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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Vom Bischoff und einem Lotterbuben.

ppo_331.002
Zum Bischoff kam ein Lotterbub, ppo_331.003
Sein Bengel gegen jm auffhub, ppo_331.004
Vnd bat jn, das er jm da bar ppo_331.005
Ein gülden geb zum neuwen Jar. ppo_331.006
Der Bischoff war ein karger Mann, ppo_331.007
Den Freihart sah er scheußlich an, ppo_331.008
Sprach: bist vnsinnig hab den Ritten ppo_331.009
Darffst umb ein gülden neuw Jar bitten? ppo_331.010
Der Bub sprach, schont gnediger Herr, ppo_331.011
Ob denn ein güld zu viele wer, ppo_331.012
Gebt ein Batzen, ich nem jn an, ppo_331.013
Daß jr ein gut neuw Jar müßt han. ppo_331.014
Er sprach, du bittest ja zu viel; ppo_331.015
Er sprach, ein kleines nemmen wil, ppo_331.016
Das ich mag haben euwre Gnad; ppo_331.017
Zuletst jn umb ein Pfenning bat. ppo_331.018
Denselben er jm auch nicht gab. ppo_331.019
Er sprach, das ich dennoch was hab, ppo_331.020
Von euwern gnaden beger sonst nit, ppo_331.021
Denn theilt mir euwern Segen mit. ppo_331.022
Er sprach: knie nieder lieber Son, ppo_331.023
Das du denselben magst entpfahn. ppo_331.024
Da sprach der Bub: behalt euwrn Segen, ppo_331.025
Jr dörfft jn zwar auff mich nicht legen; ppo_331.026
Ja wenn er wer eins Pfennings wehrt, ppo_331.027
Würd er mir nicht von euch beschert.
ppo_331.028

2) von Hans Sachs (+ 1576).

ppo_331.029

Warum die Bauern nicht gern Lanzknecht ppo_331.030
herbergen.

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Mich thät eines Tages ein Pfaff fragen, ppo_331.032
Ob ich nicht warhaft wüßt' zu sagen,
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Vom Bischoff und einem Lotterbuben.

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Zum Bischoff kam ein Lotterbub, ppo_331.003
Sein Bengel gegen jm auffhub, ppo_331.004
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Ein gülden geb zum neuwen Jar. ppo_331.006
Der Bischoff war ein karger Mann, ppo_331.007
Den Freihart sah er scheußlich an, ppo_331.008
Sprach: bist vnsinnig hab den Ritten ppo_331.009
Darffst umb ein gülden neuw Jar bitten? ppo_331.010
Der Bub sprach, schont gnediger Herr, ppo_331.011
Ob denn ein güld zu viele wer, ppo_331.012
Gebt ein Batzen, ich nem jn an, ppo_331.013
Daß jr ein gut neuw Jar müßt han. ppo_331.014
Er sprach, du bittest ja zu viel; ppo_331.015
Er sprach, ein kleines nemmen wil, ppo_331.016
Das ich mag haben euwre Gnad; ppo_331.017
Zuletst jn umb ein Pfenning bat. ppo_331.018
Denselben er jm auch nicht gab. ppo_331.019
Er sprach, das ich dennoch was hab, ppo_331.020
Von euwern gnaden beger sonst nit, ppo_331.021
Denn theilt mir euwern Segen mit. ppo_331.022
Er sprach: knie nieder lieber Son, ppo_331.023
Das du denselben magst entpfahn. ppo_331.024
Da sprach der Bub: behalt euwrn Segen, ppo_331.025
Jr dörfft jn zwar auff mich nicht legen; ppo_331.026
Ja wenn er wer eins Pfennings wehrt, ppo_331.027
Würd er mir nicht von euch beschert.
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2) von Hans Sachs († 1576).

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Warum die Bauern nicht gern Lanzknecht ppo_331.030
herbergen.

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Mich thät eines Tages ein Pfaff fragen, ppo_331.032
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[331/0343] ppo_331.001 Vom Bischoff und einem Lotterbuben. ppo_331.002 Zum Bischoff kam ein Lotterbub, ppo_331.003 Sein Bengel gegen jm auffhub, ppo_331.004 Vnd bat jn, das er jm da bar ppo_331.005 Ein gülden geb zum neuwen Jar. ppo_331.006 Der Bischoff war ein karger Mann, ppo_331.007 Den Freihart sah er scheußlich an, ppo_331.008 Sprach: bist vnsinnig hab den Ritten ppo_331.009 Darffst umb ein gülden neuw Jar bitten? ppo_331.010 Der Bub sprach, schont gnediger Herr, ppo_331.011 Ob denn ein güld zu viele wer, ppo_331.012 Gebt ein Batzen, ich nem jn an, ppo_331.013 Daß jr ein gut neuw Jar müßt han. ppo_331.014 Er sprach, du bittest ja zu viel; ppo_331.015 Er sprach, ein kleines nemmen wil, ppo_331.016 Das ich mag haben euwre Gnad; ppo_331.017 Zuletst jn umb ein Pfenning bat. ppo_331.018 Denselben er jm auch nicht gab. ppo_331.019 Er sprach, das ich dennoch was hab, ppo_331.020 Von euwern gnaden beger sonst nit, ppo_331.021 Denn theilt mir euwern Segen mit. ppo_331.022 Er sprach: knie nieder lieber Son, ppo_331.023 Das du denselben magst entpfahn. ppo_331.024 Da sprach der Bub: behalt euwrn Segen, ppo_331.025 Jr dörfft jn zwar auff mich nicht legen; ppo_331.026 Ja wenn er wer eins Pfennings wehrt, ppo_331.027 Würd er mir nicht von euch beschert. ppo_331.028 2) von Hans Sachs († 1576). ppo_331.029 Warum die Bauern nicht gern Lanzknecht ppo_331.030 herbergen. ppo_331.031 Mich thät eines Tages ein Pfaff fragen, ppo_331.032 Ob ich nicht warhaft wüßt' zu sagen,

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/343>, abgerufen am 15.05.2024.