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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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aber äußerst elegant, und an den 4 Enden des plat-
ten Daches standen 4 colossale Adler mit ausgebrei-
teten Flügeln. Statt der schweren Creneaux, die nur
auf ungeheuren Massen sich gut ausnehmen, lief eine
durchbrochene Steinbroderie, als Galerie rund um
das Dach, die sehr künstlich, leicht und reich zugleich
aussah. Daß das Innere wie alles Uebrige prächtig
war, kannst Du Dir bei einem Manne denken, der
40,000 L.St. geistliche Revenüen hat. Der alte Erz-
bischof, noch ein sehr rüstiger Mann, führte mich
überall herum, und unter andern auch in seinen
Küchengärten und Treibhäusern, die ausgezeichnet
schön sind; besonders die Küchengärten, welche überall
mit Blumen geschmückt waren, und in denen alle
Arten von Gemüsen und Früchten in höchster Fülle
wuchsen. Dabei waren sie so reinlich, wie das ele-
ganteste Zimmer gehalten, eine Sache, die unsre
Gärtner durchaus nicht begreifen wollen; eben so die
Treibhäuser. Keine Spur hier von Unordnung und
Schmutz, von herumliegenden Brettern und Utensi-
lien, Dünger an den Wegen u. s. w. An den ver-
schiedenen Mauern sah man auf beiden Seiten die
auserlesensten Fruchtbäume in symmetrischen Linien
gezogen, unter andern viele Johannisbeerstämme, die
durch Wegnahme aller kleinen Aeste einen solchen
Wachsthum erlangt hatten, daß sie wohl 12 Fuß
hoch an der Mauer in die Höhe gingen, und über
und über mit Trauben behangen waren, welche klei-
nen Weinbeeren an Größe glichen. In den Treib-
häusern, wo herrliche Ananas und Grenadillas (eine

aber äußerſt elegant, und an den 4 Enden des plat-
ten Daches ſtanden 4 coloſſale Adler mit ausgebrei-
teten Flügeln. Statt der ſchweren Créneaux, die nur
auf ungeheuren Maſſen ſich gut ausnehmen, lief eine
durchbrochene Steinbroderie, als Galerie rund um
das Dach, die ſehr künſtlich, leicht und reich zugleich
ausſah. Daß das Innere wie alles Uebrige prächtig
war, kannſt Du Dir bei einem Manne denken, der
40,000 L.St. geiſtliche Revenüen hat. Der alte Erz-
biſchof, noch ein ſehr rüſtiger Mann, führte mich
überall herum, und unter andern auch in ſeinen
Küchengärten und Treibhäuſern, die ausgezeichnet
ſchön ſind; beſonders die Küchengärten, welche überall
mit Blumen geſchmückt waren, und in denen alle
Arten von Gemüſen und Früchten in höchſter Fülle
wuchſen. Dabei waren ſie ſo reinlich, wie das ele-
ganteſte Zimmer gehalten, eine Sache, die unſre
Gärtner durchaus nicht begreifen wollen; eben ſo die
Treibhäuſer. Keine Spur hier von Unordnung und
Schmutz, von herumliegenden Brettern und Utenſi-
lien, Dünger an den Wegen u. ſ. w. An den ver-
ſchiedenen Mauern ſah man auf beiden Seiten die
auserleſenſten Fruchtbäume in ſymmetriſchen Linien
gezogen, unter andern viele Johannisbeerſtämme, die
durch Wegnahme aller kleinen Aeſte einen ſolchen
Wachsthum erlangt hatten, daß ſie wohl 12 Fuß
hoch an der Mauer in die Höhe gingen, und über
und über mit Trauben behangen waren, welche klei-
nen Weinbeeren an Größe glichen. In den Treib-
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[188/0204] aber äußerſt elegant, und an den 4 Enden des plat- ten Daches ſtanden 4 coloſſale Adler mit ausgebrei- teten Flügeln. Statt der ſchweren Créneaux, die nur auf ungeheuren Maſſen ſich gut ausnehmen, lief eine durchbrochene Steinbroderie, als Galerie rund um das Dach, die ſehr künſtlich, leicht und reich zugleich ausſah. Daß das Innere wie alles Uebrige prächtig war, kannſt Du Dir bei einem Manne denken, der 40,000 L.St. geiſtliche Revenüen hat. Der alte Erz- biſchof, noch ein ſehr rüſtiger Mann, führte mich überall herum, und unter andern auch in ſeinen Küchengärten und Treibhäuſern, die ausgezeichnet ſchön ſind; beſonders die Küchengärten, welche überall mit Blumen geſchmückt waren, und in denen alle Arten von Gemüſen und Früchten in höchſter Fülle wuchſen. Dabei waren ſie ſo reinlich, wie das ele- ganteſte Zimmer gehalten, eine Sache, die unſre Gärtner durchaus nicht begreifen wollen; eben ſo die Treibhäuſer. Keine Spur hier von Unordnung und Schmutz, von herumliegenden Brettern und Utenſi- lien, Dünger an den Wegen u. ſ. w. An den ver- ſchiedenen Mauern ſah man auf beiden Seiten die auserleſenſten Fruchtbäume in ſymmetriſchen Linien gezogen, unter andern viele Johannisbeerſtämme, die durch Wegnahme aller kleinen Aeſte einen ſolchen Wachsthum erlangt hatten, daß ſie wohl 12 Fuß hoch an der Mauer in die Höhe gingen, und über und über mit Trauben behangen waren, welche klei- nen Weinbeeren an Größe glichen. In den Treib- häuſern, wo herrliche Ananas und Grenadillas (eine

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/204>, abgerufen am 29.04.2024.