sächsischen Kreise nur Chursachsen. In den sechs alten Kreisen, deren erste Stände ursprünglich nur geistliche und weltliche Fürsten waren, führte ein geistlicher und ein weltlicher das Kreisausschreib- amt, als in Franken Bamberg und Anspach, in Baiern Salzburg und Baiern, in Schwaben Costnitz und Würtenberg, in Oberrhein Worms und Pfalz-Simmern, in Westphalen Münster und Jülich, in Niedersachsen Magdeburg und Bremen und Braunschweig-Lüneburg.
Die wichtigste Veränderung, die in der Kreis-VIII. verfassung selber vorgieng, veranlaßte die Unruhe, die der Marggraf Albrecht von Brandenburg- Culmbach erregte, da er den Passauer Vertrag nicht annehmen wollte, sondern noch die folgenden Jahre unter den Waffen blieb, und mehrere Kreise nach einander beunruhigte. Dadurch fanden sich die vier Kreise, Churrhein, Franken, Schwaben und Oberrhein bewogen im August 1554. den Ent- wurf einer nähern Verbindung und innerlichen Kriegsverfassung zu machen. Dieser Entwurf ward im Nov. 1554. von allen zehn Kreisen ge- nehmiget, und so erwuchs daraus die so genannte Reichsexecutionsordnung, die hernach dem Reichsabschiede 1555. einverleibet wurde. Ver- möge deren wird ein jeder Reichsstand angewiesen, sich gefaßt zu halten, um bey entstehenden Unru- hen oder Widersetzlichkeiten gegen cammergericht- liche Erkenntnisse in jedem Kreise mit den übrigen Mitständen unter Anführung der Kreisobersten zu- sammentreten zu können; und im Fall eines Krei- ses Macht nicht hinlänglich seyn sollte, sollen
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10) Veraͤnderungen in Reichsſachen.
ſaͤchſiſchen Kreiſe nur Churſachſen. In den ſechs alten Kreiſen, deren erſte Staͤnde urſpruͤnglich nur geiſtliche und weltliche Fuͤrſten waren, fuͤhrte ein geiſtlicher und ein weltlicher das Kreisausſchreib- amt, als in Franken Bamberg und Anſpach, in Baiern Salzburg und Baiern, in Schwaben Coſtnitz und Wuͤrtenberg, in Oberrhein Worms und Pfalz-Simmern, in Weſtphalen Muͤnſter und Juͤlich, in Niederſachſen Magdeburg und Bremen und Braunſchweig-Luͤneburg.
Die wichtigſte Veraͤnderung, die in der Kreis-VIII. verfaſſung ſelber vorgieng, veranlaßte die Unruhe, die der Marggraf Albrecht von Brandenburg- Culmbach erregte, da er den Paſſauer Vertrag nicht annehmen wollte, ſondern noch die folgenden Jahre unter den Waffen blieb, und mehrere Kreiſe nach einander beunruhigte. Dadurch fanden ſich die vier Kreiſe, Churrhein, Franken, Schwaben und Oberrhein bewogen im Auguſt 1554. den Ent- wurf einer naͤhern Verbindung und innerlichen Kriegsverfaſſung zu machen. Dieſer Entwurf ward im Nov. 1554. von allen zehn Kreiſen ge- nehmiget, und ſo erwuchs daraus die ſo genannte Reichsexecutionsordnung, die hernach dem Reichsabſchiede 1555. einverleibet wurde. Ver- moͤge deren wird ein jeder Reichsſtand angewieſen, ſich gefaßt zu halten, um bey entſtehenden Unru- hen oder Widerſetzlichkeiten gegen cammergericht- liche Erkenntniſſe in jedem Kreiſe mit den uͤbrigen Mitſtaͤnden unter Anfuͤhrung der Kreisoberſten zu- ſammentreten zu koͤnnen; und im Fall eines Krei- ſes Macht nicht hinlaͤnglich ſeyn ſollte, ſollen
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10) Veraͤnderungen in Reichsſachen.
ſaͤchſiſchen Kreiſe nur Churſachſen. In den ſechs
alten Kreiſen, deren erſte Staͤnde urſpruͤnglich nur
geiſtliche und weltliche Fuͤrſten waren, fuͤhrte ein
geiſtlicher und ein weltlicher das Kreisausſchreib-
amt, als in Franken Bamberg und Anſpach, in
Baiern Salzburg und Baiern, in Schwaben
Coſtnitz und Wuͤrtenberg, in Oberrhein Worms
und Pfalz-Simmern, in Weſtphalen Muͤnſter und
Juͤlich, in Niederſachſen Magdeburg und Bremen
und Braunſchweig-Luͤneburg.
Die wichtigſte Veraͤnderung, die in der Kreis-
verfaſſung ſelber vorgieng, veranlaßte die Unruhe,
die der Marggraf Albrecht von Brandenburg-
Culmbach erregte, da er den Paſſauer Vertrag
nicht annehmen wollte, ſondern noch die folgenden
Jahre unter den Waffen blieb, und mehrere Kreiſe
nach einander beunruhigte. Dadurch fanden ſich
die vier Kreiſe, Churrhein, Franken, Schwaben
und Oberrhein bewogen im Auguſt 1554. den Ent-
wurf einer naͤhern Verbindung und innerlichen
Kriegsverfaſſung zu machen. Dieſer Entwurf
ward im Nov. 1554. von allen zehn Kreiſen ge-
nehmiget, und ſo erwuchs daraus die ſo genannte
Reichsexecutionsordnung, die hernach dem
Reichsabſchiede 1555. einverleibet wurde. Ver-
moͤge deren wird ein jeder Reichsſtand angewieſen,
ſich gefaßt zu halten, um bey entſtehenden Unru-
hen oder Widerſetzlichkeiten gegen cammergericht-
liche Erkenntniſſe in jedem Kreiſe mit den uͤbrigen
Mitſtaͤnden unter Anfuͤhrung der Kreisoberſten zu-
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/487>, abgerufen am 16.06.2024.
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