Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Drosselbart (tritt ein, mit Gefolge. Alle mit Vogelköpfen. Er hat eine ungeheuer große Kinnlade; läßt sich auf einem Knie vor der Prinzessin nieder. Erhabene Prinzessin! Schönste Jolinde! Ver- zeiht mir, daß ich vor Euch erscheine. Jch selbst trete vor Euch, ich selbst bitte um Eure Hand. Kein Mittelmann, kein Vertreter soll für mich werben. Sprechen Eure Hoheit das Wort der Entscheidung, ob Jhr meine Werbung annehmt. Alles biete ich, was ich bin und habe -- ja mein Leben, wenn Jhr es verlangt! Jolinde schweigt, senkt das Haupt und wendet sich ab. (Längere Pause.) Drosselbart. Was soll dieses Schweigen, erhabene Prinzessin? (Wieder eine Pause.) König. Edler König Drosselbart! Meine Tochter schweigt wohl, weil sie sich in Verlegenheit befindet. Was sollte eine Jungfrau thun, wenn ein solcher Bewerber zu ihren Füßen liegt, als bescheiden schweigen! Drosselbart steht auf und tritt etwas zurück. Drosselbart. Was soll aber ich denken? Droſſelbart (tritt ein, mit Gefolge. Alle mit Vogelköpfen. Er hat eine ungeheuer große Kinnlade; läßt ſich auf einem Knie vor der Prinzeſſin nieder. Erhabene Prinzeſſin! Schönſte Jolinde! Ver- zeiht mir, daß ich vor Euch erſcheine. Jch ſelbſt trete vor Euch, ich ſelbſt bitte um Eure Hand. Kein Mittelmann, kein Vertreter ſoll für mich werben. Sprechen Eure Hoheit das Wort der Entſcheidung, ob Jhr meine Werbung annehmt. Alles biete ich, was ich bin und habe — ja mein Leben, wenn Jhr es verlangt! Jolinde ſchweigt, ſenkt das Haupt und wendet ſich ab. (Längere Pauſe.) Droſſelbart. Was ſoll dieſes Schweigen, erhabene Prinzeſſin? (Wieder eine Pauſe.) König. Edler König Droſſelbart! Meine Tochter ſchweigt wohl, weil ſie ſich in Verlegenheit befindet. Was ſollte eine Jungfrau thun, wenn ein ſolcher Bewerber zu ihren Füßen liegt, als beſcheiden ſchweigen! Droſſelbart ſteht auf und tritt etwas zurück. Droſſelbart. Was ſoll aber ich denken? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0265" n="229"/> <sp who="#DRO"> <speaker> <hi rendition="#b">Droſſelbart</hi> </speaker> <stage>(tritt ein, mit Gefolge. Alle mit Vogelköpfen. Er<lb/><hi rendition="#c">hat eine ungeheuer große Kinnlade; läßt ſich auf einem Knie<lb/> vor der Prinzeſſin nieder.</hi></stage><lb/> <p>Erhabene Prinzeſſin! Schönſte Jolinde! Ver-<lb/> zeiht mir, daß ich vor Euch erſcheine. Jch ſelbſt<lb/> trete vor Euch, ich ſelbſt bitte um Eure Hand.<lb/><hi rendition="#g">Kein</hi> Mittelmann, <hi rendition="#g">kein</hi> Vertreter ſoll für mich<lb/> werben. Sprechen Eure Hoheit das Wort der<lb/> Entſcheidung, ob Jhr meine Werbung annehmt.<lb/> Alles biete ich, was ich bin und habe — ja mein<lb/><hi rendition="#g">Leben,</hi> wenn Jhr es verlangt!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Jolinde</hi> ſchweigt, ſenkt das Haupt und wendet ſich ab.<lb/> (<hi rendition="#g">Längere Pauſe.</hi>)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#DRO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Droſſelbart.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Was ſoll dieſes Schweigen, erhabene Prinzeſſin?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Wieder eine Pauſe.</hi>)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#KÖN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">König.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Edler König Droſſelbart! Meine Tochter ſchweigt<lb/> wohl, weil ſie ſich in Verlegenheit befindet. Was<lb/> ſollte eine Jungfrau thun, wenn ein <hi rendition="#g">ſolcher</hi><lb/> Bewerber zu ihren Füßen liegt, als beſcheiden<lb/> ſchweigen!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Droſſelbart ſteht auf und tritt etwas zurück.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#DRO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Droſſelbart.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Was ſoll aber <hi rendition="#g">ich</hi> denken?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0265]
Droſſelbart (tritt ein, mit Gefolge. Alle mit Vogelköpfen. Er
hat eine ungeheuer große Kinnlade; läßt ſich auf einem Knie
vor der Prinzeſſin nieder.
Erhabene Prinzeſſin! Schönſte Jolinde! Ver-
zeiht mir, daß ich vor Euch erſcheine. Jch ſelbſt
trete vor Euch, ich ſelbſt bitte um Eure Hand.
Kein Mittelmann, kein Vertreter ſoll für mich
werben. Sprechen Eure Hoheit das Wort der
Entſcheidung, ob Jhr meine Werbung annehmt.
Alles biete ich, was ich bin und habe — ja mein
Leben, wenn Jhr es verlangt!
Jolinde ſchweigt, ſenkt das Haupt und wendet ſich ab.
(Längere Pauſe.)
Droſſelbart.
Was ſoll dieſes Schweigen, erhabene Prinzeſſin?
(Wieder eine Pauſe.)
König.
Edler König Droſſelbart! Meine Tochter ſchweigt
wohl, weil ſie ſich in Verlegenheit befindet. Was
ſollte eine Jungfrau thun, wenn ein ſolcher
Bewerber zu ihren Füßen liegt, als beſcheiden
ſchweigen!
Droſſelbart ſteht auf und tritt etwas zurück.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/265>, abgerufen am 16.06.2024. |