Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Casperl.
Nun aber da soll er sich auch wie ein gebildeter
Mensch Haar und Bart abschneiden und nicht wie
ein Waldteufel herumlaufen, daß er zum fürchten
ausschaut. Man könnt 'n ja in jeder Menagerie
seh'n lassen. Jch hab ja z. B. noch kein g'scheit's
Wörtl von ihm g'hört. Die Frau Schwiegermaman
die red't doch bisweilen Was; aber freilich nichts
Angenehm's. Mich brummt's 'n ganzen Tag aus.

Man hört in der Ferne den Klang von Jagdhörnern.
Jolinde.
Himmel! Was hör' ich? Diese Klänge sind
mir bekannt! Das sind meines Vaters Jagdhörner!
Casperl.
Wie wär' das möglich? Jn dem Wald ist's
immer stumm und todt. Nur die Vögel zwitschern
oder kräh'n.
Jolinde.
Mein Gott! -- Vielleicht meines Vaters Ge-
folge! O Casperl, ich weiß, daß du mir ergeben
bist; könnte ich mit dir hinaus und den lieben
Klängen nacheilen! -- --
Casperl.
Ja, da hat's den Hacken, daß die unsichtbare Zauber-
gewalt uns bannt. Aber ich probir's doch.
(Geht ab.)
Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn 17
Casperl.
Nun aber da ſoll er ſich auch wie ein gebildeter
Menſch Haar und Bart abſchneiden und nicht wie
ein Waldteufel herumlaufen, daß er zum fürchten
ausſchaut. Man könnt ’n ja in jeder Menagerie
ſeh’n laſſen. Jch hab ja z. B. noch kein g’ſcheit’s
Wörtl von ihm g’hört. Die Frau Schwiegermaman
die red’t doch bisweilen Was; aber freilich nichts
Angenehm’s. Mich brummt’s ’n ganzen Tag aus.

Man hört in der Ferne den Klang von Jagdhörnern.
Jolinde.
Himmel! Was hör’ ich? Dieſe Klänge ſind
mir bekannt! Das ſind meines Vaters Jagdhörner!
Casperl.
Wie wär’ das möglich? Jn dem Wald iſt’s
immer ſtumm und todt. Nur die Vögel zwitſchern
oder kräh’n.
Jolinde.
Mein Gott! — Vielleicht meines Vaters Ge-
folge! O Casperl, ich weiß, daß du mir ergeben
biſt; könnte ich mit dir hinaus und den lieben
Klängen nacheilen! — —
Casperl.
Ja, da hat’s den Hacken, daß die unſichtbare Zauber-
gewalt uns bannt. Aber ich probir’s doch.
(Geht ab.)
Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn 17
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0293" n="257"/>
          <sp who="#CASPL">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nun aber da &#x017F;oll er &#x017F;ich auch wie ein gebildeter<lb/>
Men&#x017F;ch Haar und Bart ab&#x017F;chneiden und nicht wie<lb/>
ein Waldteufel herumlaufen, daß er zum fürchten<lb/>
aus&#x017F;chaut. Man könnt &#x2019;n ja in jeder Menagerie<lb/>
&#x017F;eh&#x2019;n la&#x017F;&#x017F;en. Jch hab ja z. B. noch kein g&#x2019;&#x017F;cheit&#x2019;s<lb/>
Wörtl von ihm g&#x2019;hört. Die Frau Schwiegermaman<lb/>
die red&#x2019;t doch bisweilen Was; aber freilich nichts<lb/>
Angenehm&#x2019;s. Mich brummt&#x2019;s &#x2019;n ganzen Tag aus.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Man hört in der Ferne den Klang von Jagdhörnern.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JOL">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Himmel! Was hör&#x2019; ich? Die&#x017F;e Klänge &#x017F;ind<lb/>
mir bekannt! Das &#x017F;ind meines Vaters Jagdhörner!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASPL">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Wie wär&#x2019; das möglich? Jn dem Wald i&#x017F;t&#x2019;s<lb/>
immer &#x017F;tumm und todt. Nur die Vögel zwit&#x017F;chern<lb/>
oder kräh&#x2019;n.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JOL">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Mein Gott! &#x2014; Vielleicht meines Vaters Ge-<lb/>
folge! O Casperl, ich weiß, daß du mir ergeben<lb/>
bi&#x017F;t; könnte ich mit dir hinaus und den lieben<lb/>
Klängen nacheilen! &#x2014; &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASPL">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Ja, da hat&#x2019;s den Hacken, daß die un&#x017F;ichtbare Zauber-<lb/>
gewalt uns bannt. Aber ich probir&#x2019;s doch.</p>
            <stage>(Geht ab.)</stage><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Pocci,</hi> Komödienb. 6tes Bdchn 17</fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0293] Casperl. Nun aber da ſoll er ſich auch wie ein gebildeter Menſch Haar und Bart abſchneiden und nicht wie ein Waldteufel herumlaufen, daß er zum fürchten ausſchaut. Man könnt ’n ja in jeder Menagerie ſeh’n laſſen. Jch hab ja z. B. noch kein g’ſcheit’s Wörtl von ihm g’hört. Die Frau Schwiegermaman die red’t doch bisweilen Was; aber freilich nichts Angenehm’s. Mich brummt’s ’n ganzen Tag aus. Man hört in der Ferne den Klang von Jagdhörnern. Jolinde. Himmel! Was hör’ ich? Dieſe Klänge ſind mir bekannt! Das ſind meines Vaters Jagdhörner! Casperl. Wie wär’ das möglich? Jn dem Wald iſt’s immer ſtumm und todt. Nur die Vögel zwitſchern oder kräh’n. Jolinde. Mein Gott! — Vielleicht meines Vaters Ge- folge! O Casperl, ich weiß, daß du mir ergeben biſt; könnte ich mit dir hinaus und den lieben Klängen nacheilen! — — Casperl. Ja, da hat’s den Hacken, daß die unſichtbare Zauber- gewalt uns bannt. Aber ich probir’s doch. (Geht ab.) Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn 17

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/293
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/293>, abgerufen am 07.05.2024.