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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Gesetzen, das Lehrgedicht, nach seinem Stoffe, ppo_218.002
einen höhern dichterischen Gehalt behaupten, und ppo_218.003
unter gediegenern Formen sich ankündigen konnte, ppo_218.004
als dies im siebenzehnten und in der ersten Hälfte ppo_218.005
des achtzehnten Jahrhunderts möglich war.

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36. ppo_218.007
Beispiele aus dem Lehrgedichte.
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1) von Opitz (+ 1639).

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Lob des Feldlebens. (Bruchstück)

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O wohl, und mehr als wohl, dem, welcher weit von ppo_218.011
Kriegen, ppo_218.012
Von Sorgen, Müh' und Angst, sein Vatergut kann ppo_218.013
pflügen, ppo_218.014
Lebt sicher und in Ruh, noch wie die alte Welt ppo_218.015
Zu Zeiten des Saturns, und pflügt sein kleines Feld; ppo_218.016
Spannt Roß und Ochsen vor, darf seinen Sinn nicht ppo_218.017
kränken ppo_218.018
Um armer Leute Schweis, weiß nichts von Wechselbänken, ppo_218.019
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Von Wucher und Finanz, ist alles Kummers frei, ppo_218.021
Daß nicht sein Haab' und Gut im Meer ertrunken sey. ppo_218.022
Er denkt nicht, wie er komm' hoch an das Bret vor ppo_218.023
allen, ppo_218.024
Und könne Königen und Herren wohlgefallen; ppo_218.025
Steht nicht in Furcht und Trost, hält vor der Reichen ppo_218.026
Thür ppo_218.027
Sein Hütlein in der Hand, und kommt doch selten für. ppo_218.028
Das Alles darf er nicht, er hat, was er begehret, ppo_218.029
Sein Gut wird ihm von Gott, auch wenn er schläft, ppo_218.030
bescheret, ppo_218.031
Hat mehr, als der sein Herz auf bloßen Reichthum stellt,

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[218/0230] ppo_218.001 Gesetzen, das Lehrgedicht, nach seinem Stoffe, ppo_218.002 einen höhern dichterischen Gehalt behaupten, und ppo_218.003 unter gediegenern Formen sich ankündigen konnte, ppo_218.004 als dies im siebenzehnten und in der ersten Hälfte ppo_218.005 des achtzehnten Jahrhunderts möglich war. ppo_218.006 36. ppo_218.007 Beispiele aus dem Lehrgedichte. ppo_218.008 1) von Opitz († 1639). ppo_218.009 Lob des Feldlebens. (Bruchstück) ppo_218.010 O wohl, und mehr als wohl, dem, welcher weit von ppo_218.011 Kriegen, ppo_218.012 Von Sorgen, Müh' und Angst, sein Vatergut kann ppo_218.013 pflügen, ppo_218.014 Lebt sicher und in Ruh, noch wie die alte Welt ppo_218.015 Zu Zeiten des Saturns, und pflügt sein kleines Feld; ppo_218.016 Spannt Roß und Ochsen vor, darf seinen Sinn nicht ppo_218.017 kränken ppo_218.018 Um armer Leute Schweis, weiß nichts von Wechselbänken, ppo_218.019 ppo_218.020 Von Wucher und Finanz, ist alles Kummers frei, ppo_218.021 Daß nicht sein Haab' und Gut im Meer ertrunken sey. ppo_218.022 Er denkt nicht, wie er komm' hoch an das Bret vor ppo_218.023 allen, ppo_218.024 Und könne Königen und Herren wohlgefallen; ppo_218.025 Steht nicht in Furcht und Trost, hält vor der Reichen ppo_218.026 Thür ppo_218.027 Sein Hütlein in der Hand, und kommt doch selten für. ppo_218.028 Das Alles darf er nicht, er hat, was er begehret, ppo_218.029 Sein Gut wird ihm von Gott, auch wenn er schläft, ppo_218.030 bescheret, ppo_218.031 Hat mehr, als der sein Herz auf bloßen Reichthum stellt,

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/230>, abgerufen am 29.04.2024.