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von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

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tadellose Weltmann niemals etwas zu wünschen übrig ließ. Sie schob es auf das dunkle, unfreundliche Winterwetter. Und sie sehnte sich nach Sonne, Frühling, Kirschblüten. Warum hatte sie Boris' Drängen nachgegeben, jetzt schon mit ihm nach Tokio zu kommen? Es hatte jedenfalls besser in seine Reisepläne gepaßt. Warum hatte sie ihn nicht doch bestimmt, bis zum Frühling zu warten, wie es anfangs vereinbart war? Und wenn nun Guy sie nicht fand? Er hatte schon so lange nicht geschrieben, sie kannte seine jetzige Adresse gar nicht. Eine furchtbare Angst schnürte ihr plötzlich die Seele zusammen. Wenn ihm etwas zugestoßen wäre? Auch ihr erschien diese Reise nicht so leuchtend wie die Tage in Yokohama. Dennoch zeigte ihr Brostoczicz alles und jedes. Den von ihrem Hotel so nahe gelegenen Shibapark, in dem die wunderbaren Shogungrabmäler sie an die herrlichen Kunstwerke droben in Nikko erinnerten. Und die Gräber der siebenundvierzig Roni. Und die noch bei weitem schöneren und überhaupt stimmungsvollsten Tokugawagräber im Uennopark, überall mit dem Tokugawawappen. Dort in

tadellose Weltmann niemals etwas zu wünschen übrig ließ. Sie schob es auf das dunkle, unfreundliche Winterwetter. Und sie sehnte sich nach Sonne, Frühling, Kirschblüten. Warum hatte sie Boris’ Drängen nachgegeben, jetzt schon mit ihm nach Tokio zu kommen? Es hatte jedenfalls besser in seine Reisepläne gepaßt. Warum hatte sie ihn nicht doch bestimmt, bis zum Frühling zu warten, wie es anfangs vereinbart war? Und wenn nun Guy sie nicht fand? Er hatte schon so lange nicht geschrieben, sie kannte seine jetzige Adresse gar nicht. Eine furchtbare Angst schnürte ihr plötzlich die Seele zusammen. Wenn ihm etwas zugestoßen wäre? Auch ihr erschien diese Reise nicht so leuchtend wie die Tage in Yokohama. Dennoch zeigte ihr Brostoczicz alles und jedes. Den von ihrem Hotel so nahe gelegenen Shibapark, in dem die wunderbaren Shogungrabmäler sie an die herrlichen Kunstwerke droben in Nikko erinnerten. Und die Gräber der siebenundvierzig Roni. Und die noch bei weitem schöneren und überhaupt stimmungsvollsten Tokugawagräber im Uennopark, überall mit dem Tokugawawappen. Dort in

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[133/0132] tadellose Weltmann niemals etwas zu wünschen übrig ließ. Sie schob es auf das dunkle, unfreundliche Winterwetter. Und sie sehnte sich nach Sonne, Frühling, Kirschblüten. Warum hatte sie Boris’ Drängen nachgegeben, jetzt schon mit ihm nach Tokio zu kommen? Es hatte jedenfalls besser in seine Reisepläne gepaßt. Warum hatte sie ihn nicht doch bestimmt, bis zum Frühling zu warten, wie es anfangs vereinbart war? Und wenn nun Guy sie nicht fand? Er hatte schon so lange nicht geschrieben, sie kannte seine jetzige Adresse gar nicht. Eine furchtbare Angst schnürte ihr plötzlich die Seele zusammen. Wenn ihm etwas zugestoßen wäre? Auch ihr erschien diese Reise nicht so leuchtend wie die Tage in Yokohama. Dennoch zeigte ihr Brostoczicz alles und jedes. Den von ihrem Hotel so nahe gelegenen Shibapark, in dem die wunderbaren Shogungrabmäler sie an die herrlichen Kunstwerke droben in Nikko erinnerten. Und die Gräber der siebenundvierzig Roni. Und die noch bei weitem schöneren und überhaupt stimmungsvollsten Tokugawagräber im Uennopark, überall mit dem Tokugawawappen. Dort in

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Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/132>, abgerufen am 26.04.2024.