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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn. ppo_198.002
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Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn? ppo_198.004
Ach, was ist alles das, was wir so köstlich achten,
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Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und ppo_198.006
Wind, ppo_198.007
Als eine Wiesenblum', die man nicht wieder findt! -- ppo_198.008
Noch will, was ewig ist, kein einz'ger Mensch betrachten.
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5) von Christian Hoffmann v. Hoffmannswaldau ppo_198.010
(+ 1679).

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Beschreibung vollkommner Schönheit.

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Ein Haar, so kühnlich Trotz der Berenice spricht, ppo_198.013
Ein Mund, der Rosen führt und Perlen in sich heget, ppo_198.014
Ein Zünglein, so ein Gift für tausend Herzen träget, ppo_198.015
Zwo Brüste, wo Rubin durch Alabaster bricht;
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Ein Hals, der Schwanen-Schnee weit weit zurücke ppo_198.017
sticht, ppo_198.018
Zwei Wangen, wo die Pracht der Flora sich beweget, ppo_198.019
Ein Blick, der Blitze führt und Männer niederleget, ppo_198.020
Zwei Arme, deren Kraft oft Löwen hingericht;
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Ein Herz, aus welchem nichts als mein Verderben ppo_198.022
quillet, ppo_198.023
Ein Wort, so himmlisch ist, und mich verdammen kann, ppo_198.024
Zwei Hände, deren Grimm mich in den Bann gethan,
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Und durch ein süßes Gift die Seele selbst umhüllet, ppo_198.026
Ein Zierrath, wie es scheint, im Paradies gemacht, ppo_198.027
Hat mich um meinen Witz und meine Freiheit bracht.
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6) von Schiebeler (+ 1771).

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Du forderst ein Sonett von mir? ppo_198.030
Du weißt, wie schwer ich dieses finde,
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/210>, abgerufen am 29.04.2024.