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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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versuchte jede Schwester das Portrait der andern zu
malen. Beide gelangen sehr gut, und befinden sich
bereits in der Gallerie meiner Lebensbilder.



Ich sah mich heute zu etwas Unangenehmem ge-
nöthigt, was ich schon lange aufgeschoben, und mußte
endlich mein großes Mittel anwenden, um meine
Abneigung zu besiegen. Du wirst lachen, wenn ich
Dir es nenne, aber mir hilft es, für Großes und
Kleines. In der That giebt es wenig Menschen,
die nicht zuweilen leichtsinnig, noch öfter schwan-
kend
wären. Da es mir nicht besser geht, so habe
ich ein eignes Mittel erfunden, mir in Dingen, die
mir schwer ankommen, künstlich Entscheidung, und
den Halt zu verschaffen, der mir sonst vielleicht feh-
len könnte, und den der Mensch einmal durch irgend
etwas außerhalb Hingestelltes bedarf. *) Ich gebe
nämlich in solchem speziellen Falle ganz feierlich mir
selbst
mein Ehrenwort darauf, dies oder jenes
zu thun, oder zu lassen. Ich bin natürlich sehr vor-

*) Selbst Religion und Moralität reichen in dem ver-
wickelten Zustande der menschlichen Gesellschaft nicht
für alle Fälle aus -- Beweis die conventionelle Ehre,
welche oft gegen beide streitet, und deren Gesetze doch
von den Besten befolgt werden.

verſuchte jede Schweſter das Portrait der andern zu
malen. Beide gelangen ſehr gut, und befinden ſich
bereits in der Gallerie meiner Lebensbilder.



Ich ſah mich heute zu etwas Unangenehmem ge-
nöthigt, was ich ſchon lange aufgeſchoben, und mußte
endlich mein großes Mittel anwenden, um meine
Abneigung zu beſiegen. Du wirſt lachen, wenn ich
Dir es nenne, aber mir hilft es, für Großes und
Kleines. In der That giebt es wenig Menſchen,
die nicht zuweilen leichtſinnig, noch öfter ſchwan-
kend
wären. Da es mir nicht beſſer geht, ſo habe
ich ein eignes Mittel erfunden, mir in Dingen, die
mir ſchwer ankommen, künſtlich Entſcheidung, und
den Halt zu verſchaffen, der mir ſonſt vielleicht feh-
len könnte, und den der Menſch einmal durch irgend
etwas außerhalb Hingeſtelltes bedarf. *) Ich gebe
nämlich in ſolchem ſpeziellen Falle ganz feierlich mir
ſelbſt
mein Ehrenwort darauf, dies oder jenes
zu thun, oder zu laſſen. Ich bin natürlich ſehr vor-

*) Selbſt Religion und Moralität reichen in dem ver-
wickelten Zuſtande der menſchlichen Geſellſchaft nicht
für alle Fälle aus — Beweis die conventionelle Ehre,
welche oft gegen beide ſtreitet, und deren Geſetze doch
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[186/0208] verſuchte jede Schweſter das Portrait der andern zu malen. Beide gelangen ſehr gut, und befinden ſich bereits in der Gallerie meiner Lebensbilder. Den 19ten. Ich ſah mich heute zu etwas Unangenehmem ge- nöthigt, was ich ſchon lange aufgeſchoben, und mußte endlich mein großes Mittel anwenden, um meine Abneigung zu beſiegen. Du wirſt lachen, wenn ich Dir es nenne, aber mir hilft es, für Großes und Kleines. In der That giebt es wenig Menſchen, die nicht zuweilen leichtſinnig, noch öfter ſchwan- kend wären. Da es mir nicht beſſer geht, ſo habe ich ein eignes Mittel erfunden, mir in Dingen, die mir ſchwer ankommen, künſtlich Entſcheidung, und den Halt zu verſchaffen, der mir ſonſt vielleicht feh- len könnte, und den der Menſch einmal durch irgend etwas außerhalb Hingeſtelltes bedarf. *) Ich gebe nämlich in ſolchem ſpeziellen Falle ganz feierlich mir ſelbſt mein Ehrenwort darauf, dies oder jenes zu thun, oder zu laſſen. Ich bin natürlich ſehr vor- *) Selbſt Religion und Moralität reichen in dem ver- wickelten Zuſtande der menſchlichen Geſellſchaft nicht für alle Fälle aus — Beweis die conventionelle Ehre, welche oft gegen beide ſtreitet, und deren Geſetze doch von den Beſten befolgt werden.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/208>, abgerufen am 12.10.2024.