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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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überlistet, daß er jeden Tag bis zum letzten bestimmt
auf den Frieden gehofft, bis es endlich zu spät ge-
wesen sey. C'etait sans dout une grande faute,
setzte er nachher gleichgültig hinzu.

Die Töchter des Herzogs sind d'nn beau sang, alle
außerordentlich hübsch, wenn gleich alle in einem ganz
verschiednen Genre; und unter den Söhnen zeichnet
sich in vieler Hinsicht der Obrist Fitzclarence aus,
dessen Landreise von Indien durch Aegypten nach
England Du mit so viel Interesse gelesen hast. Er
hat auch über die deutsche Landwehr geschrieben, de-
ren Partisan er jedoch keineswegs ist. Selten findet
man einen jungen Officier von so vielseitiger Bil-
dung. Ich kenne ihn schon von älteren Zeiten her, und
habe mich schon oft vieler Freundlichkeit von seiner
Seite zu rühmen gehabt.

Seine älteste Schwester ist an Sir Sidney ver-
heirathet, und ich hörte von ihr, daß in dieser Fa-
milie, seit Lord Leicesters Zeit, die ununterbrochne
Reihe der Ahnenbilder nicht nur, sondern sogar eine
Haarlocke von jedem der Vorfahren aufbewahrt werde.
Auch finde sich dort, unter allen Documenten, noch
eine Liste sämmtlicher Gäste bei dem Feste von Ken-
nilworth, und sehr merkwürdige Haushaltsrechnungen
aus jener Zeit vor. Walter Scott hat, glaube ich,
diese Papiere benützt.

Abends flötete die Pasta herrlich bei Gräfin St. A.,
und zwei bis drei Bälle schlossen den Tag.


überliſtet, daß er jeden Tag bis zum letzten beſtimmt
auf den Frieden gehofft, bis es endlich zu ſpät ge-
weſen ſey. C’était sans dout une grande faute,
ſetzte er nachher gleichgültig hinzu.

Die Töchter des Herzogs ſind d’nn beau sang, alle
außerordentlich hübſch, wenn gleich alle in einem ganz
verſchiednen Genre; und unter den Söhnen zeichnet
ſich in vieler Hinſicht der Obriſt Fitzclarence aus,
deſſen Landreiſe von Indien durch Aegypten nach
England Du mit ſo viel Intereſſe geleſen haſt. Er
hat auch über die deutſche Landwehr geſchrieben, de-
ren Partiſan er jedoch keineswegs iſt. Selten findet
man einen jungen Officier von ſo vielſeitiger Bil-
dung. Ich kenne ihn ſchon von älteren Zeiten her, und
habe mich ſchon oft vieler Freundlichkeit von ſeiner
Seite zu rühmen gehabt.

Seine älteſte Schweſter iſt an Sir Sidney ver-
heirathet, und ich hörte von ihr, daß in dieſer Fa-
milie, ſeit Lord Leiceſters Zeit, die ununterbrochne
Reihe der Ahnenbilder nicht nur, ſondern ſogar eine
Haarlocke von jedem der Vorfahren aufbewahrt werde.
Auch finde ſich dort, unter allen Documenten, noch
eine Liſte ſämmtlicher Gäſte bei dem Feſte von Ken-
nilworth, und ſehr merkwürdige Haushaltsrechnungen
aus jener Zeit vor. Walter Scott hat, glaube ich,
dieſe Papiere benützt.

Abends flötete die Paſta herrlich bei Gräfin St. A.,
und zwei bis drei Bälle ſchloſſen den Tag.


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[36/0052] überliſtet, daß er jeden Tag bis zum letzten beſtimmt auf den Frieden gehofft, bis es endlich zu ſpät ge- weſen ſey. C’était sans dout une grande faute, ſetzte er nachher gleichgültig hinzu. Die Töchter des Herzogs ſind d’nn beau sang, alle außerordentlich hübſch, wenn gleich alle in einem ganz verſchiednen Genre; und unter den Söhnen zeichnet ſich in vieler Hinſicht der Obriſt Fitzclarence aus, deſſen Landreiſe von Indien durch Aegypten nach England Du mit ſo viel Intereſſe geleſen haſt. Er hat auch über die deutſche Landwehr geſchrieben, de- ren Partiſan er jedoch keineswegs iſt. Selten findet man einen jungen Officier von ſo vielſeitiger Bil- dung. Ich kenne ihn ſchon von älteren Zeiten her, und habe mich ſchon oft vieler Freundlichkeit von ſeiner Seite zu rühmen gehabt. Seine älteſte Schweſter iſt an Sir Sidney ver- heirathet, und ich hörte von ihr, daß in dieſer Fa- milie, ſeit Lord Leiceſters Zeit, die ununterbrochne Reihe der Ahnenbilder nicht nur, ſondern ſogar eine Haarlocke von jedem der Vorfahren aufbewahrt werde. Auch finde ſich dort, unter allen Documenten, noch eine Liſte ſämmtlicher Gäſte bei dem Feſte von Ken- nilworth, und ſehr merkwürdige Haushaltsrechnungen aus jener Zeit vor. Walter Scott hat, glaube ich, dieſe Papiere benützt. Abends flötete die Paſta herrlich bei Gräfin St. A., und zwei bis drei Bälle ſchloſſen den Tag.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/52>, abgerufen am 28.04.2024.