Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. VIII. Cap.
konte, und kam mir nicht anders vor, als ein vier-
eckigt Pappier, das voll Zauber-Characteren war.
Als Garbon wieder kam, und sahe, daß ich die
Land-Charte in der Hand hatte, fragte er mit
Lachen, was düncket euch de Posos von dieser
Charte?
Jch antwortete, ich bin eben so klug
draus als ein Kind. Das glaub ich,
sagte
Garbon, ich lasse euch aber eine zeichnen, und
will euch die Namen mit Spanischen Buch-
staben schreiben: Nehmt also die eine davon
an, ob ihr sie gleich nicht verstehen könnet,
weil sie euch so frembd vorkommet.
Er roll-
te sie also auf, und gab mir solche, wovor ich
mich bedanckte. Wir fuhren zusammen nach
dem Schiffe, und er nahm seiner Rittmeister
mit; dieser verwunderte sich sehr über unser
Schiff, zumal da er [h]örte, daß wir die gantze
Welt damit umschiffen könten.

Als Garbon und der andre das Schiff durchge-
hends besehen, fragte ich den Capitain um die Ur-
sach, warum er sich so weit von dem Ufer mit dem
Schiff abgelegt? Und er antwortete, daß ein
guter Schiffer nicht leicht einer frembden

Nation trauen, sondern allezeit auf seiner Hut
seyn müste, damit er nicht mit seinem Volck
verrarhen würde.

Jch schwieg hierauf still, und Garbon trat wie-
der nach uns zu. Wir giengen von dem hal-
ben Verdeck nach der Cajute zu, da wir uns
mit einer Pfeiffe Toback erfrischten, indessen
wurde der Fisch gekocht und Anstalt zum Essen
gemacht.

Wir
P 4

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VIII. Cap.
konte, und kam mir nicht anders vor, als ein vier-
eckigt Pappier, das voll Zauber-Characteren war.
Als Garbon wieder kam, und ſahe, daß ich die
Land-Charte in der Hand hatte, fragte er mit
Lachen, was duͤncket euch de Poſos von dieſer
Charte?
Jch antwortete, ich bin eben ſo klug
draus als ein Kind. Das glaub ich,
ſagte
Garbon, ich laſſe euch aber eine zeichnen, und
will euch die Namen mit Spaniſchen Buch-
ſtaben ſchreiben: Nehmt alſo die eine davon
an, ob ihr ſie gleich nicht verſtehen koͤnnet,
weil ſie euch ſo frembd vorkommet.
Er roll-
te ſie alſo auf, und gab mir ſolche, wovor ich
mich bedanckte. Wir fuhren zuſammen nach
dem Schiffe, und er nahm ſeiner Rittmeiſter
mit; dieſer verwunderte ſich ſehr uͤber unſer
Schiff, zumal da er [h]oͤrte, daß wir die gantze
Welt damit umſchiffen koͤnten.

Als Garbon und der andre das Schiff durchge-
hends beſehen, fragte ich den Capitain um die Ur-
ſach, warum er ſich ſo weit von dem Ufer mit dem
Schiff abgelegt? Und er antwortete, daß ein
guter Schiffer nicht leicht einer frembden

Nation trauen, ſondern allezeit auf ſeiner Hut
ſeyn muͤſte, damit er nicht mit ſeinem Volck
verrarhen wuͤrde.

Jch ſchwieg hierauf ſtill, und Garbon trat wie-
der nach uns zu. Wir giengen von dem hal-
ben Verdeck nach der Cajute zu, da wir uns
mit einer Pfeiffe Toback erfriſchten, indeſſen
wurde der Fiſch gekocht und Anſtalt zum Eſſen
gemacht.

Wir
P 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <p><pb facs="#f0267" n="231"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">VIII. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
konte, und kam mir nicht anders vor, als ein vier-<lb/>
eckigt Pappier, das voll Zauber-<hi rendition="#aq">Character</hi>en war.<lb/>
Als <hi rendition="#aq">Garbon</hi> wieder kam, und &#x017F;ahe, daß ich die<lb/>
Land-Charte in der Hand hatte, fragte er mit<lb/>
Lachen, <hi rendition="#fr">was du&#x0364;ncket euch</hi> <hi rendition="#aq">de Po&#x017F;os</hi> <hi rendition="#fr">von die&#x017F;er<lb/>
Charte?</hi> Jch antwortete, <hi rendition="#fr">ich bin eben &#x017F;o klug<lb/>
draus als ein Kind. Das glaub ich,</hi> &#x017F;agte<lb/><hi rendition="#aq">Garbon,</hi> <hi rendition="#fr">ich la&#x017F;&#x017F;e euch aber eine zeichnen, und<lb/>
will euch die Namen mit Spani&#x017F;chen Buch-<lb/>
&#x017F;taben &#x017F;chreiben: Nehmt al&#x017F;o die eine davon<lb/>
an, ob ihr &#x017F;ie gleich nicht ver&#x017F;tehen ko&#x0364;nnet,<lb/>
weil &#x017F;ie euch &#x017F;o frembd vorkommet.</hi> Er roll-<lb/>
te &#x017F;ie al&#x017F;o auf, und gab mir &#x017F;olche, wovor ich<lb/>
mich bedanckte. Wir fuhren zu&#x017F;ammen nach<lb/>
dem Schiffe, und er nahm &#x017F;einer Rittmei&#x017F;ter<lb/>
mit; die&#x017F;er verwunderte &#x017F;ich &#x017F;ehr u&#x0364;ber un&#x017F;er<lb/>
Schiff, zumal da er <supplied>h</supplied>o&#x0364;rte, daß wir die gantze<lb/>
Welt damit um&#x017F;chiffen ko&#x0364;nten.</p><lb/>
                <p>Als <hi rendition="#aq">Garbon</hi> und der andre das Schiff durchge-<lb/>
hends be&#x017F;ehen, fragte ich den <hi rendition="#aq">Capitain</hi> um die Ur-<lb/>
&#x017F;ach, warum er &#x017F;ich &#x017F;o weit von dem Ufer mit dem<lb/>
Schiff abgelegt? Und er antwortete, <hi rendition="#fr">daß ein<lb/>
guter Schiffer nicht leicht einer frembden</hi><lb/><hi rendition="#aq">Nation</hi> <hi rendition="#fr">trauen, &#x017F;ondern allezeit auf &#x017F;einer Hut<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te, damit er nicht mit &#x017F;einem Volck<lb/>
verrarhen wu&#x0364;rde.</hi></p><lb/>
                <p>Jch &#x017F;chwieg hierauf &#x017F;till, und <hi rendition="#aq">Garbon</hi> trat wie-<lb/>
der nach uns zu. Wir giengen von dem hal-<lb/>
ben Verdeck nach der <hi rendition="#aq">Cajute</hi> zu, da wir uns<lb/>
mit einer Pfeiffe Toback erfri&#x017F;chten, inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wurde der Fi&#x017F;ch gekocht und An&#x017F;talt zum E&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gemacht.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">P 4</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0267] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VIII. Cap. konte, und kam mir nicht anders vor, als ein vier- eckigt Pappier, das voll Zauber-Characteren war. Als Garbon wieder kam, und ſahe, daß ich die Land-Charte in der Hand hatte, fragte er mit Lachen, was duͤncket euch de Poſos von dieſer Charte? Jch antwortete, ich bin eben ſo klug draus als ein Kind. Das glaub ich, ſagte Garbon, ich laſſe euch aber eine zeichnen, und will euch die Namen mit Spaniſchen Buch- ſtaben ſchreiben: Nehmt alſo die eine davon an, ob ihr ſie gleich nicht verſtehen koͤnnet, weil ſie euch ſo frembd vorkommet. Er roll- te ſie alſo auf, und gab mir ſolche, wovor ich mich bedanckte. Wir fuhren zuſammen nach dem Schiffe, und er nahm ſeiner Rittmeiſter mit; dieſer verwunderte ſich ſehr uͤber unſer Schiff, zumal da er hoͤrte, daß wir die gantze Welt damit umſchiffen koͤnten. Als Garbon und der andre das Schiff durchge- hends beſehen, fragte ich den Capitain um die Ur- ſach, warum er ſich ſo weit von dem Ufer mit dem Schiff abgelegt? Und er antwortete, daß ein guter Schiffer nicht leicht einer frembden Nation trauen, ſondern allezeit auf ſeiner Hut ſeyn muͤſte, damit er nicht mit ſeinem Volck verrarhen wuͤrde. Jch ſchwieg hierauf ſtill, und Garbon trat wie- der nach uns zu. Wir giengen von dem hal- ben Verdeck nach der Cajute zu, da wir uns mit einer Pfeiffe Toback erfriſchten, indeſſen wurde der Fiſch gekocht und Anſtalt zum Eſſen gemacht. Wir P 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/267
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/267>, abgerufen am 29.05.2024.