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von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

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ich will, daß du dich mir freiwillig gibst, weil deine Sinne sich nach den meinen sehnen, wie die meinen nach dir."

Er schwieg. Ein Zittern überflog Indra. Sie standen am Eingang einer der dunklen Japanergassen, in denen die Lust sprungbereit am Boden kauert.

"All eure ganze Sehnsucht, ihr höheren Töchter," fuhr Boris fort, "ist aus einem Punkte zu kurieren, wie Goethe sagt. Gebt euch dem kräftigen, gesunden Mann, der euch liebt und der euch gefällt, und ihr bleibt gesund und leistungsfähig und wißt nichts von Bleichsucht und Hysterie. Wozu wurden uns denn die Sinne gegeben, wenn wir sie nicht gebrauchen sollen? Nur all eure Unnatur erzeugt unnatürliche Laster und Gewohnheiten. Und nun Verzeihung, Fräulein Indra, ich bin wieder der glatte Weltmann. Ich werde Ihnen nach der chinesisch-japanischen Liebe noch die Moden von Europa zeigen, dann können Sie heute nacht über alles nachdenken.

Morgen gehen wir nach dem Aussichtsberg über dem botanischen Garten. Dann sollen Sie

ich will, daß du dich mir freiwillig gibst, weil deine Sinne sich nach den meinen sehnen, wie die meinen nach dir.“

Er schwieg. Ein Zittern überflog Indra. Sie standen am Eingang einer der dunklen Japanergassen, in denen die Lust sprungbereit am Boden kauert.

„All eure ganze Sehnsucht, ihr höheren Töchter,“ fuhr Boris fort, „ist aus einem Punkte zu kurieren, wie Goethe sagt. Gebt euch dem kräftigen, gesunden Mann, der euch liebt und der euch gefällt, und ihr bleibt gesund und leistungsfähig und wißt nichts von Bleichsucht und Hysterie. Wozu wurden uns denn die Sinne gegeben, wenn wir sie nicht gebrauchen sollen? Nur all eure Unnatur erzeugt unnatürliche Laster und Gewohnheiten. Und nun Verzeihung, Fräulein Indra, ich bin wieder der glatte Weltmann. Ich werde Ihnen nach der chinesisch-japanischen Liebe noch die Moden von Europa zeigen, dann können Sie heute nacht über alles nachdenken.

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[65/0064] ich will, daß du dich mir freiwillig gibst, weil deine Sinne sich nach den meinen sehnen, wie die meinen nach dir.“ Er schwieg. Ein Zittern überflog Indra. Sie standen am Eingang einer der dunklen Japanergassen, in denen die Lust sprungbereit am Boden kauert. „All eure ganze Sehnsucht, ihr höheren Töchter,“ fuhr Boris fort, „ist aus einem Punkte zu kurieren, wie Goethe sagt. Gebt euch dem kräftigen, gesunden Mann, der euch liebt und der euch gefällt, und ihr bleibt gesund und leistungsfähig und wißt nichts von Bleichsucht und Hysterie. Wozu wurden uns denn die Sinne gegeben, wenn wir sie nicht gebrauchen sollen? Nur all eure Unnatur erzeugt unnatürliche Laster und Gewohnheiten. Und nun Verzeihung, Fräulein Indra, ich bin wieder der glatte Weltmann. Ich werde Ihnen nach der chinesisch-japanischen Liebe noch die Moden von Europa zeigen, dann können Sie heute nacht über alles nachdenken. Morgen gehen wir nach dem Aussichtsberg über dem botanischen Garten. Dann sollen Sie

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Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/64>, abgerufen am 26.04.2024.