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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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folgt werden, die keinen Einfluss mehr auf die Brutpflege
haben. Solche und andere "humane Gefühlsduseleien" wie
Pflege der Kranken, der Blinden, Taubstummen, überhaupt
aller Schwachen, hindern oder verzögern nur die Wirksam-
keit der natürlichen Zuchtwahl.

Besonders für Dinge wie Krankheits- und Arbeitslosen-
Versicherung, wie die Hülfe des Arztes, hauptsächlich des
Geburtshelfers, wird der strenge Rassenhygieniker nur ein
missbilligendes Achselzucken haben. Der Kampf um's
Dasein muss in seiner vollen Schärfe erhalten bleiben, wenn
wir uns rasch vervollkommnen sollen, das bleibt sein Dictum.

Gegen blutige Revolutionen, besonders solche, in denen
das Princip der Gleichberechtigung der Schwachen Zeugniss
seiner unwiderstehlich wachsenden Kraft ablegt, wird er
auf's heftigste eifern, als gegen eine unnöthige Zerstörung
guter Individuen.

Gegen die Kriege wird er weniger etwas haben, da
sie eines der Mittel im Kampf um's Dasein der Völker
bilden. Nur wird er darauf dringen, dass entweder mit
Söldnerheeren gekämpft wird, oder dass die Aushebung
beim System der allgemeinen Wehrpflicht so umfassend
wie nur möglich ist, um recht viele auch der schlechteren
Individuen in's Heer zu bekommen, so dass der Nachtheil
für die guten Convarianten nicht zu stark wird. Während
des Feldzugs wäre es dann gut, die besonders zusammen-
gereihten schlechten Varianten an die Stellen zu bringen,
wo man hauptsächlich Kanonenfutter braucht, und wo es
auf die individuelle Tüchtigkeit nicht so ankommt.

Bei solchem oder ähnlichem Gewährenlassen der natür-
lichen Zuchtwahl, die in unserem Beispiel noch durch eine
künstliche verstärkt ist, wäre eine rasche Vervollkommnung
der Rasse zu erwarten.

10*

folgt werden, die keinen Einfluss mehr auf die Brutpflege
haben. Solche und andere „humane Gefühlsduseleien“ wie
Pflege der Kranken, der Blinden, Taubstummen, überhaupt
aller Schwachen, hindern oder verzögern nur die Wirksam-
keit der natürlichen Zuchtwahl.

Besonders für Dinge wie Krankheits- und Arbeitslosen-
Versicherung, wie die Hülfe des Arztes, hauptsächlich des
Geburtshelfers, wird der strenge Rassenhygieniker nur ein
missbilligendes Achselzucken haben. Der Kampf um’s
Dasein muss in seiner vollen Schärfe erhalten bleiben, wenn
wir uns rasch vervollkommnen sollen, das bleibt sein Dictum.

Gegen blutige Revolutionen, besonders solche, in denen
das Princip der Gleichberechtigung der Schwachen Zeugniss
seiner unwiderstehlich wachsenden Kraft ablegt, wird er
auf’s heftigste eifern, als gegen eine unnöthige Zerstörung
guter Individuen.

Gegen die Kriege wird er weniger etwas haben, da
sie eines der Mittel im Kampf um’s Dasein der Völker
bilden. Nur wird er darauf dringen, dass entweder mit
Söldnerheeren gekämpft wird, oder dass die Aushebung
beim System der allgemeinen Wehrpflicht so umfassend
wie nur möglich ist, um recht viele auch der schlechteren
Individuen in’s Heer zu bekommen, so dass der Nachtheil
für die guten Convarianten nicht zu stark wird. Während
des Feldzugs wäre es dann gut, die besonders zusammen-
gereihten schlechten Varianten an die Stellen zu bringen,
wo man hauptsächlich Kanonenfutter braucht, und wo es
auf die individuelle Tüchtigkeit nicht so ankommt.

Bei solchem oder ähnlichem Gewährenlassen der natür-
lichen Zuchtwahl, die in unserem Beispiel noch durch eine
künstliche verstärkt ist, wäre eine rasche Vervollkommnung
der Rasse zu erwarten.

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[147/0167] folgt werden, die keinen Einfluss mehr auf die Brutpflege haben. Solche und andere „humane Gefühlsduseleien“ wie Pflege der Kranken, der Blinden, Taubstummen, überhaupt aller Schwachen, hindern oder verzögern nur die Wirksam- keit der natürlichen Zuchtwahl. Besonders für Dinge wie Krankheits- und Arbeitslosen- Versicherung, wie die Hülfe des Arztes, hauptsächlich des Geburtshelfers, wird der strenge Rassenhygieniker nur ein missbilligendes Achselzucken haben. Der Kampf um’s Dasein muss in seiner vollen Schärfe erhalten bleiben, wenn wir uns rasch vervollkommnen sollen, das bleibt sein Dictum. Gegen blutige Revolutionen, besonders solche, in denen das Princip der Gleichberechtigung der Schwachen Zeugniss seiner unwiderstehlich wachsenden Kraft ablegt, wird er auf’s heftigste eifern, als gegen eine unnöthige Zerstörung guter Individuen. Gegen die Kriege wird er weniger etwas haben, da sie eines der Mittel im Kampf um’s Dasein der Völker bilden. Nur wird er darauf dringen, dass entweder mit Söldnerheeren gekämpft wird, oder dass die Aushebung beim System der allgemeinen Wehrpflicht so umfassend wie nur möglich ist, um recht viele auch der schlechteren Individuen in’s Heer zu bekommen, so dass der Nachtheil für die guten Convarianten nicht zu stark wird. Während des Feldzugs wäre es dann gut, die besonders zusammen- gereihten schlechten Varianten an die Stellen zu bringen, wo man hauptsächlich Kanonenfutter braucht, und wo es auf die individuelle Tüchtigkeit nicht so ankommt. Bei solchem oder ähnlichem Gewährenlassen der natür- lichen Zuchtwahl, die in unserem Beispiel noch durch eine künstliche verstärkt ist, wäre eine rasche Vervollkommnung der Rasse zu erwarten. 10*

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/167>, abgerufen am 30.04.2024.