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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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mengarten war gleichfalls mit gothischen Beetfor-
men, von Kieswegen umgeben, ausstaffirt, und die
Spielerey erschien gar nicht übel.

Sehr verschieden präsentirte sich die zweite Villa,
im italienischen Geschmack, mit großen Vasen davor,
in welche man, statt Blumen, kleine Kürbisse und
gelbe und grüne ausgehöhlte Pomeranzen aufgethürmt
hatte. Etwas zuviel hölzerne, und weiß angestrichne
Statüen zierten, oder verunzierten vielmehr, die Gär-
ten, unter denen ein jähling hervorstürzender Löwe
vergeblich Schrecken einzuflößen suchte, eben so wenig
wie ein Amor, der in den Zweigen hängend, seine
Pfeile auf die Vorübergehenden abzuschießen drohte.

Die Priory, ein ehemaliges Kloster, jetzt Schloß
und Park des Grafen Aberdeen, bietet manches Se-
henswerthe dar. Die Menge herrlicher Fichten und
Nadelholz im Park erinnert dabei, mehr als hier ge-
wöhnlich, an das Ausland. Das einfach schöne Schloß
ist auf allen Seiten durch hohe und niedrige Bäume
fast gedeckt, so daß man es nur theilweise durchschim-
mernd erblickt, oder nur über die Bäume hervorragen
sieht. Dies ist den Gebäuden, besonders alterthüm-
lichen, immer sehr vortheilhaft, und überhaupt findet
man hier selten jene langen und schmalen, durch nichts
unterbrochnen Aussichten über ebnen Rasen, der Tri-
umph unsrer Gartenanleger, der aber nur dazu dient,
das Weite näher erscheinen zu machen, als es wirk-
lich ist. Wir gingen ziemlich lange in den Anlagen
umher, während einige junge Damen und Söhne des

mengarten war gleichfalls mit gothiſchen Beetfor-
men, von Kieswegen umgeben, ausſtaffirt, und die
Spielerey erſchien gar nicht übel.

Sehr verſchieden präſentirte ſich die zweite Villa,
im italieniſchen Geſchmack, mit großen Vaſen davor,
in welche man, ſtatt Blumen, kleine Kürbiſſe und
gelbe und grüne ausgehöhlte Pomeranzen aufgethürmt
hatte. Etwas zuviel hölzerne, und weiß angeſtrichne
Statüen zierten, oder verunzierten vielmehr, die Gär-
ten, unter denen ein jähling hervorſtürzender Löwe
vergeblich Schrecken einzuflößen ſuchte, eben ſo wenig
wie ein Amor, der in den Zweigen hängend, ſeine
Pfeile auf die Vorübergehenden abzuſchießen drohte.

Die Priory, ein ehemaliges Kloſter, jetzt Schloß
und Park des Grafen Aberdeen, bietet manches Se-
henswerthe dar. Die Menge herrlicher Fichten und
Nadelholz im Park erinnert dabei, mehr als hier ge-
wöhnlich, an das Ausland. Das einfach ſchöne Schloß
iſt auf allen Seiten durch hohe und niedrige Bäume
faſt gedeckt, ſo daß man es nur theilweiſe durchſchim-
mernd erblickt, oder nur über die Bäume hervorragen
ſieht. Dies iſt den Gebäuden, beſonders alterthüm-
lichen, immer ſehr vortheilhaft, und überhaupt findet
man hier ſelten jene langen und ſchmalen, durch nichts
unterbrochnen Ausſichten über ebnen Raſen, der Tri-
umph unſrer Gartenanleger, der aber nur dazu dient,
das Weite näher erſcheinen zu machen, als es wirk-
lich iſt. Wir gingen ziemlich lange in den Anlagen
umher, während einige junge Damen und Söhne des

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[205/0249] mengarten war gleichfalls mit gothiſchen Beetfor- men, von Kieswegen umgeben, ausſtaffirt, und die Spielerey erſchien gar nicht übel. Sehr verſchieden präſentirte ſich die zweite Villa, im italieniſchen Geſchmack, mit großen Vaſen davor, in welche man, ſtatt Blumen, kleine Kürbiſſe und gelbe und grüne ausgehöhlte Pomeranzen aufgethürmt hatte. Etwas zuviel hölzerne, und weiß angeſtrichne Statüen zierten, oder verunzierten vielmehr, die Gär- ten, unter denen ein jähling hervorſtürzender Löwe vergeblich Schrecken einzuflößen ſuchte, eben ſo wenig wie ein Amor, der in den Zweigen hängend, ſeine Pfeile auf die Vorübergehenden abzuſchießen drohte. Die Priory, ein ehemaliges Kloſter, jetzt Schloß und Park des Grafen Aberdeen, bietet manches Se- henswerthe dar. Die Menge herrlicher Fichten und Nadelholz im Park erinnert dabei, mehr als hier ge- wöhnlich, an das Ausland. Das einfach ſchöne Schloß iſt auf allen Seiten durch hohe und niedrige Bäume faſt gedeckt, ſo daß man es nur theilweiſe durchſchim- mernd erblickt, oder nur über die Bäume hervorragen ſieht. Dies iſt den Gebäuden, beſonders alterthüm- lichen, immer ſehr vortheilhaft, und überhaupt findet man hier ſelten jene langen und ſchmalen, durch nichts unterbrochnen Ausſichten über ebnen Raſen, der Tri- umph unſrer Gartenanleger, der aber nur dazu dient, das Weite näher erſcheinen zu machen, als es wirk- lich iſt. Wir gingen ziemlich lange in den Anlagen umher, während einige junge Damen und Söhne des

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/249>, abgerufen am 26.04.2024.