Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

ber erweisen sich bey einer solchen Gelegenheit
nicht weniger Höflichkeit, als die Europäer.

Die vornehmen Araber haben ihre Zimmer
forne in ihren Häusern, und von dem Frauen-
zimmer, welches immer hinten im Hause wohnt,
hört man gar nichts. Alle andre, als Kauf
und Handelsleute, Schreiber u. d. gl. haben
ihre Buden, wo man sie den ganzen Tag finden
kann, in den großen Marktstraßen. Wenn
man auch von einem großen Araber nach seinem
Hause geführt wird; so muß man so lange vor
der Thüre warten, bis er vorher alle seine weib-
lichen Haußgenossen durch das Wort Tarik d.
i. Platz, angewiesen hat, sich in ihre Kammern
zu begeben. Keine Mannsperson grüßt das
Frauenzimmer auf der Straße, ja es wird so
gar für ungesittet gehalten, ein Frauenzimmer
nur etwas scharf anzusehen.

Es scheint, daß die Weiber eine außeror-
dentliche Ehrfurcht gegen ihre Männer bezeigen.
Indessen läßt sich doch gar nicht daraus folgern,
daß das schöne Geschlecht unter den Mohamme-
danern gering geschätzt würde; vielmehr wird
man an einem andern Orte zu bemerken Gele-
genheit haben, daß sie ihre Würde und Anse-
hen in Arabien eben so zu behaupten wissen, wie
in Europa unsre Damen.



Zweytes

ber erweiſen ſich bey einer ſolchen Gelegenheit
nicht weniger Hoͤflichkeit, als die Europaͤer.

Die vornehmen Araber haben ihre Zimmer
forne in ihren Haͤuſern, und von dem Frauen-
zimmer, welches immer hinten im Hauſe wohnt,
hoͤrt man gar nichts. Alle andre, als Kauf
und Handelsleute, Schreiber u. d. gl. haben
ihre Buden, wo man ſie den ganzen Tag finden
kann, in den großen Marktſtraßen. Wenn
man auch von einem großen Araber nach ſeinem
Hauſe gefuͤhrt wird; ſo muß man ſo lange vor
der Thuͤre warten, bis er vorher alle ſeine weib-
lichen Haußgenoſſen durch das Wort Tarik d.
i. Platz, angewieſen hat, ſich in ihre Kammern
zu begeben. Keine Mannsperſon gruͤßt das
Frauenzimmer auf der Straße, ja es wird ſo
gar fuͤr ungeſittet gehalten, ein Frauenzimmer
nur etwas ſcharf anzuſehen.

Es ſcheint, daß die Weiber eine außeror-
dentliche Ehrfurcht gegen ihre Maͤnner bezeigen.
Indeſſen laͤßt ſich doch gar nicht daraus folgern,
daß das ſchoͤne Geſchlecht unter den Mohamme-
danern gering geſchaͤtzt wuͤrde; vielmehr wird
man an einem andern Orte zu bemerken Gele-
genheit haben, daß ſie ihre Wuͤrde und Anſe-
hen in Arabien eben ſo zu behaupten wiſſen, wie
in Europa unſre Damen.



Zweytes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0162" n="136"/>
ber erwei&#x017F;en &#x017F;ich bey einer &#x017F;olchen Gelegenheit<lb/>
nicht weniger Ho&#x0364;flichkeit, als die Europa&#x0364;er.</p><lb/>
          <p>Die vornehmen Araber haben ihre Zimmer<lb/>
forne in ihren Ha&#x0364;u&#x017F;ern, und von dem Frauen-<lb/>
zimmer, welches immer hinten im Hau&#x017F;e wohnt,<lb/>
ho&#x0364;rt man gar nichts. Alle andre, als Kauf<lb/>
und Handelsleute, Schreiber u. d. gl. haben<lb/>
ihre Buden, wo man &#x017F;ie den ganzen Tag finden<lb/>
kann, in den großen Markt&#x017F;traßen. Wenn<lb/>
man auch von einem großen Araber nach &#x017F;einem<lb/>
Hau&#x017F;e gefu&#x0364;hrt wird; &#x017F;o muß man &#x017F;o lange vor<lb/>
der Thu&#x0364;re warten, bis er vorher alle &#x017F;eine weib-<lb/>
lichen Haußgeno&#x017F;&#x017F;en durch das Wort <hi rendition="#fr">Tarik</hi> d.<lb/>
i. Platz, angewie&#x017F;en hat, &#x017F;ich in ihre Kammern<lb/>
zu begeben. Keine Mannsper&#x017F;on gru&#x0364;ßt das<lb/>
Frauenzimmer auf der Straße, ja es wird &#x017F;o<lb/>
gar fu&#x0364;r unge&#x017F;ittet gehalten, ein Frauenzimmer<lb/>
nur etwas &#x017F;charf anzu&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;cheint, daß die Weiber eine außeror-<lb/>
dentliche Ehrfurcht gegen ihre Ma&#x0364;nner bezeigen.<lb/>
Inde&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;ßt &#x017F;ich doch gar nicht daraus folgern,<lb/>
daß das &#x017F;cho&#x0364;ne Ge&#x017F;chlecht unter den Mohamme-<lb/>
danern gering ge&#x017F;cha&#x0364;tzt wu&#x0364;rde; vielmehr wird<lb/>
man an einem andern Orte zu bemerken Gele-<lb/>
genheit haben, daß &#x017F;ie ihre Wu&#x0364;rde und An&#x017F;e-<lb/>
hen in Arabien eben &#x017F;o zu behaupten wi&#x017F;&#x017F;en, wie<lb/>
in Europa un&#x017F;re Damen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Zweytes</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0162] ber erweiſen ſich bey einer ſolchen Gelegenheit nicht weniger Hoͤflichkeit, als die Europaͤer. Die vornehmen Araber haben ihre Zimmer forne in ihren Haͤuſern, und von dem Frauen- zimmer, welches immer hinten im Hauſe wohnt, hoͤrt man gar nichts. Alle andre, als Kauf und Handelsleute, Schreiber u. d. gl. haben ihre Buden, wo man ſie den ganzen Tag finden kann, in den großen Marktſtraßen. Wenn man auch von einem großen Araber nach ſeinem Hauſe gefuͤhrt wird; ſo muß man ſo lange vor der Thuͤre warten, bis er vorher alle ſeine weib- lichen Haußgenoſſen durch das Wort Tarik d. i. Platz, angewieſen hat, ſich in ihre Kammern zu begeben. Keine Mannsperſon gruͤßt das Frauenzimmer auf der Straße, ja es wird ſo gar fuͤr ungeſittet gehalten, ein Frauenzimmer nur etwas ſcharf anzuſehen. Es ſcheint, daß die Weiber eine außeror- dentliche Ehrfurcht gegen ihre Maͤnner bezeigen. Indeſſen laͤßt ſich doch gar nicht daraus folgern, daß das ſchoͤne Geſchlecht unter den Mohamme- danern gering geſchaͤtzt wuͤrde; vielmehr wird man an einem andern Orte zu bemerken Gele- genheit haben, daß ſie ihre Wuͤrde und Anſe- hen in Arabien eben ſo zu behaupten wiſſen, wie in Europa unſre Damen. Zweytes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/162
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/162>, abgerufen am 29.04.2024.