Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite
Prof. Gerstenzucker mit verbundenem Kopfe tritt ein.
Neurer.
Ah, Herr Professor! Freut mich, die Ehre zu
haben. Aber in welch' einem Zustande?
Gerstenzucker.
Jch weiß nicht, was mein sonst so zahmer
Schimpanse plötzlich für einen Anfall von Wildheit
gehabt, daß er mich, seinen Wohlthäter, so miß-
handelt hat. Er ist eigentlich ganz sanfter Natur.
Neurer.
Bedaure sehr; aber, aber: naturam expellas,
tandem
...
Gerstenzucker.
Jch kann nur vermuthen, daß er über die
Flasche Branntwein gekommen ist, welche ich zum
Experimentiren gebrauche und aus Versehen auf
dem Schreibpulte stehen ließ.
Neurer.
Nach Allem, was ich amtlich erhoben, scheint
doch seine animalische Tendenz noch zu prävaliren;
denn er hat sich unbändig benommen und große
Wildheit geoffenbart. Ohne Zweifel wird er aber
Prof. Gerſtenzucker mit verbundenem Kopfe tritt ein.
Neurer.
Ah, Herr Profeſſor! Freut mich, die Ehre zu
haben. Aber in welch’ einem Zuſtande?
Gerſtenzucker.
Jch weiß nicht, was mein ſonſt ſo zahmer
Schimpanſe plötzlich für einen Anfall von Wildheit
gehabt, daß er mich, ſeinen Wohlthäter, ſo miß-
handelt hat. Er iſt eigentlich ganz ſanfter Natur.
Neurer.
Bedaure ſehr; aber, aber: naturam expellas,
tandem
Gerſtenzucker.
Jch kann nur vermuthen, daß er über die
Flaſche Branntwein gekommen iſt, welche ich zum
Experimentiren gebrauche und aus Verſehen auf
dem Schreibpulte ſtehen ließ.
Neurer.
Nach Allem, was ich amtlich erhoben, ſcheint
doch ſeine animaliſche Tendenz noch zu prävaliren;
denn er hat ſich unbändig benommen und große
Wildheit geoffenbart. Ohne Zweifel wird er aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#NEU">
              <pb facs="#f0256" n="252"/>
              <stage> <hi rendition="#c">Prof. <hi rendition="#g">Ger&#x017F;tenzucker</hi> mit verbundenem Kopfe tritt ein.</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NEU">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Neurer.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ah, Herr Profe&#x017F;&#x017F;or! Freut mich, die Ehre zu<lb/>
haben. Aber in welch&#x2019; einem Zu&#x017F;tande?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GERST">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ger&#x017F;tenzucker.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch weiß nicht, was mein &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o zahmer<lb/>
Schimpan&#x017F;e plötzlich für einen Anfall von Wildheit<lb/>
gehabt, daß er mich, &#x017F;einen Wohlthäter, &#x017F;o miß-<lb/>
handelt hat. Er i&#x017F;t eigentlich ganz &#x017F;anfter Natur.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NEU">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Neurer.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Bedaure &#x017F;ehr; aber, aber: <hi rendition="#aq">naturam expellas,<lb/>
tandem</hi> &#x2026;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GERST">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ger&#x017F;tenzucker.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch kann nur vermuthen, daß er über die<lb/>
Fla&#x017F;che Branntwein gekommen i&#x017F;t, welche ich zum<lb/>
Experimentiren gebrauche und aus Ver&#x017F;ehen auf<lb/>
dem Schreibpulte &#x017F;tehen ließ.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NEU">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Neurer.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Nach Allem, was ich amtlich erhoben, &#x017F;cheint<lb/>
doch &#x017F;eine animali&#x017F;che Tendenz noch zu prävaliren;<lb/>
denn er hat &#x017F;ich unbändig benommen und große<lb/>
Wildheit geoffenbart. Ohne Zweifel wird er aber<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0256] Prof. Gerſtenzucker mit verbundenem Kopfe tritt ein. Neurer. Ah, Herr Profeſſor! Freut mich, die Ehre zu haben. Aber in welch’ einem Zuſtande? Gerſtenzucker. Jch weiß nicht, was mein ſonſt ſo zahmer Schimpanſe plötzlich für einen Anfall von Wildheit gehabt, daß er mich, ſeinen Wohlthäter, ſo miß- handelt hat. Er iſt eigentlich ganz ſanfter Natur. Neurer. Bedaure ſehr; aber, aber: naturam expellas, tandem … Gerſtenzucker. Jch kann nur vermuthen, daß er über die Flaſche Branntwein gekommen iſt, welche ich zum Experimentiren gebrauche und aus Verſehen auf dem Schreibpulte ſtehen ließ. Neurer. Nach Allem, was ich amtlich erhoben, ſcheint doch ſeine animaliſche Tendenz noch zu prävaliren; denn er hat ſich unbändig benommen und große Wildheit geoffenbart. Ohne Zweifel wird er aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/256
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein05_1875/256>, abgerufen am 29.04.2024.