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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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3) Verfass. der geistl. Länder.
den Concordaten, wodurch zwar Franz der I. sich
und seinen Nachfolgern das große Recht, alle
Französische Bischöfe und Erzbischöfe zu ernennen
ausbedungen, doch der Annaten sich nicht entle-
digen können, (die aus Frankreich jährlich noch
immer ungefähr 3 Millionen 600. tausend Livres
betragen sollen.) Also sind auch unsere Teutsche
Bischöfe und Erzbischöfe diesen Abgaben, wie sie
einmal hergebracht waren, unterworfen geblieben;
nur freylich diejenigen ausgenommen, die in pro-
testantische Hände gekommen sind, die nun einmal
das ganze Band mit Rom zerrissen haben.

Bey den Friedens-Executionshandlungen zuXII.
Nürnberg gedachte (besage eines in Gegenwart des
kaiserlichen Gesandten Volmar am 12. Jul. 1650.
gehaltenen Protocolls) der Churmainzische Gesandte
Discursweise: "Der Pabst begehrte von dem Trie-
"rischen Coadjutor 30. tausend Ducaten fürs Pal-
"lium; den Churfürsten von Mainz vexirte er eben
"auch so. Das wäre eine schöne Andacht; beide
"Erzstifte wären ruinirt, und man sollte eine solche
"Summe Geldes nach Rom schicken, daß sie da
"etwas zu verzehren hätten. In Italien wären auch
"Erzbischöfe, die gäben über 100. Kronen nicht. --
"Herr Volmar lachte, und sagte, sie sollten dem
"Pabste schreiben: wo er ihnen die Taxe für das
"Pallium nicht erließe, wollten sie Lutherisch wer-
"den. -- Jener: es möchte übel aufgenommen
"werden; sonst wäre es wohl das beste Mittel." (q)


Sol-
(q) Meiern Nürnbergische Friedensexecutions-
handlungen Th. 2. S. 462. Noch in unserm XVIII.
Jahrhunderte mußte der Erzbischof Jacob Ernst
von
M 3

3) Verfaſſ. der geiſtl. Laͤnder.
den Concordaten, wodurch zwar Franz der I. ſich
und ſeinen Nachfolgern das große Recht, alle
Franzoͤſiſche Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe zu ernennen
ausbedungen, doch der Annaten ſich nicht entle-
digen koͤnnen, (die aus Frankreich jaͤhrlich noch
immer ungefaͤhr 3 Millionen 600. tauſend Livres
betragen ſollen.) Alſo ſind auch unſere Teutſche
Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe dieſen Abgaben, wie ſie
einmal hergebracht waren, unterworfen geblieben;
nur freylich diejenigen ausgenommen, die in pro-
teſtantiſche Haͤnde gekommen ſind, die nun einmal
das ganze Band mit Rom zerriſſen haben.

Bey den Friedens-Executionshandlungen zuXII.
Nuͤrnberg gedachte (beſage eines in Gegenwart des
kaiſerlichen Geſandten Volmar am 12. Jul. 1650.
gehaltenen Protocolls) der Churmainziſche Geſandte
Discursweiſe: ”Der Pabſt begehrte von dem Trie-
„riſchen Coadjutor 30. tauſend Ducaten fuͤrs Pal-
„lium; den Churfuͤrſten von Mainz vexirte er eben
„auch ſo. Das waͤre eine ſchoͤne Andacht; beide
„Erzſtifte waͤren ruinirt, und man ſollte eine ſolche
„Summe Geldes nach Rom ſchicken, daß ſie da
„etwas zu verzehren haͤtten. In Italien waͤren auch
„Erzbiſchoͤfe, die gaͤben uͤber 100. Kronen nicht. —
„Herr Volmar lachte, und ſagte, ſie ſollten dem
„Pabſte ſchreiben: wo er ihnen die Taxe fuͤr das
„Pallium nicht erließe, wollten ſie Lutheriſch wer-
„den. — Jener: es moͤchte uͤbel aufgenommen
„werden; ſonſt waͤre es wohl das beſte Mittel.” (q)


Sol-
(q) Meiern Nuͤrnbergiſche Friedensexecutions-
handlungen Th. 2. S. 462. Noch in unſerm XVIII.
Jahrhunderte mußte der Erzbiſchof Jacob Ernſt
von
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[181/0223] 3) Verfaſſ. der geiſtl. Laͤnder. den Concordaten, wodurch zwar Franz der I. ſich und ſeinen Nachfolgern das große Recht, alle Franzoͤſiſche Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe zu ernennen ausbedungen, doch der Annaten ſich nicht entle- digen koͤnnen, (die aus Frankreich jaͤhrlich noch immer ungefaͤhr 3 Millionen 600. tauſend Livres betragen ſollen.) Alſo ſind auch unſere Teutſche Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe dieſen Abgaben, wie ſie einmal hergebracht waren, unterworfen geblieben; nur freylich diejenigen ausgenommen, die in pro- teſtantiſche Haͤnde gekommen ſind, die nun einmal das ganze Band mit Rom zerriſſen haben. Bey den Friedens-Executionshandlungen zu Nuͤrnberg gedachte (beſage eines in Gegenwart des kaiſerlichen Geſandten Volmar am 12. Jul. 1650. gehaltenen Protocolls) der Churmainziſche Geſandte Discursweiſe: ”Der Pabſt begehrte von dem Trie- „riſchen Coadjutor 30. tauſend Ducaten fuͤrs Pal- „lium; den Churfuͤrſten von Mainz vexirte er eben „auch ſo. Das waͤre eine ſchoͤne Andacht; beide „Erzſtifte waͤren ruinirt, und man ſollte eine ſolche „Summe Geldes nach Rom ſchicken, daß ſie da „etwas zu verzehren haͤtten. In Italien waͤren auch „Erzbiſchoͤfe, die gaͤben uͤber 100. Kronen nicht. — „Herr Volmar lachte, und ſagte, ſie ſollten dem „Pabſte ſchreiben: wo er ihnen die Taxe fuͤr das „Pallium nicht erließe, wollten ſie Lutheriſch wer- „den. — Jener: es moͤchte uͤbel aufgenommen „werden; ſonſt waͤre es wohl das beſte Mittel.” (q) XII. Sol- (q) Meiern Nuͤrnbergiſche Friedensexecutions- handlungen Th. 2. S. 462. Noch in unſerm XVIII. Jahrhunderte mußte der Erzbiſchof Jacob Ernſt von M 3

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/223>, abgerufen am 28.04.2024.