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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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"Jhn werden Völker auf den Knie'n ppo_482.002
Wie einen Gott verehren. ppo_482.003
Thut's einer nicht; so wird er ihn ppo_482.004
Durch Feuer Mores lehren. ppo_482.005
Auch trägt er einen größern Hut, ppo_482.006
Als ich, und blitzt sogar; -- doch thut ppo_482.007
Sein Blitzen wenig Schaden."
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"Weil nun die Welt gewohnt schon ist, ppo_482.009
Von Rom zu dependiren; ppo_482.010
So wird, so lang man Füße küßt, ppo_482.011
Dieß Reich nicht exspiriren. ppo_482.012
Der Römer Herrschsucht -- kurz und gut -- ppo_482.013
Steckt nun einmal in ihrem Blut. ppo_482.014
So les' ich in den Sternen." --
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"Was deinem Sohne heut geschah, ppo_482.016
Soll nicht mehr arriviren; ppo_482.017
Er soll sich jetzt in Afrika ppo_482.018
Ein Bischen divertiren. ppo_482.019
Merkur! geh nach Karthago hin, ppo_482.020
Und sag: ich ließ der Königin ppo_482.021
Den Mann recommandiren." --
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74. ppo_482.023
h) Der Roman, das Mährchen und die ppo_482.024
Novelle.
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Wenn der ästhetische Charakter des Romans ppo_482.026
nach der Mehrheit von Romanen bestimmt werden ppo_482.027
sollte, die seit der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts, ppo_482.028
bald nach der Erfindung der Buchdruckerkunst, ppo_482.029
in Teutschland verbreitet wurden; so würde allerdings ppo_482.030
der dichterische Gehalt desselben nicht hoch anzuschlagen ppo_482.031
seyn. Denn unter der Unzahl von Romanen ppo_482.032
in der teutschen Literatur sind es im Ganzen

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Thut's einer nicht; so wird er ihn ppo_482.004
Durch Feuer Mores lehren. ppo_482.005
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Sein Blitzen wenig Schaden.“
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Der Römer Herrschsucht — kurz und gut — ppo_482.013
Steckt nun einmal in ihrem Blut. ppo_482.014
So les' ich in den Sternen.“ —
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[482/0494] ppo_482.001 „Jhn werden Völker auf den Knie'n ppo_482.002 Wie einen Gott verehren. ppo_482.003 Thut's einer nicht; so wird er ihn ppo_482.004 Durch Feuer Mores lehren. ppo_482.005 Auch trägt er einen größern Hut, ppo_482.006 Als ich, und blitzt sogar; — doch thut ppo_482.007 Sein Blitzen wenig Schaden.“ ppo_482.008 „Weil nun die Welt gewohnt schon ist, ppo_482.009 Von Rom zu dependiren; ppo_482.010 So wird, so lang man Füße küßt, ppo_482.011 Dieß Reich nicht exspiriren. ppo_482.012 Der Römer Herrschsucht — kurz und gut — ppo_482.013 Steckt nun einmal in ihrem Blut. ppo_482.014 So les' ich in den Sternen.“ — ppo_482.015 „Was deinem Sohne heut geschah, ppo_482.016 Soll nicht mehr arriviren; ppo_482.017 Er soll sich jetzt in Afrika ppo_482.018 Ein Bischen divertiren. ppo_482.019 Merkur! geh nach Karthago hin, ppo_482.020 Und sag: ich ließ der Königin ppo_482.021 Den Mann recommandiren.“ — ppo_482.022 74. ppo_482.023 h) Der Roman, das Mährchen und die ppo_482.024 Novelle. ppo_482.025 Wenn der ästhetische Charakter des Romans ppo_482.026 nach der Mehrheit von Romanen bestimmt werden ppo_482.027 sollte, die seit der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts, ppo_482.028 bald nach der Erfindung der Buchdruckerkunst, ppo_482.029 in Teutschland verbreitet wurden; so würde allerdings ppo_482.030 der dichterische Gehalt desselben nicht hoch anzuschlagen ppo_482.031 seyn. Denn unter der Unzahl von Romanen ppo_482.032 in der teutschen Literatur sind es im Ganzen

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/494>, abgerufen am 27.05.2024.