Man könnte Cannondrum's davon machen, und ich glaube fast, daß diese langweilige Spielerei sich von dergleichen Examinirungen herschreibt. Viele Geist- liche fragen jetzt wieder: Glauben Sie an den Teu- fel? Ein mauvais plaisant, der sich vor dem Repuls nicht eben allzusehr fürchtete, antwortete neulich: Samiel hilf!
Abends.
Gegen drei Uhr klärte sich der Himmel ein wenig auf, und da ich nur darauf gewartet, eilte ich in den, schon im Voraus besprochnen, Gig zu steigen, und fuhr mit einem alten Hunter im Gallop nach Stonehenge, dem großen Druidentempel, Grabmal, oder Opferaltar. Die Gegend um Salisbury ist sehr fruchtbar, aber leer von Bäumen, und in keiner Art pittoresk. Auch das wunderbare Stonehenge steht nur auf einem weit ausgedehnten kahlen Wiesenhü- gel. Die feuerrothe Sonnenkugel ohne Wolken, be- rührte in demselben Augenblick den Horizont, als ich, erstaunt über das unerklärliche Denkmal, das vor mir lag, an den ersten Druidenstein trat, den die untergehenden Strahlen mit schönem Rosa färbten. Kein Wunder ist es, daß dieses Monument vom Volke dämonischen Kräften zugeschrieben wird, denn kaum würde, selbst in unsern Zeiten, mit allen Hülfs- mitteln der Mechanik, ein solches Werk zum zweiten-
Man könnte Cannondrum’s davon machen, und ich glaube faſt, daß dieſe langweilige Spielerei ſich von dergleichen Examinirungen herſchreibt. Viele Geiſt- liche fragen jetzt wieder: Glauben Sie an den Teu- fel? Ein mauvais plaisant, der ſich vor dem Repuls nicht eben allzuſehr fürchtete, antwortete neulich: Samiel hilf!
Abends.
Gegen drei Uhr klärte ſich der Himmel ein wenig auf, und da ich nur darauf gewartet, eilte ich in den, ſchon im Voraus beſprochnen, Gig zu ſteigen, und fuhr mit einem alten Hunter im Gallop nach Stonehenge, dem großen Druidentempel, Grabmal, oder Opferaltar. Die Gegend um Salisbury iſt ſehr fruchtbar, aber leer von Bäumen, und in keiner Art pittoresk. Auch das wunderbare Stonehenge ſteht nur auf einem weit ausgedehnten kahlen Wieſenhü- gel. Die feuerrothe Sonnenkugel ohne Wolken, be- rührte in demſelben Augenblick den Horizont, als ich, erſtaunt über das unerklärliche Denkmal, das vor mir lag, an den erſten Druidenſtein trat, den die untergehenden Strahlen mit ſchönem Roſa färbten. Kein Wunder iſt es, daß dieſes Monument vom Volke dämoniſchen Kräften zugeſchrieben wird, denn kaum würde, ſelbſt in unſern Zeiten, mit allen Hülfs- mitteln der Mechanik, ein ſolches Werk zum zweiten-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0312"n="290"/>
Man könnte <hirendition="#aq">Cannondrum’s</hi> davon machen, und ich<lb/>
glaube faſt, daß dieſe langweilige Spielerei ſich von<lb/>
dergleichen Examinirungen herſchreibt. Viele Geiſt-<lb/>
liche fragen jetzt wieder: Glauben Sie an den Teu-<lb/>
fel? Ein <hirendition="#aq">mauvais plaisant,</hi> der ſich vor dem Repuls<lb/>
nicht eben allzuſehr fürchtete, antwortete neulich:<lb/>
Samiel hilf!</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Abends.</hi></dateline></opener><lb/><p>Gegen drei Uhr klärte ſich der Himmel ein wenig<lb/>
auf, und da ich nur <hirendition="#g">darauf</hi> gewartet, eilte ich in<lb/>
den, ſchon im Voraus beſprochnen, Gig zu ſteigen,<lb/>
und fuhr mit einem alten Hunter im Gallop nach<lb/>
Stonehenge, dem großen Druidentempel, Grabmal,<lb/>
oder Opferaltar. Die Gegend um Salisbury iſt ſehr<lb/>
fruchtbar, aber leer von Bäumen, und in keiner Art<lb/>
pittoresk. Auch das wunderbare Stonehenge ſteht<lb/>
nur auf einem weit ausgedehnten kahlen Wieſenhü-<lb/>
gel. Die feuerrothe Sonnenkugel ohne Wolken, be-<lb/>
rührte in demſelben Augenblick den Horizont, als ich,<lb/>
erſtaunt über das <choice><sic>unerklȧrliche</sic><corr>unerklärliche</corr></choice> Denkmal, das vor<lb/>
mir lag, an den erſten Druidenſtein trat, den die<lb/>
untergehenden Strahlen mit ſchönem Roſa färbten.<lb/>
Kein Wunder iſt es, daß dieſes Monument vom<lb/>
Volke dämoniſchen Kräften zugeſchrieben wird, denn<lb/>
kaum würde, ſelbſt in unſern Zeiten, mit allen Hülfs-<lb/>
mitteln der Mechanik, ein ſolches Werk zum zweiten-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[290/0312]
Man könnte Cannondrum’s davon machen, und ich
glaube faſt, daß dieſe langweilige Spielerei ſich von
dergleichen Examinirungen herſchreibt. Viele Geiſt-
liche fragen jetzt wieder: Glauben Sie an den Teu-
fel? Ein mauvais plaisant, der ſich vor dem Repuls
nicht eben allzuſehr fürchtete, antwortete neulich:
Samiel hilf!
Abends.
Gegen drei Uhr klärte ſich der Himmel ein wenig
auf, und da ich nur darauf gewartet, eilte ich in
den, ſchon im Voraus beſprochnen, Gig zu ſteigen,
und fuhr mit einem alten Hunter im Gallop nach
Stonehenge, dem großen Druidentempel, Grabmal,
oder Opferaltar. Die Gegend um Salisbury iſt ſehr
fruchtbar, aber leer von Bäumen, und in keiner Art
pittoresk. Auch das wunderbare Stonehenge ſteht
nur auf einem weit ausgedehnten kahlen Wieſenhü-
gel. Die feuerrothe Sonnenkugel ohne Wolken, be-
rührte in demſelben Augenblick den Horizont, als ich,
erſtaunt über das unerklärliche Denkmal, das vor
mir lag, an den erſten Druidenſtein trat, den die
untergehenden Strahlen mit ſchönem Roſa färbten.
Kein Wunder iſt es, daß dieſes Monument vom
Volke dämoniſchen Kräften zugeſchrieben wird, denn
kaum würde, ſelbſt in unſern Zeiten, mit allen Hülfs-
mitteln der Mechanik, ein ſolches Werk zum zweiten-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/312>, abgerufen am 12.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.