Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
X.
Auf Gewässer, welche ruhen,
Weil gebändiget vom Eise,
Zieht die Jugend leichte Kreise,
Wandelnd auf den Flügelschuhen.
Doch ich wandle, Freund, alleine,
Freund, allein und nicht zum Ziele:
Der Gestalten sind so viele,
Leider aber nicht die Deine.
Hefte den Kothurn der Wogen
An die leichten Hermesfüße,
Daß begegnend bald dich grüße,
Dem du dich so lang' entzogen!
Welch ein Glück, dahin zu schwinden
Auf der Fläche, klar und eben,
Magisch sich vorüberschweben,
Flieh'n sich und sich wiederfinden!
Aber ist es nicht vergebens?
Weilst du nicht, was kann es frommen?
Dies unstäte Gehn und Kommen
Ist das wahre Bild des Lebens.

v. Platen's Gedichte. 2
X.
Auf Gewaͤſſer, welche ruhen,
Weil gebaͤndiget vom Eiſe,
Zieht die Jugend leichte Kreiſe,
Wandelnd auf den Fluͤgelſchuhen.
Doch ich wandle, Freund, alleine,
Freund, allein und nicht zum Ziele:
Der Geſtalten ſind ſo viele,
Leider aber nicht die Deine.
Hefte den Kothurn der Wogen
An die leichten Hermesfuͤße,
Daß begegnend bald dich gruͤße,
Dem du dich ſo lang' entzogen!
Welch ein Gluͤck, dahin zu ſchwinden
Auf der Flaͤche, klar und eben,
Magiſch ſich voruͤberſchweben,
Flieh'n ſich und ſich wiederfinden!
Aber iſt es nicht vergebens?
Weilſt du nicht, was kann es frommen?
Dies unſtaͤte Gehn und Kommen
Iſt das wahre Bild des Lebens.

v. Platen's Gedichte. 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0027" n="17"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">X.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">A</hi>uf Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, welche ruhen,</l><lb/>
                <l>Weil geba&#x0364;ndiget vom Ei&#x017F;e,</l><lb/>
                <l>Zieht die Jugend leichte Krei&#x017F;e,</l><lb/>
                <l>Wandelnd auf den Flu&#x0364;gel&#x017F;chuhen.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Doch ich wandle, Freund, alleine,</l><lb/>
                <l>Freund, allein und nicht zum Ziele:</l><lb/>
                <l>Der Ge&#x017F;talten &#x017F;ind &#x017F;o viele,</l><lb/>
                <l>Leider aber nicht die Deine.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Hefte den Kothurn der Wogen</l><lb/>
                <l>An die leichten Hermesfu&#x0364;ße,</l><lb/>
                <l>Daß begegnend bald dich gru&#x0364;ße,</l><lb/>
                <l>Dem du dich &#x017F;o lang' entzogen!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Welch ein Glu&#x0364;ck, dahin zu &#x017F;chwinden</l><lb/>
                <l>Auf der Fla&#x0364;che, klar und eben,</l><lb/>
                <l>Magi&#x017F;ch &#x017F;ich voru&#x0364;ber&#x017F;chweben,</l><lb/>
                <l>Flieh'n &#x017F;ich und &#x017F;ich wiederfinden!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="5">
                <l>Aber i&#x017F;t es nicht vergebens?</l><lb/>
                <l>Weil&#x017F;t du nicht, was kann es frommen?</l><lb/>
                <l>Dies un&#x017F;ta&#x0364;te Gehn und Kommen</l><lb/>
                <l>I&#x017F;t das wahre Bild des Lebens.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <fw place="bottom" type="sig">v. Platen's Gedichte. 2<lb/></fw>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0027] X. Auf Gewaͤſſer, welche ruhen, Weil gebaͤndiget vom Eiſe, Zieht die Jugend leichte Kreiſe, Wandelnd auf den Fluͤgelſchuhen. Doch ich wandle, Freund, alleine, Freund, allein und nicht zum Ziele: Der Geſtalten ſind ſo viele, Leider aber nicht die Deine. Hefte den Kothurn der Wogen An die leichten Hermesfuͤße, Daß begegnend bald dich gruͤße, Dem du dich ſo lang' entzogen! Welch ein Gluͤck, dahin zu ſchwinden Auf der Flaͤche, klar und eben, Magiſch ſich voruͤberſchweben, Flieh'n ſich und ſich wiederfinden! Aber iſt es nicht vergebens? Weilſt du nicht, was kann es frommen? Dies unſtaͤte Gehn und Kommen Iſt das wahre Bild des Lebens. v. Platen's Gedichte. 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/27
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/27>, abgerufen am 10.12.2024.