Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

von Polen.

dern zugethan ist: ein Einheimischer a-
ber seine Verwandten und Schwäger
den andern vorziehen würde. Und haben
sie dieser Regel von Jagellone an/ der ein
Litthauer war/ gefolget/ mit dem sie des-
wegen sonderlich wohl gefahren/ weil da-
durch Litthauen mit Polen verknüpffet
worden. Mit Sigismundo von Schweden
aber hat es ihnen übel gelungen/ weil
nicht allein diese Reiche so beschaffen sind/
daß sie sich nicht wohl mit einem König
behelffen können; sondern auch weil sie
dardurch in einen schweren Krieg mit
Schweden verfallen; dessen sie sonsten
wohl hätten können entübriget seyn. A-
ber für Oesterreichischen Königen haben
sie sich gescheuet/ damit es ihnen nicht
möchte gehen/ wie es den Ungern und
Böhmen gangen ist. Jn den jüngsten
zweyen Wahlen haben sie Einheimischen
die Crone aufgesetzet. Ob nun dardurch
die bißherige Factiones werden gehoben
seyn/ wird die Zeit lehren. Dieser Wahl-
König nun hat aus denen ihm assignir-
ten Gütern groß Einkommen; hat auch
allein Macht alle Aemter/ Dignitäten/
und Beneficia im Reich zu vergeben. A-
ber neue Gesetze geben/ Krieg anfangen/
Schatzung auf legen/ und andere wichti-
ge Sachen vornehmen/ darff er nicht oh-

von Polen.

dern zugethan iſt: ein Einheimiſcher a-
ber ſeine Verwandten und Schwaͤger
den andern vorziehen wuͤrde. Und haben
ſie dieſer Regel von Jagellone an/ der ein
Litthauer war/ gefolget/ mit dem ſie des-
wegen ſonderlich wohl gefahren/ weil da-
durch Litthauen mit Polen verknuͤpffet
worden. Mit Sigismundo von Schweden
aber hat es ihnen uͤbel gelungen/ weil
nicht allein dieſe Reiche ſo beſchaffen ſind/
daß ſie ſich nicht wohl mit einem Koͤnig
behelffen koͤnnen; ſondern auch weil ſie
dardurch in einen ſchweren Krieg mit
Schweden verfallen; deſſen ſie ſonſten
wohl haͤtten koͤnnen entuͤbriget ſeyn. A-
ber fuͤr Oeſterreichiſchen Koͤnigen haben
ſie ſich geſcheuet/ damit es ihnen nicht
moͤchte gehen/ wie es den Ungern und
Boͤhmen gangen iſt. Jn den juͤngſten
zweyen Wahlen haben ſie Einheimiſchen
die Crone aufgeſetzet. Ob nun dardurch
die bißherige Factiones werden gehoben
ſeyn/ wird die Zeit lehren. Dieſer Wahl-
Koͤnig nun hat aus denen ihm aſſignir-
ten Guͤtern groß Einkommen; hat auch
allein Macht alle Aemter/ Dignitaͤten/
und Beneficia im Reich zu vergeben. A-
ber neue Geſetze geben/ Krieg anfangen/
Schatzung auf legen/ und andere wichti-
ge Sachen vornehmen/ darff er nicht oh-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0731" n="701"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Polen.</hi></fw><lb/>
dern zugethan i&#x017F;t: ein Einheimi&#x017F;cher a-<lb/>
ber &#x017F;eine Verwandten und Schwa&#x0364;ger<lb/>
den andern vorziehen wu&#x0364;rde. Und haben<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;er Regel von <hi rendition="#aq">Jagellone</hi> an/ der ein<lb/>
Litthauer war/ gefolget/ mit dem &#x017F;ie des-<lb/>
wegen &#x017F;onderlich wohl gefahren/ weil da-<lb/>
durch Litthauen mit Polen verknu&#x0364;pffet<lb/>
worden. Mit <hi rendition="#aq">Sigismundo</hi> von Schweden<lb/>
aber hat es ihnen u&#x0364;bel gelungen/ weil<lb/>
nicht allein die&#x017F;e Reiche &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;ind/<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht wohl mit einem Ko&#x0364;nig<lb/>
behelffen ko&#x0364;nnen; &#x017F;ondern auch weil &#x017F;ie<lb/>
dardurch in einen &#x017F;chweren Krieg mit<lb/>
Schweden verfallen; de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
wohl ha&#x0364;tten ko&#x0364;nnen entu&#x0364;briget &#x017F;eyn. A-<lb/>
ber fu&#x0364;r Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen Ko&#x0364;nigen haben<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich ge&#x017F;cheuet/ damit es ihnen nicht<lb/>
mo&#x0364;chte gehen/ wie es den Ungern und<lb/>
Bo&#x0364;hmen gangen i&#x017F;t. Jn den ju&#x0364;ng&#x017F;ten<lb/>
zweyen Wahlen haben &#x017F;ie Einheimi&#x017F;chen<lb/>
die Crone aufge&#x017F;etzet. Ob nun dardurch<lb/>
die bißherige <hi rendition="#aq">Factiones</hi> werden gehoben<lb/>
&#x017F;eyn/ wird die Zeit lehren. Die&#x017F;er Wahl-<lb/>
Ko&#x0364;nig nun hat aus denen ihm <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;ignir-</hi><lb/>
ten Gu&#x0364;tern groß Einkommen; hat auch<lb/>
allein Macht alle Aemter/ <hi rendition="#aq">Dignit</hi>a&#x0364;ten/<lb/>
und <hi rendition="#aq">Beneficia</hi> im Reich zu vergeben. A-<lb/>
ber neue Ge&#x017F;etze geben/ Krieg anfangen/<lb/>
Schatzung auf legen/ und andere wichti-<lb/>
ge Sachen vornehmen/ darff er nicht oh-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[701/0731] von Polen. dern zugethan iſt: ein Einheimiſcher a- ber ſeine Verwandten und Schwaͤger den andern vorziehen wuͤrde. Und haben ſie dieſer Regel von Jagellone an/ der ein Litthauer war/ gefolget/ mit dem ſie des- wegen ſonderlich wohl gefahren/ weil da- durch Litthauen mit Polen verknuͤpffet worden. Mit Sigismundo von Schweden aber hat es ihnen uͤbel gelungen/ weil nicht allein dieſe Reiche ſo beſchaffen ſind/ daß ſie ſich nicht wohl mit einem Koͤnig behelffen koͤnnen; ſondern auch weil ſie dardurch in einen ſchweren Krieg mit Schweden verfallen; deſſen ſie ſonſten wohl haͤtten koͤnnen entuͤbriget ſeyn. A- ber fuͤr Oeſterreichiſchen Koͤnigen haben ſie ſich geſcheuet/ damit es ihnen nicht moͤchte gehen/ wie es den Ungern und Boͤhmen gangen iſt. Jn den juͤngſten zweyen Wahlen haben ſie Einheimiſchen die Crone aufgeſetzet. Ob nun dardurch die bißherige Factiones werden gehoben ſeyn/ wird die Zeit lehren. Dieſer Wahl- Koͤnig nun hat aus denen ihm aſſignir- ten Guͤtern groß Einkommen; hat auch allein Macht alle Aemter/ Dignitaͤten/ und Beneficia im Reich zu vergeben. A- ber neue Geſetze geben/ Krieg anfangen/ Schatzung auf legen/ und andere wichti- ge Sachen vornehmen/ darff er nicht oh- ne

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/731
Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/731>, abgerufen am 03.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.