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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils fünfftes Buch.
[Spaltenumbruch] im treugen zuviel ab, und giebt nie-
mahls recht viel. Petun a langue, das
Zungen-Petun/ wird also genannt,
weil seine zwey Fuß lange und der Hand
breite Blätter die Gestalt einer Zungen
zu haben scheinen: Dieses giebt reichlich,
und geht ihm beym aufhängen nichts
im geringsten ab. Diß sind die beyden
Sorten, von denen am meisten verthan
wird. Das Vetun Perine ist viel klei-
ner, als die zwey vorhergehenden; seine
Blätter sind etwas härter, runtzlicht
und am Ende weit spitziger, als die an-
dern. Es giebt am wenigsten, und ver-
liehrt am meisten auf der Hänge, iedoch
wird es am höhesten geachtet, und ist am
theuersten, weil nicht allein das Blatt
nach Mosch riecht, sondern auch der
Rauch, wenn es geschmaucht wird, sehr
angenehme ist, da sonsten der Rauch von
denen andern fast iederman unerträg-
lich fällt. Uberdiß hat man in Acht ge-
nommen, daß eine eintzige Pflantze von
diesem Petun vier andern Pflantzen ih-
re Eigenschaft mittheile, also daß sie
gleichfalls für Petun Verine paßiren
können, welches auch in den Jnseln ge-
meiniglich practisiret wird, anders dürf-
te man seinen Conto nicht dabey fin-
den. Das Amazonen-Petun ist das
geringste unter allen: sein Blatt ist vor-
ne rund, nicht zugespitzt, als wie der an-
dern ihre, und die kleinen Ribben, wel-
che auf beyden Seiten des Blattes zu
sehen sind, lauffen nicht krumm nach der
Spitze zu, sondern gehen schnurgerade
zwerch durchhin. Dieses Petun giebt
überaus viel, allein es ist auch über alle
massen schädlich, wenn es noch frisch ist,
schmeckt unangenehme, und macht, daß
sich diejenigen, die es gebrauchen, von
Stund an erbrechen müssen: ie älter es
aber wird, ie besser wird es, und nach
Verlauff zweyer Jahren überaus gut.

Obgleich die Art und Weise, wie das
Petun zugerichtet und erbauet wird,
den Einwohnern in den Jnseln bekannt
genug, dennoch will ich zur Vergnü-
gung vieler curieuser Leute in Europa,
denen sie noch unbekannt, dieselbe so
kurtz, als mirs wird möglich seyn, be-
schreiben.

Zu erst wird der Samen gesäet, und
mit fünff oder sechsmahl so viel Asche
vermenget, damit er desto weitläuffti-
ger könne ausgestreuet werden. So
[Spaltenumbruch] bald er nun beginnet aufzugehen, wird
er alle Morgen mit Laube verdecket, und
also vor der Sonnenhitze beschirmet, die
ihn sonsten verderben würde, ehe er die
zum verpflantzen nöthige Grösse erlan-
get hätte. Jmmittelst wird der Garten,
darinnen er soll auferzogen, oder gesamm-
let werden, zugerichtet, indem man ihn
umpflüget, das Gebüsche umhauet und
es auf dem Lande verbrennet, welches
gewißlich keine kleine Arbeit. Wenn
aber das Land bereits zugerichtet ist,
wird es von dem Unkraute aufs beste ge-
reiniget und gesaubert.

Wann nun der Garten dergestalt zu-
gerichtet ist, alsdann hebt man die
Pflantzen aus, wenn es geregnet, auf
daß sie desto eher wieder Wurtzeln schla-
gen, und pflantzt sie alle nach der Linie.
Es wird aber beym pflantzen diese Ord-
nung gehalten, daß allezeit zwischen
zwey Pflantzen drey Fuß breit Raum
bleibe, und auch so viel zwischen zwey
Zeilen: so daß ein Garte von hundert
Schritten ins Gevierte, zehen tausend
Pflantzen beherbergen kan. Eine Per-
son muß zum wenigsten 3000. Pflan-
tzen warten und in Acht nehmen kön-
nen, und damit ihr Brod erbauen, wel-
ches ihm 1000. bis 1500. Stück Petun
bringen mögen. Wenn das Petun ge-
pflantzet ist, so muß man stets und mit
allem Fleiß trachten zu verhindern, daß
kein Unkraut darunter aufkomme.
Wann dann die Pflantze ietzt blühen
will, hält man sie gantz kurtz, indem sie
ohngefehr eines Knies hoch über der Er-
de abgeschnitten wird. Drauf werden
alle die untersten Blätter, die auf der
Erde liegen, weggenommen, und nicht
mehr denn zehen oder zwölffe am Sten-
gel gelassen, zugleich die jungen Schöß-
linge, die es zwischen allen Blättern wie-
derum hervor treibt, aller acht Tage
aufs fleißigste ausgebrochen; Solcher
gestalt nehmen diese 10. oder 12. Blätter
wunder wohl zu, und werden so dicke,
als Leder. Will man nun sehen, ob sie
zeitig, so biegt man ein Blatt, bricht es,
dann ist es Zeit dasselbige abzuschneiden.
Nachdem es abgeschnitten, läßt man es
an der Erde welck werden, und knüpft
es mit einem Bande, von Mahot ge-
macht, zusammen, und hencket es auf
kleine Stangen, doch so, daß keine
Pflantze die andere berühre. Also läst

man
N 2

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch.
[Spaltenumbruch] im treugen zuviel ab, und giebt nie-
mahls recht viel. Petun à langue, das
Zungen-Petun/ wird alſo genannt,
weil ſeine zwey Fuß lange und der Hand
breite Blaͤtter die Geſtalt einer Zungen
zu haben ſcheinen: Dieſes giebt reichlich,
und geht ihm beym aufhaͤngen nichts
im geringſten ab. Diß ſind die beyden
Sorten, von denen am meiſten verthan
wird. Das Vetun Perine iſt viel klei-
ner, als die zwey vorhergehenden; ſeine
Blaͤtter ſind etwas haͤrter, runtzlicht
und am Ende weit ſpitziger, als die an-
dern. Es giebt am wenigſten, und ver-
liehrt am meiſten auf der Haͤnge, iedoch
wird es am hoͤheſten geachtet, und iſt am
theuerſten, weil nicht allein das Blatt
nach Moſch riecht, ſondern auch der
Rauch, wenn es geſchmaucht wird, ſehr
angenehme iſt, da ſonſten der Rauch von
denen andern faſt iederman unertraͤg-
lich faͤllt. Uberdiß hat man in Acht ge-
nommen, daß eine eintzige Pflantze von
dieſem Petun vier andern Pflantzen ih-
re Eigenſchaft mittheile, alſo daß ſie
gleichfalls fuͤr Petun Verine paßiren
koͤnnen, welches auch in den Jnſeln ge-
meiniglich practiſiret wird, anders duͤrf-
te man ſeinen Conto nicht dabey fin-
den. Das Amazonen-Petun iſt das
geringſte unter allen: ſein Blatt iſt vor-
ne rund, nicht zugeſpitzt, als wie der an-
dern ihre, und die kleinen Ribben, wel-
che auf beyden Seiten des Blattes zu
ſehen ſind, lauffen nicht krumm nach der
Spitze zu, ſondern gehen ſchnurgerade
zwerch durchhin. Dieſes Petun giebt
uͤberaus viel, allein es iſt auch uͤber alle
maſſen ſchaͤdlich, wenn es noch friſch iſt,
ſchmeckt unangenehme, und macht, daß
ſich diejenigen, die es gebrauchen, von
Stund an erbrechen muͤſſen: ie aͤlter es
aber wird, ie beſſer wird es, und nach
Verlauff zweyer Jahren uͤberaus gut.

Obgleich die Art und Weiſe, wie das
Petun zugerichtet und erbauet wird,
den Einwohnern in den Jnſeln bekannt
genug, dennoch will ich zur Vergnuͤ-
gung vieler curieuſer Leute in Europa,
denen ſie noch unbekannt, dieſelbe ſo
kurtz, als mirs wird moͤglich ſeyn, be-
ſchreiben.

Zu erſt wird der Samen geſaͤet, und
mit fuͤnff oder ſechsmahl ſo viel Aſche
vermenget, damit er deſto weitlaͤuffti-
ger koͤnne ausgeſtreuet werden. So
[Spaltenumbruch] bald er nun beginnet aufzugehen, wird
er alle Morgen mit Laube verdecket, und
alſo vor der Sonnenhitze beſchirmet, die
ihn ſonſten verderben wuͤrde, ehe er die
zum verpflantzen noͤthige Groͤſſe erlan-
get haͤtte. Jmmittelſt wird der Garten,
darinnen er ſoll auferzogen, oder geſam̃-
let werden, zugerichtet, indem man ihn
umpfluͤget, das Gebuͤſche umhauet und
es auf dem Lande verbrennet, welches
gewißlich keine kleine Arbeit. Wenn
aber das Land bereits zugerichtet iſt,
wird es von dem Unkraute aufs beſte ge-
reiniget und geſaubert.

Wann nun der Garten dergeſtalt zu-
gerichtet iſt, alsdann hebt man die
Pflantzen aus, wenn es geregnet, auf
daß ſie deſto eher wieder Wurtzeln ſchla-
gen, und pflantzt ſie alle nach der Linie.
Es wird aber beym pflantzen dieſe Ord-
nung gehalten, daß allezeit zwiſchen
zwey Pflantzen drey Fuß breit Raum
bleibe, und auch ſo viel zwiſchen zwey
Zeilen: ſo daß ein Garte von hundert
Schritten ins Gevierte, zehen tauſend
Pflantzen beherbergen kan. Eine Per-
ſon muß zum wenigſten 3000. Pflan-
tzen warten und in Acht nehmen koͤn-
nen, und damit ihr Brod erbauen, wel-
ches ihm 1000. bis 1500. Stuͤck Petun
bringen moͤgen. Wenn das Petun ge-
pflantzet iſt, ſo muß man ſtets und mit
allem Fleiß trachten zu verhindern, daß
kein Unkraut darunter aufkomme.
Wann dann die Pflantze ietzt bluͤhen
will, haͤlt man ſie gantz kurtz, indem ſie
ohngefehr eines Knies hoch uͤber der Er-
de abgeſchnitten wird. Drauf werden
alle die unterſten Blaͤtter, die auf der
Erde liegen, weggenommen, und nicht
mehr denn zehen oder zwoͤlffe am Sten-
gel gelaſſen, zugleich die jungen Schoͤß-
linge, die es zwiſchen allen Blaͤttern wie-
derum hervor treibt, aller acht Tage
aufs fleißigſte ausgebrochen; Solcher
geſtalt nehmen dieſe 10. oder 12. Blaͤtter
wunder wohl zu, und werden ſo dicke,
als Leder. Will man nun ſehen, ob ſie
zeitig, ſo biegt man ein Blatt, bricht es,
dann iſt es Zeit daſſelbige abzuſchneiden.
Nachdem es abgeſchnitten, laͤßt man es
an der Erde welck werden, und knuͤpft
es mit einem Bande, von Mahot ge-
macht, zuſammen, und hencket es auf
kleine Stangen, doch ſo, daß keine
Pflantze die andere beruͤhre. Alſo laͤſt

man
N 2
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[0181] Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. im treugen zuviel ab, und giebt nie- mahls recht viel. Petun à langue, das Zungen-Petun/ wird alſo genannt, weil ſeine zwey Fuß lange und der Hand breite Blaͤtter die Geſtalt einer Zungen zu haben ſcheinen: Dieſes giebt reichlich, und geht ihm beym aufhaͤngen nichts im geringſten ab. Diß ſind die beyden Sorten, von denen am meiſten verthan wird. Das Vetun Perine iſt viel klei- ner, als die zwey vorhergehenden; ſeine Blaͤtter ſind etwas haͤrter, runtzlicht und am Ende weit ſpitziger, als die an- dern. Es giebt am wenigſten, und ver- liehrt am meiſten auf der Haͤnge, iedoch wird es am hoͤheſten geachtet, und iſt am theuerſten, weil nicht allein das Blatt nach Moſch riecht, ſondern auch der Rauch, wenn es geſchmaucht wird, ſehr angenehme iſt, da ſonſten der Rauch von denen andern faſt iederman unertraͤg- lich faͤllt. Uberdiß hat man in Acht ge- nommen, daß eine eintzige Pflantze von dieſem Petun vier andern Pflantzen ih- re Eigenſchaft mittheile, alſo daß ſie gleichfalls fuͤr Petun Verine paßiren koͤnnen, welches auch in den Jnſeln ge- meiniglich practiſiret wird, anders duͤrf- te man ſeinen Conto nicht dabey fin- den. Das Amazonen-Petun iſt das geringſte unter allen: ſein Blatt iſt vor- ne rund, nicht zugeſpitzt, als wie der an- dern ihre, und die kleinen Ribben, wel- che auf beyden Seiten des Blattes zu ſehen ſind, lauffen nicht krumm nach der Spitze zu, ſondern gehen ſchnurgerade zwerch durchhin. Dieſes Petun giebt uͤberaus viel, allein es iſt auch uͤber alle maſſen ſchaͤdlich, wenn es noch friſch iſt, ſchmeckt unangenehme, und macht, daß ſich diejenigen, die es gebrauchen, von Stund an erbrechen muͤſſen: ie aͤlter es aber wird, ie beſſer wird es, und nach Verlauff zweyer Jahren uͤberaus gut. Obgleich die Art und Weiſe, wie das Petun zugerichtet und erbauet wird, den Einwohnern in den Jnſeln bekannt genug, dennoch will ich zur Vergnuͤ- gung vieler curieuſer Leute in Europa, denen ſie noch unbekannt, dieſelbe ſo kurtz, als mirs wird moͤglich ſeyn, be- ſchreiben. Zu erſt wird der Samen geſaͤet, und mit fuͤnff oder ſechsmahl ſo viel Aſche vermenget, damit er deſto weitlaͤuffti- ger koͤnne ausgeſtreuet werden. So bald er nun beginnet aufzugehen, wird er alle Morgen mit Laube verdecket, und alſo vor der Sonnenhitze beſchirmet, die ihn ſonſten verderben wuͤrde, ehe er die zum verpflantzen noͤthige Groͤſſe erlan- get haͤtte. Jmmittelſt wird der Garten, darinnen er ſoll auferzogen, oder geſam̃- let werden, zugerichtet, indem man ihn umpfluͤget, das Gebuͤſche umhauet und es auf dem Lande verbrennet, welches gewißlich keine kleine Arbeit. Wenn aber das Land bereits zugerichtet iſt, wird es von dem Unkraute aufs beſte ge- reiniget und geſaubert. Wann nun der Garten dergeſtalt zu- gerichtet iſt, alsdann hebt man die Pflantzen aus, wenn es geregnet, auf daß ſie deſto eher wieder Wurtzeln ſchla- gen, und pflantzt ſie alle nach der Linie. Es wird aber beym pflantzen dieſe Ord- nung gehalten, daß allezeit zwiſchen zwey Pflantzen drey Fuß breit Raum bleibe, und auch ſo viel zwiſchen zwey Zeilen: ſo daß ein Garte von hundert Schritten ins Gevierte, zehen tauſend Pflantzen beherbergen kan. Eine Per- ſon muß zum wenigſten 3000. Pflan- tzen warten und in Acht nehmen koͤn- nen, und damit ihr Brod erbauen, wel- ches ihm 1000. bis 1500. Stuͤck Petun bringen moͤgen. Wenn das Petun ge- pflantzet iſt, ſo muß man ſtets und mit allem Fleiß trachten zu verhindern, daß kein Unkraut darunter aufkomme. Wann dann die Pflantze ietzt bluͤhen will, haͤlt man ſie gantz kurtz, indem ſie ohngefehr eines Knies hoch uͤber der Er- de abgeſchnitten wird. Drauf werden alle die unterſten Blaͤtter, die auf der Erde liegen, weggenommen, und nicht mehr denn zehen oder zwoͤlffe am Sten- gel gelaſſen, zugleich die jungen Schoͤß- linge, die es zwiſchen allen Blaͤttern wie- derum hervor treibt, aller acht Tage aufs fleißigſte ausgebrochen; Solcher geſtalt nehmen dieſe 10. oder 12. Blaͤtter wunder wohl zu, und werden ſo dicke, als Leder. Will man nun ſehen, ob ſie zeitig, ſo biegt man ein Blatt, bricht es, dann iſt es Zeit daſſelbige abzuſchneiden. Nachdem es abgeſchnitten, laͤßt man es an der Erde welck werden, und knuͤpft es mit einem Bande, von Mahot ge- macht, zuſammen, und hencket es auf kleine Stangen, doch ſo, daß keine Pflantze die andere beruͤhre. Alſo laͤſt man N 2

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/181>, abgerufen am 29.04.2024.