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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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3) Grafensache u. Reichsschluß 1775.
durch (vom Febr. 1780. bis in den Januar 1785.)
in eine völlige Unthätigkeit gerathen. Nachdem
der bisherige evangelisch gräfliche Comitialgesandte
von Pistorius am 24. Dec. 1778. gestorben war,
meldete sich gleich zur Westphälisch gräflichen Stim-
me ein catholischer Gesandter, dessen nur vom Gra-
fen von Metternich unterschriebene Vollmacht an-
genommen wurde. Eine andere Vollmacht, die
das Westphälisch gräfliche Directorium auf einen
evangelischen Gesandten ausgestellt hatte, wurde
nicht angenommen. Man machte so gar Schwie-
rigkeit, die auf den bisherigen Fuß im Namen
der Fränkischen Grafen ausgestellte Vollmacht oh-
ne Vorbehalt anzunehmen. Unter solchen Um-
ständen geriethen beide Religionstheile in solchen
Widerspruch, daß nichts als eine gütliche Ueber-
einkunft diesen Stein des Anstoßes heben konnte.
Wegen der Fränkischen Grafen ist Besitz und Recht
auf der evangelischen Seite so klar, daß das evan-
gelische Corpus schon verliehren würde, wenn das
nur als ein Gegenstand einer Vergleichshandlung
angesehen werden sollte. In Ansehung der West-
phälischen Grafen haben die Evangelischen auf ei-
nen Vorschlag, den das catholische Corpus durch
Mehrheit der Stimmen gefasset hat, sich willfäh-
rig erkläret, daß künftig abwechselnd von catho-
lischen und evangelischen Gesandten diese Stimme
geführet werden sollte (d). Noch immer ist es

gleich-
(d) Die Erklärung des evangelischen Religions-
theils vom 8. May 1784. findet sich in Reuß Teut-
scher Staatscanzley Th. 6. S. 350. Eben daselbst
finden sich die Conferenzprotocolle des catholischen
Religionstheils vom 13. May 1784. Th. 7. S.
363., vom 31. Jul. 1784. Th. 8. 249., vom 14.
und 26. Aug. 1784. Th. 8. S. 308. 315.
K 5

3) Grafenſache u. Reichsſchluß 1775.
durch (vom Febr. 1780. bis in den Januar 1785.)
in eine voͤllige Unthaͤtigkeit gerathen. Nachdem
der bisherige evangeliſch graͤfliche Comitialgeſandte
von Piſtorius am 24. Dec. 1778. geſtorben war,
meldete ſich gleich zur Weſtphaͤliſch graͤflichen Stim-
me ein catholiſcher Geſandter, deſſen nur vom Gra-
fen von Metternich unterſchriebene Vollmacht an-
genommen wurde. Eine andere Vollmacht, die
das Weſtphaͤliſch graͤfliche Directorium auf einen
evangeliſchen Geſandten ausgeſtellt hatte, wurde
nicht angenommen. Man machte ſo gar Schwie-
rigkeit, die auf den bisherigen Fuß im Namen
der Fraͤnkiſchen Grafen ausgeſtellte Vollmacht oh-
ne Vorbehalt anzunehmen. Unter ſolchen Um-
ſtaͤnden geriethen beide Religionstheile in ſolchen
Widerſpruch, daß nichts als eine guͤtliche Ueber-
einkunft dieſen Stein des Anſtoßes heben konnte.
Wegen der Fraͤnkiſchen Grafen iſt Beſitz und Recht
auf der evangeliſchen Seite ſo klar, daß das evan-
geliſche Corpus ſchon verliehren wuͤrde, wenn das
nur als ein Gegenſtand einer Vergleichshandlung
angeſehen werden ſollte. In Anſehung der Weſt-
phaͤliſchen Grafen haben die Evangeliſchen auf ei-
nen Vorſchlag, den das catholiſche Corpus durch
Mehrheit der Stimmen gefaſſet hat, ſich willfaͤh-
rig erklaͤret, daß kuͤnftig abwechſelnd von catho-
liſchen und evangeliſchen Geſandten dieſe Stimme
gefuͤhret werden ſollte (d). Noch immer iſt es

gleich-
(d) Die Erklaͤrung des evangeliſchen Religions-
theils vom 8. May 1784. findet ſich in Reuß Teut-
ſcher Staatscanzley Th. 6. S. 350. Eben daſelbſt
finden ſich die Conferenzprotocolle des catholiſchen
Religionstheils vom 13. May 1784. Th. 7. S.
363., vom 31. Jul. 1784. Th. 8. 249., vom 14.
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[153/0187] 3) Grafenſache u. Reichsſchluß 1775. durch (vom Febr. 1780. bis in den Januar 1785.) in eine voͤllige Unthaͤtigkeit gerathen. Nachdem der bisherige evangeliſch graͤfliche Comitialgeſandte von Piſtorius am 24. Dec. 1778. geſtorben war, meldete ſich gleich zur Weſtphaͤliſch graͤflichen Stim- me ein catholiſcher Geſandter, deſſen nur vom Gra- fen von Metternich unterſchriebene Vollmacht an- genommen wurde. Eine andere Vollmacht, die das Weſtphaͤliſch graͤfliche Directorium auf einen evangeliſchen Geſandten ausgeſtellt hatte, wurde nicht angenommen. Man machte ſo gar Schwie- rigkeit, die auf den bisherigen Fuß im Namen der Fraͤnkiſchen Grafen ausgeſtellte Vollmacht oh- ne Vorbehalt anzunehmen. Unter ſolchen Um- ſtaͤnden geriethen beide Religionstheile in ſolchen Widerſpruch, daß nichts als eine guͤtliche Ueber- einkunft dieſen Stein des Anſtoßes heben konnte. Wegen der Fraͤnkiſchen Grafen iſt Beſitz und Recht auf der evangeliſchen Seite ſo klar, daß das evan- geliſche Corpus ſchon verliehren wuͤrde, wenn das nur als ein Gegenſtand einer Vergleichshandlung angeſehen werden ſollte. In Anſehung der Weſt- phaͤliſchen Grafen haben die Evangeliſchen auf ei- nen Vorſchlag, den das catholiſche Corpus durch Mehrheit der Stimmen gefaſſet hat, ſich willfaͤh- rig erklaͤret, daß kuͤnftig abwechſelnd von catho- liſchen und evangeliſchen Geſandten dieſe Stimme gefuͤhret werden ſollte (d). Noch immer iſt es gleich- (d) Die Erklaͤrung des evangeliſchen Religions- theils vom 8. May 1784. findet ſich in Reuß Teut- ſcher Staatscanzley Th. 6. S. 350. Eben daſelbſt finden ſich die Conferenzprotocolle des catholiſchen Religionstheils vom 13. May 1784. Th. 7. S. 363., vom 31. Jul. 1784. Th. 8. 249., vom 14. und 26. Aug. 1784. Th. 8. S. 308. 315. K 5

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/187>, abgerufen am 11.10.2024.