Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

re Art zu drucken, geschieht auf folgende Wei-
se. -- Ein jeder Autor läßt sein Manuscript
vorher, von einem geschickten und geübten
Schreibmeister, auf schönes, durchsichtiges
Papier reinlich abschreiben. Hierauf wird ei-
ne Seite auf eine Tafel von hartem und glattem
Holze geleimt, und dann von einem Künstler
in Holz geschnitten. Der Künstler schneidet
nachher die Buchstaben erhaben aus, und zu-
gleich auch das überflüßige Holz weg, worauf
nichts eingegraben ist. Die Schönheit des
Drucks hängt also zum Theil von der Vollkom-
menheit der Handschrift ab. Eine solche Art
zu drucken hat sehr viele Bequemlichkeiten.
Denn erstlich braucht der Verfasser für die
Druckfehler nicht in Sorge zu stehen, wenn an-

ders
sehr wahrscheinlich und fast ausgemacht, daß
Johann Faust die ersten Entdeckungen bey den
Chinesern gemacht und der Sache weiter nach
gedacht habe. Diese Meinung wird noch-
fürnemlich dadurch gewiß, daß anfänglich
bey uns auch nur eine Seite des Papiers
bedruckt wurde, wie dieß noch heutiges Tages
in China üblich ist Für uns Europäer war
es vortheilhafter in diesem Stücke eine Aen-
derung zu treffen: nicht aber für die Chine-
ser. Mit vier und zwanzig Buchstaben können
wir viele Bände drucken, wenn wir einen hin-
länglichen Vorrath derselben haben, um nur
einen Bogen voll drucken zu können. Dieß
läßt sich aber bey der chinesischen Sprache,
wegen der großen Menge von Characteren nicht
anwenden.
P 2

re Art zu drucken, geſchieht auf folgende Wei-
ſe. — Ein jeder Autor laͤßt ſein Manuſcript
vorher, von einem geſchickten und geuͤbten
Schreibmeiſter, auf ſchoͤnes, durchſichtiges
Papier reinlich abſchreiben. Hierauf wird ei-
ne Seite auf eine Tafel von hartem und glattem
Holze geleimt, und dann von einem Kuͤnſtler
in Holz geſchnitten. Der Kuͤnſtler ſchneidet
nachher die Buchſtaben erhaben aus, und zu-
gleich auch das uͤberfluͤßige Holz weg, worauf
nichts eingegraben iſt. Die Schoͤnheit des
Drucks haͤngt alſo zum Theil von der Vollkom-
menheit der Handſchrift ab. Eine ſolche Art
zu drucken hat ſehr viele Bequemlichkeiten.
Denn erſtlich braucht der Verfaſſer fuͤr die
Druckfehler nicht in Sorge zu ſtehen, wenn an-

ders
ſehr wahrſcheinlich und faſt ausgemacht, daß
Johann Fauſt die erſten Entdeckungen bey den
Chineſern gemacht und der Sache weiter nach
gedacht habe. Dieſe Meinung wird noch-
fuͤrnemlich dadurch gewiß, daß anfaͤnglich
bey uns auch nur eine Seite des Papiers
bedruckt wurde, wie dieß noch heutiges Tages
in China uͤblich iſt Fuͤr uns Europaͤer war
es vortheilhafter in dieſem Stuͤcke eine Aen-
derung zu treffen: nicht aber fuͤr die Chine-
ſer. Mit vier und zwanzig Buchſtaben koͤnnen
wir viele Baͤnde drucken, wenn wir einen hin-
laͤnglichen Vorrath derſelben haben, um nur
einen Bogen voll drucken zu koͤnnen. Dieß
laͤßt ſich aber bey der chineſiſchen Sprache,
wegen der großen Menge von Characteren nicht
anwenden.
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0247" n="227"/>
re Art zu drucken, ge&#x017F;chieht auf folgende Wei-<lb/>
&#x017F;e. &#x2014; Ein jeder Autor la&#x0364;ßt &#x017F;ein Manu&#x017F;cript<lb/>
vorher, von einem ge&#x017F;chickten und geu&#x0364;bten<lb/>
Schreibmei&#x017F;ter, auf &#x017F;cho&#x0364;nes, durch&#x017F;ichtiges<lb/>
Papier reinlich ab&#x017F;chreiben. Hierauf wird ei-<lb/>
ne Seite auf eine Tafel von hartem und glattem<lb/>
Holze geleimt, und dann von einem Ku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
in Holz ge&#x017F;chnitten. Der Ku&#x0364;n&#x017F;tler &#x017F;chneidet<lb/>
nachher die Buch&#x017F;taben erhaben aus, und zu-<lb/>
gleich auch das u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Holz weg, worauf<lb/>
nichts eingegraben i&#x017F;t. Die Scho&#x0364;nheit des<lb/>
Drucks ha&#x0364;ngt al&#x017F;o zum Theil von der Vollkom-<lb/>
menheit der Hand&#x017F;chrift ab. Eine &#x017F;olche Art<lb/>
zu drucken hat &#x017F;ehr viele Bequemlichkeiten.<lb/>
Denn er&#x017F;tlich braucht der Verfa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r die<lb/>
Druckfehler nicht in Sorge zu &#x017F;tehen, wenn an-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ders</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="**)">&#x017F;ehr wahr&#x017F;cheinlich und fa&#x017F;t ausgemacht, daß<lb/>
Johann Fau&#x017F;t die er&#x017F;ten Entdeckungen bey den<lb/>
Chine&#x017F;ern gemacht und der Sache weiter nach<lb/>
gedacht habe. Die&#x017F;e Meinung wird noch-<lb/>
fu&#x0364;rnemlich dadurch gewiß, daß anfa&#x0364;nglich<lb/>
bey uns auch nur eine Seite des Papiers<lb/>
bedruckt wurde, wie dieß noch heutiges Tages<lb/>
in China u&#x0364;blich i&#x017F;t Fu&#x0364;r uns Europa&#x0364;er war<lb/>
es vortheilhafter in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke eine Aen-<lb/>
derung zu treffen: nicht aber fu&#x0364;r die Chine-<lb/>
&#x017F;er. Mit vier und zwanzig Buch&#x017F;taben ko&#x0364;nnen<lb/>
wir viele Ba&#x0364;nde drucken, wenn wir einen hin-<lb/>
la&#x0364;nglichen Vorrath der&#x017F;elben haben, um nur<lb/>
einen Bogen voll drucken zu ko&#x0364;nnen. Dieß<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich aber bey der chine&#x017F;i&#x017F;chen Sprache,<lb/>
wegen der großen Menge von Characteren nicht<lb/>
anwenden.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0247] re Art zu drucken, geſchieht auf folgende Wei- ſe. — Ein jeder Autor laͤßt ſein Manuſcript vorher, von einem geſchickten und geuͤbten Schreibmeiſter, auf ſchoͤnes, durchſichtiges Papier reinlich abſchreiben. Hierauf wird ei- ne Seite auf eine Tafel von hartem und glattem Holze geleimt, und dann von einem Kuͤnſtler in Holz geſchnitten. Der Kuͤnſtler ſchneidet nachher die Buchſtaben erhaben aus, und zu- gleich auch das uͤberfluͤßige Holz weg, worauf nichts eingegraben iſt. Die Schoͤnheit des Drucks haͤngt alſo zum Theil von der Vollkom- menheit der Handſchrift ab. Eine ſolche Art zu drucken hat ſehr viele Bequemlichkeiten. Denn erſtlich braucht der Verfaſſer fuͤr die Druckfehler nicht in Sorge zu ſtehen, wenn an- ders **) **) ſehr wahrſcheinlich und faſt ausgemacht, daß Johann Fauſt die erſten Entdeckungen bey den Chineſern gemacht und der Sache weiter nach gedacht habe. Dieſe Meinung wird noch- fuͤrnemlich dadurch gewiß, daß anfaͤnglich bey uns auch nur eine Seite des Papiers bedruckt wurde, wie dieß noch heutiges Tages in China uͤblich iſt Fuͤr uns Europaͤer war es vortheilhafter in dieſem Stuͤcke eine Aen- derung zu treffen: nicht aber fuͤr die Chine- ſer. Mit vier und zwanzig Buchſtaben koͤnnen wir viele Baͤnde drucken, wenn wir einen hin- laͤnglichen Vorrath derſelben haben, um nur einen Bogen voll drucken zu koͤnnen. Dieß laͤßt ſich aber bey der chineſiſchen Sprache, wegen der großen Menge von Characteren nicht anwenden. P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/247
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/247>, abgerufen am 30.04.2024.