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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] als zu dem feinen Schmeltze ist, wie aus
folgenden zu ersehen.

Es brauchen sie ferner die Seiffen-
fieder sehr, alswelche das Saltz, das sie
hernach unter die weisse und marbrirte
Seiffe thun, daraus ziehen. Noch eine
weit grössere Menge der Spanischen
Suda
wird zu Paris und in den um-
liegenden Dorffschaften verthan und
an die Wäscherinnen verkauffet, welche
das leinene Geräthe damit weiß zu wa-
chen pflegen.

Man ziehet mit Wasser ein weisses
Sal alkali.Saltz aus der Suda, welches Sal kali
oder Alkali genennet wird: denn Al,
ein Arabisches Wort, bedeutet Saltz,
und Kali, die Suda. Wobey zu mer-
cken, daß sonst kein einiges Saltz den Na-
men Sal alkali führen soll: denn obschon
die salia fixa aller und ieder Kräuter
gleichfalls salia alkalia genennet werden,
geschiehet es doch mit diesem Unterschie-
de, daß man den Namen des Krautes
dazu setzet, z. E. Sal alkali absinth. centaur.
min.
und dergleichen mehr. Und darum
sollen Kauffleute bey denen das Sal alkali
gesuchet wird, durchaus kein anderes,
denn das Saltz von der Suda geben. Es
wendem zwar etliche vor/ das rechte Sal
alkali
sey das Glassaltz, oder die Glas-
galle,
allein diese betrügen sich, wie in
folgenden Capitel zu ersehen seyn wird.
Sie werden sich demnach in Acht neh-
men, und es nicht mehr hinfort für das
Sal alkali verkauffen.

Suda von
Cartagena.

Die andere Gattung ist die Suda
von Cartagena,
welche an Güte von
der Alicantischen unterschieden, massen
sie nicht so blau, und mehr Kruste drum
her ist, die Löchlein aber sind viel kleiner,
und die Ballen weit grösser.

Suda von
Bourde.

Die dritte Suda, mit dem Zuna-
men von Bourde, soll gäntzlich ver-
worffen werden, weil sie zu nichts nicht
tauget, als die Käuffer damit zu betrü-
gen: es ist eine Suda, die recht übel be-
schaffen, und gemeiniglich feuchte ist,
schwartz und grünlicht, überaus stin-
ckend.

Suda von
Cherbourg
oder Vareq.

Die vierte ist die Suda von Cher-
bourg
mit dem Zunamen Vareq. Sie
wird aus einem Kraute, das langs der
Küsten von Normandie wächst, berei-
[Spaltenumbruch] tet, und ist gleichfalls gar übel beschaf-
fen, denn sie gar zu feuchte und voll
Steine ist, wie Koth siehet und riecht.
Diese beyde Sorten, zusammt derjeni-
gen, welche von den Seiffensiedern
kommt, und ihres Saltzes entblöset ist,
dienen allein zu Verletzung der Gewis-
sen dererjenigen, die sie gestossen oder
Stückweise verkauffen, denn sie solcher-
gestalt die armen Wäscherinnen, die sie
gebrauchen, betrügen. Weil aber die-
se Arten Suda fast gar kein Saltz bey
sich haben, deswegen mischen sie Kalch
drunter, welches denen, die es stossen und
vermengen, grosse Ungelegenheit verur-
sachet, indem es ihnen die Haut von den
Fingern frißt. Sie mengen ingleichen
tausenderley andere Dinge drunter,
theils, um das Gewichte also zu vermeh-
ren, und dann, damit sie besseres Kauffs
geben können, als rechtschaffene Kauff-
leute, die dergleichen Leichtfertigkeit zu
begehen sich nicht entschliessen wollen.
Jch vermeine, diß solle genug gesaget
seyn, die Spezereyhändler von Verfäl-
schung der Suda und anderer Waaren
abzuhalten, denn sie sodann ein frey
Gewissen haben, und vielmehr gewin-
nen werden, als wenn sie sich auf solchen
Mischmasch legen, werden auch verur-
sachen, daß sie ein ieder um einerley
Preiß verkauffen müsse, und niemand
betrüge, bevoraus die Wäscherinnen,
welche arme Leute ofters kaum das
Geld haben die Suda zu bezahlen, und
noch dazu die meiste Zeit ihre eigne Sa-
chen versetzen müssen. Wenn sie nun
diese Wahre, die ihnen so viel Mühe ge-
kostet, bis sie dieselbige bekommen, ge-
brauchen, finden sie sich genöthiget, sie
wegzuschmeissen, und mit grössern Un-
kosten frische Lauge, gleich als hätten sie
gar keine bereitet gehabt, anzustellen,
welches ihnen denn grossen Schaden
und Kümmernüß bringet.

Anderseits aber müssen diejenigen,
die diese Waaren von nöthen haben, sich
auch das Geld nicht dauren lassen, denn
der geringe Preiß, darum man sie zum
öftern verlanget, ist Schuld und Ursach
an dem Betruge, der dabey vorgehet,
welches doch von keiner schlechten Wich-
tigkeit ist, indem das gemeine Wesen
drunter leidet.

[Ende Spaltensatz]
Das

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] als zu dem feinen Schmeltze iſt, wie aus
folgenden zu erſehen.

Es brauchen ſie ferner die Seiffen-
fieder ſehr, alswelche das Saltz, das ſie
hernach unter die weiſſe und marbrirte
Seiffe thun, daraus ziehen. Noch eine
weit groͤſſere Menge der Spaniſchen
Suda
wird zu Paris und in den um-
liegenden Dorffſchaften verthan und
an die Waͤſcherinnen verkauffet, welche
das leinene Geraͤthe damit weiß zu wa-
chen pflegen.

Man ziehet mit Waſſer ein weiſſes
Sal alkali.Saltz aus der Suda, welches Sal kali
oder Alkali genennet wird: denn Al,
ein Arabiſches Wort, bedeutet Saltz,
und Kali, die Suda. Wobey zu mer-
cken, daß ſonſt kein einiges Saltz den Na-
men Sal alkali fuͤhren ſoll: denn obſchon
die ſalia fixa aller und ieder Kraͤuter
gleichfalls ſalia alkalia genennet werden,
geſchiehet es doch mit dieſem Unterſchie-
de, daß man den Namen des Krautes
dazu ſetzet, z. E. Sal alkali abſinth. centaur.
min.
und dergleichen mehr. Und darum
ſollen Kauffleute bey denen das Sal alkali
geſuchet wird, durchaus kein anderes,
denn das Saltz von der Suda geben. Es
wendem zwar etliche vor/ das rechte Sal
alkali
ſey das Glasſaltz, oder die Glas-
galle,
allein dieſe betruͤgen ſich, wie in
folgenden Capitel zu erſehen ſeyn wird.
Sie werden ſich demnach in Acht neh-
men, und es nicht mehr hinfort fuͤr das
Sal alkali verkauffen.

Suda von
Cartagena.

Die andere Gattung iſt die Suda
von Cartagena,
welche an Guͤte von
der Alicantiſchen unterſchieden, maſſen
ſie nicht ſo blau, und mehr Kruſte drum
her iſt, die Loͤchlein aber ſind viel kleiner,
und die Ballen weit groͤſſer.

Suda von
Bourde.

Die dritte Suda, mit dem Zuna-
men von Bourde, ſoll gaͤntzlich ver-
worffen werden, weil ſie zu nichts nicht
tauget, als die Kaͤuffer damit zu betruͤ-
gen: es iſt eine Suda, die recht uͤbel be-
ſchaffen, und gemeiniglich feuchte iſt,
ſchwartz und gruͤnlicht, uͤberaus ſtin-
ckend.

Suda von
Cherbourg
oder Vareq.

Die vierte iſt die Suda von Cher-
bourg
mit dem Zunamen Vareq. Sie
wird aus einem Kraute, das langs der
Kuͤſten von Normandie waͤchſt, berei-
[Spaltenumbruch] tet, und iſt gleichfalls gar uͤbel beſchaf-
fen, denn ſie gar zu feuchte und voll
Steine iſt, wie Koth ſiehet und riecht.
Dieſe beyde Sorten, zuſammt derjeni-
gen, welche von den Seiffenſiedern
kommt, und ihres Saltzes entbloͤſet iſt,
dienen allein zu Verletzung der Gewiſ-
ſen dererjenigen, die ſie geſtoſſen oder
Stuͤckweiſe verkauffen, denn ſie ſolcher-
geſtalt die armen Waͤſcherinnen, die ſie
gebrauchen, betruͤgen. Weil aber die-
ſe Arten Suda faſt gar kein Saltz bey
ſich haben, deswegen miſchen ſie Kalch
drunter, welches denen, die es ſtoſſen und
vermengen, groſſe Ungelegenheit verur-
ſachet, indem es ihnen die Haut von den
Fingern frißt. Sie mengen ingleichen
tauſenderley andere Dinge drunter,
theils, um das Gewichte alſo zu vermeh-
ren, und dann, damit ſie beſſeres Kauffs
geben koͤnnen, als rechtſchaffene Kauff-
leute, die dergleichen Leichtfertigkeit zu
begehen ſich nicht entſchlieſſen wollen.
Jch vermeine, diß ſolle genug geſaget
ſeyn, die Spezereyhaͤndler von Verfaͤl-
ſchung der Suda und anderer Waaren
abzuhalten, denn ſie ſodann ein frey
Gewiſſen haben, und vielmehr gewin-
nen werden, als wenn ſie ſich auf ſolchen
Miſchmaſch legen, werden auch verur-
ſachen, daß ſie ein ieder um einerley
Preiß verkauffen muͤſſe, und niemand
betruͤge, bevoraus die Waͤſcherinnen,
welche arme Leute ofters kaum das
Geld haben die Suda zu bezahlen, und
noch dazu die meiſte Zeit ihre eigne Sa-
chen verſetzen muͤſſen. Wenn ſie nun
dieſe Wahre, die ihnen ſo viel Muͤhe ge-
koſtet, bis ſie dieſelbige bekommen, ge-
brauchen, finden ſie ſich genoͤthiget, ſie
wegzuſchmeiſſen, und mit groͤſſern Un-
koſten friſche Lauge, gleich als haͤtten ſie
gar keine bereitet gehabt, anzuſtellen,
welches ihnen denn groſſen Schaden
und Kuͤmmernuͤß bringet.

Anderſeits aber muͤſſen diejenigen,
die dieſe Waaren von noͤthen haben, ſich
auch das Geld nicht dauren laſſen, denn
der geringe Preiß, darum man ſie zum
oͤftern verlanget, iſt Schuld und Urſach
an dem Betruge, der dabey vorgehet,
welches doch von keiner ſchlechten Wich-
tigkeit iſt, indem das gemeine Weſen
drunter leidet.

[Ende Spaltensatz]
Das
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[0192] Der Spezereyen und Materialien als zu dem feinen Schmeltze iſt, wie aus folgenden zu erſehen. Es brauchen ſie ferner die Seiffen- fieder ſehr, alswelche das Saltz, das ſie hernach unter die weiſſe und marbrirte Seiffe thun, daraus ziehen. Noch eine weit groͤſſere Menge der Spaniſchen Suda wird zu Paris und in den um- liegenden Dorffſchaften verthan und an die Waͤſcherinnen verkauffet, welche das leinene Geraͤthe damit weiß zu wa- chen pflegen. Man ziehet mit Waſſer ein weiſſes Saltz aus der Suda, welches Sal kali oder Alkali genennet wird: denn Al, ein Arabiſches Wort, bedeutet Saltz, und Kali, die Suda. Wobey zu mer- cken, daß ſonſt kein einiges Saltz den Na- men Sal alkali fuͤhren ſoll: denn obſchon die ſalia fixa aller und ieder Kraͤuter gleichfalls ſalia alkalia genennet werden, geſchiehet es doch mit dieſem Unterſchie- de, daß man den Namen des Krautes dazu ſetzet, z. E. Sal alkali abſinth. centaur. min. und dergleichen mehr. Und darum ſollen Kauffleute bey denen das Sal alkali geſuchet wird, durchaus kein anderes, denn das Saltz von der Suda geben. Es wendem zwar etliche vor/ das rechte Sal alkali ſey das Glasſaltz, oder die Glas- galle, allein dieſe betruͤgen ſich, wie in folgenden Capitel zu erſehen ſeyn wird. Sie werden ſich demnach in Acht neh- men, und es nicht mehr hinfort fuͤr das Sal alkali verkauffen. Sal alkali. Die andere Gattung iſt die Suda von Cartagena, welche an Guͤte von der Alicantiſchen unterſchieden, maſſen ſie nicht ſo blau, und mehr Kruſte drum her iſt, die Loͤchlein aber ſind viel kleiner, und die Ballen weit groͤſſer. Die dritte Suda, mit dem Zuna- men von Bourde, ſoll gaͤntzlich ver- worffen werden, weil ſie zu nichts nicht tauget, als die Kaͤuffer damit zu betruͤ- gen: es iſt eine Suda, die recht uͤbel be- ſchaffen, und gemeiniglich feuchte iſt, ſchwartz und gruͤnlicht, uͤberaus ſtin- ckend. Die vierte iſt die Suda von Cher- bourg mit dem Zunamen Vareq. Sie wird aus einem Kraute, das langs der Kuͤſten von Normandie waͤchſt, berei- tet, und iſt gleichfalls gar uͤbel beſchaf- fen, denn ſie gar zu feuchte und voll Steine iſt, wie Koth ſiehet und riecht. Dieſe beyde Sorten, zuſammt derjeni- gen, welche von den Seiffenſiedern kommt, und ihres Saltzes entbloͤſet iſt, dienen allein zu Verletzung der Gewiſ- ſen dererjenigen, die ſie geſtoſſen oder Stuͤckweiſe verkauffen, denn ſie ſolcher- geſtalt die armen Waͤſcherinnen, die ſie gebrauchen, betruͤgen. Weil aber die- ſe Arten Suda faſt gar kein Saltz bey ſich haben, deswegen miſchen ſie Kalch drunter, welches denen, die es ſtoſſen und vermengen, groſſe Ungelegenheit verur- ſachet, indem es ihnen die Haut von den Fingern frißt. Sie mengen ingleichen tauſenderley andere Dinge drunter, theils, um das Gewichte alſo zu vermeh- ren, und dann, damit ſie beſſeres Kauffs geben koͤnnen, als rechtſchaffene Kauff- leute, die dergleichen Leichtfertigkeit zu begehen ſich nicht entſchlieſſen wollen. Jch vermeine, diß ſolle genug geſaget ſeyn, die Spezereyhaͤndler von Verfaͤl- ſchung der Suda und anderer Waaren abzuhalten, denn ſie ſodann ein frey Gewiſſen haben, und vielmehr gewin- nen werden, als wenn ſie ſich auf ſolchen Miſchmaſch legen, werden auch verur- ſachen, daß ſie ein ieder um einerley Preiß verkauffen muͤſſe, und niemand betruͤge, bevoraus die Waͤſcherinnen, welche arme Leute ofters kaum das Geld haben die Suda zu bezahlen, und noch dazu die meiſte Zeit ihre eigne Sa- chen verſetzen muͤſſen. Wenn ſie nun dieſe Wahre, die ihnen ſo viel Muͤhe ge- koſtet, bis ſie dieſelbige bekommen, ge- brauchen, finden ſie ſich genoͤthiget, ſie wegzuſchmeiſſen, und mit groͤſſern Un- koſten friſche Lauge, gleich als haͤtten ſie gar keine bereitet gehabt, anzuſtellen, welches ihnen denn groſſen Schaden und Kuͤmmernuͤß bringet. Anderſeits aber muͤſſen diejenigen, die dieſe Waaren von noͤthen haben, ſich auch das Geld nicht dauren laſſen, denn der geringe Preiß, darum man ſie zum oͤftern verlanget, iſt Schuld und Urſach an dem Betruge, der dabey vorgehet, welches doch von keiner ſchlechten Wich- tigkeit iſt, indem das gemeine Weſen drunter leidet. Das

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/192>, abgerufen am 26.04.2024.