oxydiren. Die Aufrechterhaltung der Anfangstemperatur und des Anfangsdrucks erfordert dann einen beträchtlichen Wärmeaustausch mit der Umgebung und eine entsprechende äussere Arbeit. Ersterer ist aber in der Regel viel bedeutender als letztere, die bei den meisten chemischen Vorgängen ganz vernachlässigt werden kann. Daher misst man in der Thermo- chemie die äusseren Wirkungen: (45) Q + A = U2 — U1 gewöhnlich in Calorieen (calorisches Aequivalent der äusseren Wirkungen). Die äussere Arbeit A erscheint darin nur als ein untergeordnetes Glied. Da ferner die meisten chemischen Vor- gänge mit Temperaturerhöhung, also, wenn die Anfangstemperatur wiederhergestellt wird, mit Wärmeabgabe nach Aussen verlaufen (exothermische Vorgänge), so bezeichnet man in der Thermo- chemie die behufs Wiederherstellung der Anfangstemperatur nach Aussen abzugebende Wärmemenge als „positive Wärme- tönung“ des Prozesses. In unseren Rechnungen werden wir daher für einen Prozess mit positiver Wärmetönung (z. B. Ver- brennung) die von Aussen zugeführte Wärme Q negativ, für einen mit negativer Wärmetönung (Verdampfung, Schmelzung, Dissociation) diese Wärme Q positiv zu nehmen haben.

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/78>, abgerufen am 29.04.2024.