Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

Bild:
<< vorherige Seite

zwanzig Frauen in altjapanischer Tracht. Neben sich die bronzenen und messingnen Shibachi, die Räucherkohlenbecken. Vor ihnen stand das Teegeschirr und lagen Purpurkissen. Das künstlerischste vom ganzen aber war, daß in jedem Haus die Mädchen die gleiche Tracht trugen. -- "Das ist hier dein Haus", flüsterte Boris und zeigte auf eine der reichsten und kostbarsten Ausstellungen. "Das wird dir stehen, Indra." Die Mädchen hinter diesem vergitterten Raum trugen alle blaßblaue, schleppende Kimonos mit gestickten Silberdrachen und orangerote Obis. Das hochgesteckte Haar ganz bespickt mit silbernen und goldenen Pfeilen. Ein paar Mädchen streckten jetzt freundlich Indra die Hand entgegen. "Ohajo, guten Tag, wie geht's." Es machte Indra Freude, daß sie das verstand. Sie wurde nun nach ihrem Namen gefragt, und als sie sagte "Shiragiku", drehten sich alle nach rückwärts. Dort hingen die Photographien in einem Rahmen. Sie konnte sie nicht erkennen. Indra ging mit Brostoczicz weiter. Sie konnte sich nicht satt sehen an dieser Pracht, sie berauschte sich förmlich an aller Schönheit. Über

zwanzig Frauen in altjapanischer Tracht. Neben sich die bronzenen und messingnen Shibachi, die Räucherkohlenbecken. Vor ihnen stand das Teegeschirr und lagen Purpurkissen. Das künstlerischste vom ganzen aber war, daß in jedem Haus die Mädchen die gleiche Tracht trugen. — „Das ist hier dein Haus“, flüsterte Boris und zeigte auf eine der reichsten und kostbarsten Ausstellungen. „Das wird dir stehen, Indra.“ Die Mädchen hinter diesem vergitterten Raum trugen alle blaßblaue, schleppende Kimonos mit gestickten Silberdrachen und orangerote Obis. Das hochgesteckte Haar ganz bespickt mit silbernen und goldenen Pfeilen. Ein paar Mädchen streckten jetzt freundlich Indra die Hand entgegen. „Ohajo, guten Tag, wie geht’s.“ Es machte Indra Freude, daß sie das verstand. Sie wurde nun nach ihrem Namen gefragt, und als sie sagte „Shiragiku“, drehten sich alle nach rückwärts. Dort hingen die Photographien in einem Rahmen. Sie konnte sie nicht erkennen. Indra ging mit Brostoczicz weiter. Sie konnte sich nicht satt sehen an dieser Pracht, sie berauschte sich förmlich an aller Schönheit. Über

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0137" n="138"/>
zwanzig Frauen in altjapanischer Tracht. Neben sich die bronzenen und messingnen Shibachi, die Räucherkohlenbecken. Vor ihnen stand das Teegeschirr und lagen Purpurkissen. Das künstlerischste vom ganzen aber war, daß in jedem Haus die Mädchen die gleiche Tracht trugen. &#x2014; &#x201E;Das ist hier dein Haus&#x201C;, flüsterte Boris und zeigte auf eine der reichsten und kostbarsten Ausstellungen. &#x201E;Das wird dir stehen, Indra.&#x201C; Die Mädchen hinter diesem vergitterten Raum trugen alle blaßblaue, schleppende Kimonos mit gestickten Silberdrachen und orangerote Obis. Das hochgesteckte Haar ganz bespickt mit silbernen und goldenen Pfeilen. Ein paar Mädchen streckten jetzt freundlich Indra die Hand entgegen. &#x201E;<hi rendition="#g">Ohajo</hi>, guten Tag, wie geht&#x2019;s.&#x201C; Es machte Indra Freude, daß sie das verstand. Sie wurde nun nach ihrem Namen gefragt, und als sie sagte &#x201E;Shiragiku&#x201C;, drehten sich alle nach rückwärts. Dort hingen die Photographien in einem Rahmen. Sie konnte sie nicht erkennen. Indra ging mit Brostoczicz weiter. Sie konnte sich nicht satt sehen an dieser Pracht, sie berauschte sich förmlich an aller Schönheit. Über
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0137] zwanzig Frauen in altjapanischer Tracht. Neben sich die bronzenen und messingnen Shibachi, die Räucherkohlenbecken. Vor ihnen stand das Teegeschirr und lagen Purpurkissen. Das künstlerischste vom ganzen aber war, daß in jedem Haus die Mädchen die gleiche Tracht trugen. — „Das ist hier dein Haus“, flüsterte Boris und zeigte auf eine der reichsten und kostbarsten Ausstellungen. „Das wird dir stehen, Indra.“ Die Mädchen hinter diesem vergitterten Raum trugen alle blaßblaue, schleppende Kimonos mit gestickten Silberdrachen und orangerote Obis. Das hochgesteckte Haar ganz bespickt mit silbernen und goldenen Pfeilen. Ein paar Mädchen streckten jetzt freundlich Indra die Hand entgegen. „Ohajo, guten Tag, wie geht’s.“ Es machte Indra Freude, daß sie das verstand. Sie wurde nun nach ihrem Namen gefragt, und als sie sagte „Shiragiku“, drehten sich alle nach rückwärts. Dort hingen die Photographien in einem Rahmen. Sie konnte sie nicht erkennen. Indra ging mit Brostoczicz weiter. Sie konnte sich nicht satt sehen an dieser Pracht, sie berauschte sich förmlich an aller Schönheit. Über

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/137
Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/137>, abgerufen am 26.04.2024.