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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Der ich so gar unsenfteclich enbir ppo_059.002
Es si wib oder man der habe si gegruesset von mir.
ppo_059.003
Mir sint dü rich und dü lant undertan ppo_059.004
Swenne ich bi des minneclichen bin, ppo_059.005
Und swenne ich gescheide von dan ppo_059.006
So ist mir aller min gewalt und richtum dahin. ppo_059.007
Wan senden kumber den zelle ich mir danne ze ppo_059.008
habe, ppo_059.009
Sus kan ich an freuden stigen uf und ouch abe, ppo_059.010
Und bringe den wechsel als ich wenne dur ir liebe ppo_059.011
ze grabe.
ppo_059.012
Sit das ich si so gar herzeclichen minne ppo_059.013
Und si ane wenken zallen ziten trage ppo_059.014
Beide in herze und ouch in sinne ppo_059.015
Underwilent mit vil maniger clage, ppo_059.016
Was git mir dar umbe dü libe ze lone,

ppo_059.017
Der ich so gar unsanft (ungern) entbehr, ppo_059.018
Es sey Weib oder Mann, der habe sie gegrüßet von mir.
ppo_059.019
Mir sind die Reiche und Länder unterthan, ppo_059.020
Wenn ich bei der Minniglichen bin, ppo_059.021
Und wann ich scheide von dannen (von ihr), ppo_059.022
So ist all meine Gewalt und mein Reichthum dahin. ppo_059.023
Nur herben Kummer den zähl' ich mir dann zur Habe ppo_059.024
(ist dann mein Loos), ppo_059.025
Sonst kann ich an Freuden steigen auf und ab ppo_059.026
Und bringe den Wechsel, wie ich wähne, durch ihre Liebe ppo_059.027
zu Grabe.
ppo_059.028
Seit daß ich sie so gar herziglich minne, ppo_059.029
Und sie ohne Wanken zu allen Zeiten trage, ppo_059.030
Beides im Herzen und auch im Sinne, ppo_059.031
Unterweilen mit viel mancher Klage; ppo_059.032
Was giebt mir darum die Liebe zum Lohne?

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Der ich so gar unsenfteclich enbir ppo_059.002
Es si wib oder man der habe si gegrueſſet von mir.
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Mir ſint dü rich und dü lant undertan ppo_059.004
Swenne ich bi des minneclichen bin, ppo_059.005
Und swenne ich geſcheide von dan ppo_059.006
So iſt mir aller min gewalt und richtum dahin. ppo_059.007
Wan senden kumber den zelle ich mir danne ze ppo_059.008
habe, ppo_059.009
Sus kan ich an freuden ſtigen uf und ouch abe, ppo_059.010
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Sit das ich si so gar herzeclichen minne ppo_059.013
Und si ane wenken zallen ziten trage ppo_059.014
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Underwilent mit vil maniger clage, ppo_059.016
Was git mir dar umbe dü libe ze lone,

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Der ich so gar unsanft (ungern) entbehr, ppo_059.018
Es sey Weib oder Mann, der habe sie gegrüßet von mir.
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/71>, abgerufen am 03.05.2024.