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von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

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sie lachend. Sie war am Abend wieder in Kornblumenblau, tief dekolletiert, mit gestärkten, weißen Spitzen. Hals und Arme waren rot und darum stark gepudert. Auf Indras erstaunte Frage, warum sie in solcher Toilette sei, sagte sie lachend: "Schau, Kind, ihr habt's doch hier jeden Abend Herrengesellschaft. Wenn die Vais nöt für Euern Jux sorget! Aber alleweil brauchst noch nöt umanand -- wennst ganz eing'lebt, heranach machst dein Debüt." Indra sah hilfeflehend auf Boris. Der sagte rasch: "Fräulein Indra ist doch vorläufig als Hausdame engagiert, und wenn sie den Damen für gutes Essen und einen geregelten Haushalt sorgt, kann sie doch außerdem tun und lassen, was ihr beliebt. Wenn sie vorzieht, abends auf ihrem Zimmer allein zu bleiben, kann sie das jederzeit tun." -- "Wird schon runterkommen wollen, wenn du ihr das gusto dafür lehrst", sagte Madame Vais lachend. -- Warum duzte sie jetzt Boris, warum war die Frau so fürchterlich gewöhnlich, fragte sich Indra.

Das Essen war gut und reichlich. Zwei indische Boys servierten. Madame Vais hob die

sie lachend. Sie war am Abend wieder in Kornblumenblau, tief dekolletiert, mit gestärkten, weißen Spitzen. Hals und Arme waren rot und darum stark gepudert. Auf Indras erstaunte Frage, warum sie in solcher Toilette sei, sagte sie lachend: „Schau, Kind, ihr habt’s doch hier jeden Abend Herrengesellschaft. Wenn die Vais nöt für Euern Jux sorget! Aber alleweil brauchst noch nöt umanand — wennst ganz eing’lebt, heranach machst dein Debüt.“ Indra sah hilfeflehend auf Boris. Der sagte rasch: „Fräulein Indra ist doch vorläufig als Hausdame engagiert, und wenn sie den Damen für gutes Essen und einen geregelten Haushalt sorgt, kann sie doch außerdem tun und lassen, was ihr beliebt. Wenn sie vorzieht, abends auf ihrem Zimmer allein zu bleiben, kann sie das jederzeit tun.“ — „Wird schon runterkommen wollen, wenn du ihr das gusto dafür lehrst“, sagte Madame Vais lachend. — Warum duzte sie jetzt Boris, warum war die Frau so fürchterlich gewöhnlich, fragte sich Indra.

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[55/0054] sie lachend. Sie war am Abend wieder in Kornblumenblau, tief dekolletiert, mit gestärkten, weißen Spitzen. Hals und Arme waren rot und darum stark gepudert. Auf Indras erstaunte Frage, warum sie in solcher Toilette sei, sagte sie lachend: „Schau, Kind, ihr habt’s doch hier jeden Abend Herrengesellschaft. Wenn die Vais nöt für Euern Jux sorget! Aber alleweil brauchst noch nöt umanand — wennst ganz eing’lebt, heranach machst dein Debüt.“ Indra sah hilfeflehend auf Boris. Der sagte rasch: „Fräulein Indra ist doch vorläufig als Hausdame engagiert, und wenn sie den Damen für gutes Essen und einen geregelten Haushalt sorgt, kann sie doch außerdem tun und lassen, was ihr beliebt. Wenn sie vorzieht, abends auf ihrem Zimmer allein zu bleiben, kann sie das jederzeit tun.“ — „Wird schon runterkommen wollen, wenn du ihr das gusto dafür lehrst“, sagte Madame Vais lachend. — Warum duzte sie jetzt Boris, warum war die Frau so fürchterlich gewöhnlich, fragte sich Indra. Das Essen war gut und reichlich. Zwei indische Boys servierten. Madame Vais hob die

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Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/54>, abgerufen am 27.04.2024.