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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] aber betreffend, dasselbige soll wegge-
schmissen werden, indem es nichts an-
ders ist als Erde und Sand, welches an
der Schwere und denen häuffig glintzen-
den Flinterlein zu erkennen: dennoch
wird es gar starck gebrauchet, weil es
wohlfeil ist, und sich leicht stossen läßt.

Die Parfumirer brauchen dieses La-
danum so wohl zu den gemeinen Rau-
cherkertzlein, als auch zu denen so ge-
nannten Pots-pourris. Wenn dieses
Ladanum nun fein hübsch aufgerollet
ist, und kleine Kuchen, so soll es demje-
nigen vorgezogen werden, welches wie
grosse Klumpen ist, denn es läßt sich
besser verkauffen.

(Pot-pourri heißt in dem grossen Dictio-
naire de l'Academie Francoise,
allerhand
unter einander gemengte wohlriechende
Kräuter und Blumen, welche man mit
Würtznäglein, Saltz und Eßig zusam-
men in ein Gefäs gethan/ und damit ein
Zimmer oder Kammer auszuräuchern
pfleget.)

Ausser diese unterschiedene Sorten
Bocksblut.Ladanum wird auch das Bocksblut
zugerichtet oder präpariret, und eine
Artzney daraus gemacht. Allein, wenn
dieses Blut dieselben Tugenden haben
soll, die ihm unsre Vorfahren beygele-
get, so muß das Thier eine geraume
Zeit mit lauter gewürtzhaften aroma-
tischen und steinbrechenden Kräutern
gefüttert worden seyn, darff auch nicht
älter als drey oder vier Jahr seyn.
Wann es dann abgekehlet, behält man
nur das mittelste Blut auf, das ist, das
Blut, das zu erst herauslaufft, das wird
weggeschüttet, denn es ist zu wäßrig,
das hernach kommt, behält man auf,
das letzte aber wird wiederum wegge-
schüttet, weil es gar zu grob und dicke
ist.

Hierauf wird das Blut in eine irde-
ne Schüssel geschüttet, mit einem zar-
ten Tuche bedecket, damit nichts unrei-
nes darein fallen könne, und alsdann
in die Sonne oder in den Schatten ge-
stellet: wann es nun recht trucken,
wird es in ein gläsern oder irden Ge-
schirre gethan, und zum Gebrauch auf-
gehebet. Jnsgemein wird das Bocks-
blut im Monat Julius präpariret, zu
welcher Zeit diese Thiere ihre Nahrung
von lauter guten und aromatischen
Kräutern haben können.

[Spaltenumbruch]

Von Helmont will, daß, wenn man
den Bock bey den Hörnern aufgehen-
cket, und die hintern Füsse nach dem
Kopffe zu gezogen, schneide man ihm in
solcher Positur die Hoden ab, fange
das herablauffende Blut auf, und lasse
es trucken werden, welches dann stein-
hart werde, und nicht so wohl zu zer-
stossen sey, sey auch gantz und gar von
demjenigen, das aus der Kehle gelauf-
fen, unterschieden: dabey versichert er,
daß ein Quintlein davon eingenommen,
das Seitenstechen, ohne Aderlassen, un-
fehlbar heile und curire. Das gemei-
ne Bocksblut wird sehr dienlich erach-
tet den Stein zu zermalmen, wenn man
das eine oder das andere in etwas, das
sich zur Kranckheit schicket, einnimt.

Wir bekommen aus Auvergne und
der Gegend um Lyon und Nevers
gar viel Bock- und Ziegen-Unschlitt,Bocks- und
Ziegen-Unsch-
litt.

weil es doch einigen Nutzen in der
Artzney hat, bevoraus das Bocks-
unschlit, als welches noch dazu für al-
lerley Handwercksleute dienet, die es
gebrauchen. Es soll aber trucken seyn,
aussen und innen weiß sehen, und man
mag Achtung geben, daß es mit keinem
Schöpsenunschlit vermischet sey, wie-
wohl dieses gar schwerlich zu vermer-
cken. Dannenhero muß man es nur
bey solchen Leuten kauffen, die einen zu
betrügen nicht gewohnet sind.

Die Bockshäute werden gebrauchet,
Wein, Baumöl, Terpentin und ande-
re dergleichen Dinge darinne zu verfüh-
ren. Die Morgenländer bedienen sich
derselben auch, wenn sie über die Flüsse
schwimmen wollen, desgleichen die
Flössen, darauf sie ihre Waaren über
den Euphrat und andere Flüsse in
Ostindien führen, über Wasser zu hal-
ten.

Die Leute in Levante richten über-
diß die Bockshäute, Ziegen- und Ham-
melfelle zu, gerben sie, und geben ih-
nen mit Lacca auf Stöcklein und an-
dern Dingen, eine schöne lebhafte rothe
Farbe; und dann nennen wir sie Mar-Marroquin
oder Saffian.

roquin de Levante, Levantischen Cor-
duan
oder Saffian/ und führen einen
gar starcken Handel damit, weil er in
Franckreich zu sehr vielen Sachen in
grosser Menge verbrauchet wird.

Der aufrichtige Saffian muß recht

schön

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] aber betreffend, daſſelbige ſoll wegge-
ſchmiſſen werden, indem es nichts an-
ders iſt als Erde und Sand, welches an
der Schwere und denen haͤuffig glintzen-
den Flinterlein zu erkennen: dennoch
wird es gar ſtarck gebrauchet, weil es
wohlfeil iſt, und ſich leicht ſtoſſen laͤßt.

Die Parfumirer brauchen dieſes La-
danum ſo wohl zu den gemeinen Rau-
cherkertzlein, als auch zu denen ſo ge-
nannten Pots-pourris. Wenn dieſes
Ladanum nun fein huͤbſch aufgerollet
iſt, und kleine Kuchen, ſo ſoll es demje-
nigen vorgezogen werden, welches wie
groſſe Klumpen iſt, denn es laͤßt ſich
beſſer verkauffen.

(Pot-pourri heißt in dem groſſen Dictio-
naire de l’Academie Françoiſe,
allerhand
unter einander gemengte wohlriechende
Kraͤuter und Blumen, welche man mit
Wuͤrtznaͤglein, Saltz und Eßig zuſam-
men in ein Gefaͤs gethan/ und damit ein
Zimmer oder Kammer auszuraͤuchern
pfleget.)

Auſſer dieſe unterſchiedene Sorten
Bocksblut.Ladanum wird auch das Bocksblut
zugerichtet oder praͤpariret, und eine
Artzney daraus gemacht. Allein, wenn
dieſes Blut dieſelben Tugenden haben
ſoll, die ihm unſre Vorfahren beygele-
get, ſo muß das Thier eine geraume
Zeit mit lauter gewuͤrtzhaften aroma-
tiſchen und ſteinbrechenden Kraͤutern
gefuͤttert worden ſeyn, darff auch nicht
aͤlter als drey oder vier Jahr ſeyn.
Wann es dann abgekehlet, behaͤlt man
nur das mittelſte Blut auf, das iſt, das
Blut, das zu erſt herauslaufft, das wird
weggeſchuͤttet, denn es iſt zu waͤßrig,
das hernach kommt, behaͤlt man auf,
das letzte aber wird wiederum wegge-
ſchuͤttet, weil es gar zu grob und dicke
iſt.

Hierauf wird das Blut in eine irde-
ne Schuͤſſel geſchuͤttet, mit einem zar-
ten Tuche bedecket, damit nichts unrei-
nes darein fallen koͤnne, und alsdann
in die Sonne oder in den Schatten ge-
ſtellet: wann es nun recht trucken,
wird es in ein glaͤſern oder irden Ge-
ſchirre gethan, und zum Gebrauch auf-
gehebet. Jnsgemein wird das Bocks-
blut im Monat Julius praͤpariret, zu
welcher Zeit dieſe Thiere ihre Nahrung
von lauter guten und aromatiſchen
Kraͤutern haben koͤnnen.

[Spaltenumbruch]

Von Helmont will, daß, wenn man
den Bock bey den Hoͤrnern aufgehen-
cket, und die hintern Fuͤſſe nach dem
Kopffe zu gezogen, ſchneide man ihm in
ſolcher Poſitur die Hoden ab, fange
das herablauffende Blut auf, und laſſe
es trucken werden, welches dann ſtein-
hart werde, und nicht ſo wohl zu zer-
ſtoſſen ſey, ſey auch gantz und gar von
demjenigen, das aus der Kehle gelauf-
fen, unterſchieden: dabey verſichert er,
daß ein Quintlein davon eingenommen,
das Seitenſtechen, ohne Aderlaſſen, un-
fehlbar heile und curire. Das gemei-
ne Bocksblut wird ſehr dienlich erach-
tet den Stein zu zermalmen, wenn man
das eine oder das andere in etwas, das
ſich zur Kranckheit ſchicket, einnimt.

Wir bekommen aus Auvergne und
der Gegend um Lyon und Nevers
gar viel Bock- und Ziegen-Unſchlitt,Bocks- und
Ziegen-Unſch-
litt.

weil es doch einigen Nutzen in der
Artzney hat, bevoraus das Bocks-
unſchlit, als welches noch dazu fuͤr al-
lerley Handwercksleute dienet, die es
gebrauchen. Es ſoll aber trucken ſeyn,
auſſen und innen weiß ſehen, und man
mag Achtung geben, daß es mit keinem
Schoͤpſenunſchlit vermiſchet ſey, wie-
wohl dieſes gar ſchwerlich zu vermer-
cken. Dannenhero muß man es nur
bey ſolchen Leuten kauffen, die einen zu
betruͤgen nicht gewohnet ſind.

Die Bockshaͤute werden gebrauchet,
Wein, Baumoͤl, Terpentin und ande-
re dergleichen Dinge darinne zu verfuͤh-
ren. Die Morgenlaͤnder bedienen ſich
derſelben auch, wenn ſie uͤber die Fluͤſſe
ſchwimmen wollen, desgleichen die
Floͤſſen, darauf ſie ihre Waaren uͤber
den Euphrat und andere Fluͤſſe in
Oſtindien fuͤhren, uͤber Waſſer zu hal-
ten.

Die Leute in Levante richten uͤber-
diß die Bockshaͤute, Ziegen- und Ham-
melfelle zu, gerben ſie, und geben ih-
nen mit Lacca auf Stoͤcklein und an-
dern Dingen, eine ſchoͤne lebhafte rothe
Farbe; und dann nennen wir ſie Mar-Marroquin
oder Saffian.

roquin de Levante, Levantiſchen Cor-
duan
oder Saffian/ und fuͤhren einen
gar ſtarcken Handel damit, weil er in
Franckreich zu ſehr vielen Sachen in
groſſer Menge verbrauchet wird.

Der aufrichtige Saffian muß recht

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[0394] Der Spezereyen und Materialien aber betreffend, daſſelbige ſoll wegge- ſchmiſſen werden, indem es nichts an- ders iſt als Erde und Sand, welches an der Schwere und denen haͤuffig glintzen- den Flinterlein zu erkennen: dennoch wird es gar ſtarck gebrauchet, weil es wohlfeil iſt, und ſich leicht ſtoſſen laͤßt. Die Parfumirer brauchen dieſes La- danum ſo wohl zu den gemeinen Rau- cherkertzlein, als auch zu denen ſo ge- nannten Pots-pourris. Wenn dieſes Ladanum nun fein huͤbſch aufgerollet iſt, und kleine Kuchen, ſo ſoll es demje- nigen vorgezogen werden, welches wie groſſe Klumpen iſt, denn es laͤßt ſich beſſer verkauffen. (Pot-pourri heißt in dem groſſen Dictio- naire de l’Academie Françoiſe, allerhand unter einander gemengte wohlriechende Kraͤuter und Blumen, welche man mit Wuͤrtznaͤglein, Saltz und Eßig zuſam- men in ein Gefaͤs gethan/ und damit ein Zimmer oder Kammer auszuraͤuchern pfleget.) Auſſer dieſe unterſchiedene Sorten Ladanum wird auch das Bocksblut zugerichtet oder praͤpariret, und eine Artzney daraus gemacht. Allein, wenn dieſes Blut dieſelben Tugenden haben ſoll, die ihm unſre Vorfahren beygele- get, ſo muß das Thier eine geraume Zeit mit lauter gewuͤrtzhaften aroma- tiſchen und ſteinbrechenden Kraͤutern gefuͤttert worden ſeyn, darff auch nicht aͤlter als drey oder vier Jahr ſeyn. Wann es dann abgekehlet, behaͤlt man nur das mittelſte Blut auf, das iſt, das Blut, das zu erſt herauslaufft, das wird weggeſchuͤttet, denn es iſt zu waͤßrig, das hernach kommt, behaͤlt man auf, das letzte aber wird wiederum wegge- ſchuͤttet, weil es gar zu grob und dicke iſt. Bocksblut. Hierauf wird das Blut in eine irde- ne Schuͤſſel geſchuͤttet, mit einem zar- ten Tuche bedecket, damit nichts unrei- nes darein fallen koͤnne, und alsdann in die Sonne oder in den Schatten ge- ſtellet: wann es nun recht trucken, wird es in ein glaͤſern oder irden Ge- ſchirre gethan, und zum Gebrauch auf- gehebet. Jnsgemein wird das Bocks- blut im Monat Julius praͤpariret, zu welcher Zeit dieſe Thiere ihre Nahrung von lauter guten und aromatiſchen Kraͤutern haben koͤnnen. Von Helmont will, daß, wenn man den Bock bey den Hoͤrnern aufgehen- cket, und die hintern Fuͤſſe nach dem Kopffe zu gezogen, ſchneide man ihm in ſolcher Poſitur die Hoden ab, fange das herablauffende Blut auf, und laſſe es trucken werden, welches dann ſtein- hart werde, und nicht ſo wohl zu zer- ſtoſſen ſey, ſey auch gantz und gar von demjenigen, das aus der Kehle gelauf- fen, unterſchieden: dabey verſichert er, daß ein Quintlein davon eingenommen, das Seitenſtechen, ohne Aderlaſſen, un- fehlbar heile und curire. Das gemei- ne Bocksblut wird ſehr dienlich erach- tet den Stein zu zermalmen, wenn man das eine oder das andere in etwas, das ſich zur Kranckheit ſchicket, einnimt. Wir bekommen aus Auvergne und der Gegend um Lyon und Nevers gar viel Bock- und Ziegen-Unſchlitt, weil es doch einigen Nutzen in der Artzney hat, bevoraus das Bocks- unſchlit, als welches noch dazu fuͤr al- lerley Handwercksleute dienet, die es gebrauchen. Es ſoll aber trucken ſeyn, auſſen und innen weiß ſehen, und man mag Achtung geben, daß es mit keinem Schoͤpſenunſchlit vermiſchet ſey, wie- wohl dieſes gar ſchwerlich zu vermer- cken. Dannenhero muß man es nur bey ſolchen Leuten kauffen, die einen zu betruͤgen nicht gewohnet ſind. Bocks- und Ziegen-Unſch- litt. Die Bockshaͤute werden gebrauchet, Wein, Baumoͤl, Terpentin und ande- re dergleichen Dinge darinne zu verfuͤh- ren. Die Morgenlaͤnder bedienen ſich derſelben auch, wenn ſie uͤber die Fluͤſſe ſchwimmen wollen, desgleichen die Floͤſſen, darauf ſie ihre Waaren uͤber den Euphrat und andere Fluͤſſe in Oſtindien fuͤhren, uͤber Waſſer zu hal- ten. Die Leute in Levante richten uͤber- diß die Bockshaͤute, Ziegen- und Ham- melfelle zu, gerben ſie, und geben ih- nen mit Lacca auf Stoͤcklein und an- dern Dingen, eine ſchoͤne lebhafte rothe Farbe; und dann nennen wir ſie Mar- roquin de Levante, Levantiſchen Cor- duan oder Saffian/ und fuͤhren einen gar ſtarcken Handel damit, weil er in Franckreich zu ſehr vielen Sachen in groſſer Menge verbrauchet wird. Marroquin oder Saffian. Der aufrichtige Saffian muß recht ſchoͤn

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/394>, abgerufen am 26.04.2024.