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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Rondeau, noch Triolet sind, in denen aber Zartheit des ppo_204.002
Gefühls, Feinheit der Wendungen und leicht tändelnder ppo_204.003
Witz ausgedrückt wird, Madrigale nennt. Dagegen ppo_204.004
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wo in jeder Strophe nur zwei Reime abwechselnd ppo_204.006
vorkommen, die erste Zeile nach der dritten wiederhohlt ppo_204.007
wird, und der Refrain die ersten zwei Zeilen ppo_204.008
wiederhohlt, auf welche, vor dem Refrain, fünf ppo_204.009
Zwischenzeilen folgen. Das Triolet, das in neuerer ppo_204.010
Zeit bei den Teutschen mehr, als das Rondeau ppo_204.011
angebaut ward, ist, der Form nach, ein abgekürztes ppo_204.012
Rondeau, wo gewöhnlich nach der dritten Zeile ppo_204.013
die erste, und nach der sechsten die erste und die ppo_204.014
zweite Zeile wiederhohlet werden.

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34. ppo_204.016
Beispiele zu diesen Formen.
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a) Beispiele des Madrigals.

ppo_204.018

1) von Fr. v. Hagedorn (+ 1754).

ppo_204.019

Der Wettstreit.

ppo_204.020
Mein Mädchen und mein Wein, ppo_204.021
Die wollen sich entzwein. ppo_204.022
Ob ich den Zwist entscheide, ppo_204.023
Wird noch die Frage seyn. ppo_204.024
Jch suche mich durch beide ppo_204.025
Jm Stillen zu erfreun. ppo_204.026
Sie giebt mir größ're Freude, ppo_204.027
Doch öft're giebt der Wein.
ppo_204.028

2) von Lessing (+ 1781).

ppo_204.029

Der alte und der neue Wein.

ppo_204.030
Jhr Alten trinkt, euch jung und froh zu trinken;

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[204/0216] ppo_204.001 Rondeau, noch Triolet sind, in denen aber Zartheit des ppo_204.002 Gefühls, Feinheit der Wendungen und leicht tändelnder ppo_204.003 Witz ausgedrückt wird, Madrigale nennt. Dagegen ppo_204.004 ist das Rondeau eine dichterische Tändelei, ppo_204.005 wo in jeder Strophe nur zwei Reime abwechselnd ppo_204.006 vorkommen, die erste Zeile nach der dritten wiederhohlt ppo_204.007 wird, und der Refrain die ersten zwei Zeilen ppo_204.008 wiederhohlt, auf welche, vor dem Refrain, fünf ppo_204.009 Zwischenzeilen folgen. Das Triolet, das in neuerer ppo_204.010 Zeit bei den Teutschen mehr, als das Rondeau ppo_204.011 angebaut ward, ist, der Form nach, ein abgekürztes ppo_204.012 Rondeau, wo gewöhnlich nach der dritten Zeile ppo_204.013 die erste, und nach der sechsten die erste und die ppo_204.014 zweite Zeile wiederhohlet werden. ppo_204.015 34. ppo_204.016 Beispiele zu diesen Formen. ppo_204.017 a) Beispiele des Madrigals. ppo_204.018 1) von Fr. v. Hagedorn († 1754). ppo_204.019 Der Wettstreit. ppo_204.020 Mein Mädchen und mein Wein, ppo_204.021 Die wollen sich entzwein. ppo_204.022 Ob ich den Zwist entscheide, ppo_204.023 Wird noch die Frage seyn. ppo_204.024 Jch suche mich durch beide ppo_204.025 Jm Stillen zu erfreun. ppo_204.026 Sie giebt mir größ're Freude, ppo_204.027 Doch öft're giebt der Wein. ppo_204.028 2) von Lessing († 1781). ppo_204.029 Der alte und der neue Wein. ppo_204.030 Jhr Alten trinkt, euch jung und froh zu trinken;

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/216>, abgerufen am 29.04.2024.