Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

ppo_085.001
Völker, welche Philosophen im höhern Sinne des ppo_085.002
Wortes hatten, wie Griechen, Teutsche und Britten, ppo_085.003
reich im Anbaue des Gebietes der Ode sind, ppo_085.004
während andere Völker, ohne eigentliche Metaphysiker ppo_085.005
unter ihren Philosophen, mehr den Anbau der ppo_085.006
leichtern und gefälligern dichterischen Formen, als ppo_085.007
der Ode und der Hymne, in dem Umfange ihrer dichterischen ppo_085.008
Literatur besitzen.

ppo_085.009
18. ppo_085.010
Beispiele von Oden.
ppo_085.011

1) von Paul Flemming* ppo_085.032
(+ 1640).

ppo_085.012
Tugend ist mein Leben, ppo_085.013
Der hab' ich mich ergeben, ppo_085.014
Den ganzen mich. ppo_085.015
Tugend will ich ehren, ppo_085.016
Tugend wird mich lehren, ppo_085.017
Was sie selbst kann mehren, ppo_085.018
Sie wächst durch sich.
* ppo_085.019
Die mitgetheilte Ode von Flemming, der übrigens ppo_085.020
an dichterischem Schwunge die sogenannten schlesischen ppo_085.021
Dichter übertraf, wird als Beleg für die am Schlusse ppo_085.022
des vorigen §. aufgestellte Behauptung hinreichen. Wie ppo_085.023
man gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts den ppo_085.024
Begriff der Ode nahm, erhellt schon daraus, daß das ppo_085.025
an sich treffliche Flemmingische Kirchenlied: Jn ppo_085.026
allen meinen Thaten
&c. in seiner Gedichtsammlung ppo_085.027
mitten unter den Oden steht. -- Außerdem gehört ppo_085.028
das Th. 1. S. 380 f. aufgestellte Beispiel des ppo_085.029
Erhabenen von v. Haller ebenfalls hieher ins Gebiet ppo_085.030
der Ode, und zwar gewissermaßen als der erste ppo_085.031
gelungene Versuch einer Ode in der teutschen Literatur.

ppo_085.001
Völker, welche Philosophen im höhern Sinne des ppo_085.002
Wortes hatten, wie Griechen, Teutsche und Britten, ppo_085.003
reich im Anbaue des Gebietes der Ode sind, ppo_085.004
während andere Völker, ohne eigentliche Metaphysiker ppo_085.005
unter ihren Philosophen, mehr den Anbau der ppo_085.006
leichtern und gefälligern dichterischen Formen, als ppo_085.007
der Ode und der Hymne, in dem Umfange ihrer dichterischen ppo_085.008
Literatur besitzen.

ppo_085.009
18. ppo_085.010
Beispiele von Oden.
ppo_085.011

1) von Paul Flemming* ppo_085.032
(† 1640).

ppo_085.012
Tugend ist mein Leben, ppo_085.013
Der hab' ich mich ergeben, ppo_085.014
Den ganzen mich. ppo_085.015
Tugend will ich ehren, ppo_085.016
Tugend wird mich lehren, ppo_085.017
Was sie selbst kann mehren, ppo_085.018
Sie wächst durch sich.
* ppo_085.019
Die mitgetheilte Ode von Flemming, der übrigens ppo_085.020
an dichterischem Schwunge die sogenannten schlesischen ppo_085.021
Dichter übertraf, wird als Beleg für die am Schlusse ppo_085.022
des vorigen §. aufgestellte Behauptung hinreichen. Wie ppo_085.023
man gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts den ppo_085.024
Begriff der Ode nahm, erhellt schon daraus, daß das ppo_085.025
an sich treffliche Flemmingische Kirchenlied: Jn ppo_085.026
allen meinen Thaten
&c. in seiner Gedichtsammlung ppo_085.027
mitten unter den Oden steht. — Außerdem gehört ppo_085.028
das Th. 1. S. 380 f. aufgestellte Beispiel des ppo_085.029
Erhabenen von v. Haller ebenfalls hieher ins Gebiet ppo_085.030
der Ode, und zwar gewissermaßen als der erste ppo_085.031
gelungene Versuch einer Ode in der teutschen Literatur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0097" n="85"/><lb n="ppo_085.001"/>Völker, welche Philosophen im höhern Sinne des <lb n="ppo_085.002"/>Wortes hatten, wie Griechen, Teutsche und Britten, <lb n="ppo_085.003"/>reich im Anbaue des Gebietes der Ode sind, <lb n="ppo_085.004"/>während andere Völker, ohne eigentliche Metaphysiker <lb n="ppo_085.005"/>unter ihren Philosophen, mehr den Anbau der <lb n="ppo_085.006"/>leichtern und gefälligern dichterischen Formen, als <lb n="ppo_085.007"/>der Ode und der Hymne, in dem Umfange ihrer dichterischen <lb n="ppo_085.008"/>Literatur besitzen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <lb n="ppo_085.009"/>
          <head> <hi rendition="#c">18. <lb n="ppo_085.010"/><hi rendition="#g">Beispiele von Oden.</hi></hi> </head>
          <lb n="ppo_085.011"/>
          <p> <hi rendition="#et">  1) von Paul <hi rendition="#g">Flemming</hi><note xml:id="PPO_085_a" place="foot" n="*"><lb n="ppo_085.019"/> Die mitgetheilte Ode von <hi rendition="#g">Flemming,</hi> der übrigens <lb n="ppo_085.020"/>an dichterischem Schwunge die sogenannten schlesischen <lb n="ppo_085.021"/>Dichter übertraf, wird als Beleg für die am Schlusse <lb n="ppo_085.022"/>des vorigen §. aufgestellte Behauptung hinreichen. Wie <lb n="ppo_085.023"/>man gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts den <lb n="ppo_085.024"/>Begriff der Ode nahm, erhellt schon daraus, daß das <lb n="ppo_085.025"/>an sich treffliche <hi rendition="#g">Flemmingische</hi> Kirchenlied: <hi rendition="#g">Jn <lb n="ppo_085.026"/>allen meinen Thaten</hi> &amp;c. in seiner Gedichtsammlung <lb n="ppo_085.027"/>mitten unter den Oden steht. &#x2014; Außerdem gehört <lb n="ppo_085.028"/>das Th. 1. S. 380 f. aufgestellte Beispiel des <lb n="ppo_085.029"/>Erhabenen von v. <hi rendition="#g">Haller</hi> ebenfalls hieher ins Gebiet <lb n="ppo_085.030"/>der Ode, und zwar gewissermaßen als der <hi rendition="#g">erste</hi> <lb n="ppo_085.031"/>gelungene Versuch einer Ode in der teutschen Literatur.</note> <lb n="ppo_085.032"/>(&#x2020; 1640).</hi> </p>
          <lb n="ppo_085.012"/>
          <lg>
            <l>  Tugend ist mein Leben,</l>
            <lb n="ppo_085.013"/>
            <l>Der hab' ich mich ergeben,</l>
            <lb n="ppo_085.014"/>
            <l>    Den ganzen mich.</l>
            <lb n="ppo_085.015"/>
            <l>Tugend will ich ehren,</l>
            <lb n="ppo_085.016"/>
            <l>Tugend wird mich lehren,</l>
            <lb n="ppo_085.017"/>
            <l>Was sie selbst kann mehren,</l>
            <lb n="ppo_085.018"/>
            <l>    Sie wächst durch sich.</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0097] ppo_085.001 Völker, welche Philosophen im höhern Sinne des ppo_085.002 Wortes hatten, wie Griechen, Teutsche und Britten, ppo_085.003 reich im Anbaue des Gebietes der Ode sind, ppo_085.004 während andere Völker, ohne eigentliche Metaphysiker ppo_085.005 unter ihren Philosophen, mehr den Anbau der ppo_085.006 leichtern und gefälligern dichterischen Formen, als ppo_085.007 der Ode und der Hymne, in dem Umfange ihrer dichterischen ppo_085.008 Literatur besitzen. ppo_085.009 18. ppo_085.010 Beispiele von Oden. ppo_085.011 1) von Paul Flemming * ppo_085.032 († 1640). ppo_085.012 Tugend ist mein Leben, ppo_085.013 Der hab' ich mich ergeben, ppo_085.014 Den ganzen mich. ppo_085.015 Tugend will ich ehren, ppo_085.016 Tugend wird mich lehren, ppo_085.017 Was sie selbst kann mehren, ppo_085.018 Sie wächst durch sich. * ppo_085.019 Die mitgetheilte Ode von Flemming, der übrigens ppo_085.020 an dichterischem Schwunge die sogenannten schlesischen ppo_085.021 Dichter übertraf, wird als Beleg für die am Schlusse ppo_085.022 des vorigen §. aufgestellte Behauptung hinreichen. Wie ppo_085.023 man gegen die Mitte des 17ten Jahrhunderts den ppo_085.024 Begriff der Ode nahm, erhellt schon daraus, daß das ppo_085.025 an sich treffliche Flemmingische Kirchenlied: Jn ppo_085.026 allen meinen Thaten &c. in seiner Gedichtsammlung ppo_085.027 mitten unter den Oden steht. — Außerdem gehört ppo_085.028 das Th. 1. S. 380 f. aufgestellte Beispiel des ppo_085.029 Erhabenen von v. Haller ebenfalls hieher ins Gebiet ppo_085.030 der Ode, und zwar gewissermaßen als der erste ppo_085.031 gelungene Versuch einer Ode in der teutschen Literatur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/97
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/97>, abgerufen am 03.05.2024.