Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Zustand
unsere Apotheter Büchsen auffthäten/ ob
darin etwas möchte gefunden werden/ wel-
ches dem am Fieber liegenden Teutschlan-
de nach dem Maul wäre; Es ist aber ge-
wiß/ daß angebotene Braten stincken; Und
werden zweiffels ohne keine verständige
Leute für rathsamb halten/ von sich selbst
zu andern Krancken zu gehen; Weil die
Zornsüchtige Krancken hefftig auff die
Medicos, die sonsten das beste rathen/ und
umb Geld gedinget seyn/ zu schelten pfle-
gen. Ja es sind auch die jenigen von den
verständigen auß zulachen/ welche sich in ih-
rem privat Leben nicht schewen/ denen so im
Regiment sitzen/ aus Ehrgeitz Gesetze vorzu-
schreiben. Die aber in civil Wissenschafft
erfahren/ können leichte/ nach erkäntniß der
kranckheit des Regiments/ Artzneyen finden.
Damit aber diß Wercklein nicht ohne ende
zu seyn scheine/ wird es gnug seyn/ nur ein
weniges hinzu zu thun. Wolte demnach
meynen/ dz man als einfundament halten
müsse/ weiln die übele beschaffenheit des

Teut-

Vom Zuſtand
unſere Apotheter Buͤchſen auffthaͤten/ ob
darin etwas moͤchte gefunden werden/ wel-
ches dem am Fieber liegenden Teutſchlan-
de nach dem Maul waͤre; Es iſt aber ge-
wiß/ daß angebotene Braten ſtincken; Und
werden zweiffels ohne keine verſtaͤndige
Leute fuͤr rathſamb halten/ von ſich ſelbſt
zu andern Krancken zu gehen; Weil die
Zornſuͤchtige Krancken hefftig auff die
Medicos, die ſonſten das beſte rathen/ und
umb Geld gedinget ſeyn/ zu ſchelten pfle-
gen. Ja es ſind auch die jenigen von den
verſtaͤndigen auß zulachen/ welche ſich in ih-
rem privat Lebẽ nicht ſchewen/ denen ſo im
Regiment ſitzen/ aus Ehrgeitz Geſetze vorzu-
ſchreiben. Die aber in civil Wiſſenſchafft
erfahꝛen/ koͤnnen leichte/ nach eꝛkaͤntniß der
kranckheit des Regiments/ Artzneyen findẽ.
Damit aber diß Wercklein nicht ohne ende
zu ſeyn ſcheine/ wird es gnug ſeyn/ nur ein
weniges hinzu zu thun. Wolte demnach
meynen/ dz man als einfundament halten
muͤſſe/ weiln die uͤbele beſchaffenheit des

Teut-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0308" n="286"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi></fw><lb/>
un&#x017F;ere Apotheter Bu&#x0364;ch&#x017F;en aufftha&#x0364;ten/ ob<lb/>
darin etwas mo&#x0364;chte gefunden werden/ wel-<lb/>
ches dem am Fieber liegenden Teut&#x017F;chlan-<lb/>
de nach dem Maul wa&#x0364;re; Es i&#x017F;t aber ge-<lb/>
wiß/ daß angebotene Braten &#x017F;tincken; <hi rendition="#b">U</hi>nd<lb/>
werden zweiffels ohne keine ver&#x017F;ta&#x0364;ndige<lb/>
Leute fu&#x0364;r rath&#x017F;amb halten/ von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu andern Krancken zu gehen; Weil die<lb/>
Zorn&#x017F;u&#x0364;chtige Krancken hefftig auff die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Medicos</hi>,</hi> die &#x017F;on&#x017F;ten das be&#x017F;te rathen/ und<lb/>
umb Geld gedinget &#x017F;eyn/ zu &#x017F;chelten pfle-<lb/>
gen. Ja es &#x017F;ind auch die jenigen von den<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen auß zulachen/ welche &#x017F;ich in ih-<lb/>
rem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">privat</hi></hi> Lebe&#x0303; nicht &#x017F;chewen/ denen &#x017F;o im<lb/>
Regiment &#x017F;itzen/ aus Ehrgeitz Ge&#x017F;etze vorzu-<lb/>
&#x017F;chreiben. Die aber in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">civil</hi></hi> Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft<lb/>
erfah&#xA75B;en/ ko&#x0364;nnen leichte/ nach e&#xA75B;ka&#x0364;ntniß der<lb/>
kranckheit des Regiments/ Artzneyen finde&#x0303;.<lb/>
Damit aber diß Wercklein nicht ohne ende<lb/>
zu &#x017F;eyn &#x017F;cheine/ wird es gnug &#x017F;eyn/ nur ein<lb/>
weniges hinzu zu thun. Wolte demnach<lb/>
meynen/ dz man als ein<hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">fundament</hi></hi> halten<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ weiln die u&#x0364;bele be&#x017F;chaffenheit des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Teut-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0308] Vom Zuſtand unſere Apotheter Buͤchſen auffthaͤten/ ob darin etwas moͤchte gefunden werden/ wel- ches dem am Fieber liegenden Teutſchlan- de nach dem Maul waͤre; Es iſt aber ge- wiß/ daß angebotene Braten ſtincken; Und werden zweiffels ohne keine verſtaͤndige Leute fuͤr rathſamb halten/ von ſich ſelbſt zu andern Krancken zu gehen; Weil die Zornſuͤchtige Krancken hefftig auff die Medicos, die ſonſten das beſte rathen/ und umb Geld gedinget ſeyn/ zu ſchelten pfle- gen. Ja es ſind auch die jenigen von den verſtaͤndigen auß zulachen/ welche ſich in ih- rem privat Lebẽ nicht ſchewen/ denen ſo im Regiment ſitzen/ aus Ehrgeitz Geſetze vorzu- ſchreiben. Die aber in civil Wiſſenſchafft erfahꝛen/ koͤnnen leichte/ nach eꝛkaͤntniß der kranckheit des Regiments/ Artzneyen findẽ. Damit aber diß Wercklein nicht ohne ende zu ſeyn ſcheine/ wird es gnug ſeyn/ nur ein weniges hinzu zu thun. Wolte demnach meynen/ dz man als einfundament halten muͤſſe/ weiln die uͤbele beſchaffenheit des Teut-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/308
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/308>, abgerufen am 28.04.2024.