Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Rom.
ten Regimenter/ so am Rhein- und Do-
naustrom stunden um des Reichs Grän-
tzen alldar zu verwahren/ gegen Orient
versetzte. Wordurch die Westlichen Pro-
vintzien ihres Schutzes entblösset/ denen
streitbaren und auff Raub begierigen
Völckern offen stunden. Darzu kam
auch/ daß Theodosius das Reich unter
seine zwey Söhne theilete/ und Arcadio
die Oestlichen/ Honorio die Westlichen
Länder zueignete; welche Theilung die
noch übrigen Kräffte des Reichs nicht
wenig geschwächet. Und zwar so ward
der Occident denen Teutschen und Gothi-
schen Nationen zur Brute/ welche umb
diese Zeit häuffig herzu lieffen/ ihr armes
Vaterland mit den reichen und lustigen
Römischen Provintzien zu vertauschen.
Engeland verliessen die Römer gutwil-
lig/ weil sie keine Kräffte hatten es wider die
Schotten zu beschützen/ und die allda ste-
hende Trouppen in Gallien zogen. Spa-
nien ward den West gothen/ und andern
zu theil. Die Wandali liessen sich in Africa
nieder. Gallien theileten unter sich ein
theil Gothen/ die Burgundier/ und Fran-
tzen. Rhaetiam und Noricum nahmen die
Schwaben und Beyern ein. Ein groß
Stück von Pannonien und Illyrico ward
von den Hunnen besessen. Die Gothen

richte-
D

von Rom.
ten Regimenter/ ſo am Rhein- und Do-
nauſtrom ſtunden um des Reichs Graͤn-
tzen alldar zu verwahren/ gegen Orient
verſetzte. Wordurch die Weſtlichen Pro-
vintzien ihres Schutzes entbloͤſſet/ denen
ſtreitbaren und auff Raub begierigen
Voͤlckern offen ſtunden. Darzu kam
auch/ daß Theodoſius das Reich unter
ſeine zwey Soͤhne theilete/ und Arcadio
die Oeſtlichen/ Honorio die Weſtlichen
Laͤnder zueignete; welche Theilung die
noch uͤbrigen Kraͤffte des Reichs nicht
wenig geſchwaͤchet. Und zwar ſo ward
der Occident denen Teutſchen und Gothi-
ſchen Nationen zur Brute/ welche umb
dieſe Zeit haͤuffig herzu lieffen/ ihr armes
Vaterland mit den reichen und luſtigen
Roͤmiſchen Provintzien zu vertauſchen.
Engeland verlieſſen die Roͤmer gutwil-
lig/ weil ſie keine Kraͤffte hattẽ es wideꝛ die
Schotten zu beſchuͤtzen/ und die allda ſte-
hende Trouppen in Gallien zogen. Spa-
nien ward den Weſt gothen/ und andern
zu theil. Die Wandali lieſſen ſich in Africa
nieder. Gallien theileten unter ſich ein
theil Gothen/ die Burgundier/ uñ Fran-
tzen. Rhætiam und Noricum nahmen die
Schwaben und Beyern ein. Ein groß
Stuͤck von Pannonien und Illyrico waꝛd
von den Hunnen beſeſſen. Die Gothen

richte-
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0079" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Rom.</hi></fw><lb/>
ten Regimenter/ &#x017F;o am Rhein- und Do-<lb/>
nau&#x017F;trom &#x017F;tunden um des Reichs Gra&#x0364;n-<lb/>
tzen alldar zu verwahren/ gegen Orient<lb/>
ver&#x017F;etzte. Wordurch die We&#x017F;tlichen Pro-<lb/>
vintzien ihres Schutzes entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ denen<lb/>
&#x017F;treitbaren und auff Raub begierigen<lb/>
Vo&#x0364;lckern offen &#x017F;tunden. Darzu kam<lb/>
auch/ daß <hi rendition="#aq">Theodo&#x017F;ius</hi> das Reich unter<lb/>
&#x017F;eine zwey So&#x0364;hne theilete/ und <hi rendition="#aq">Arcadio</hi><lb/>
die Oe&#x017F;tlichen/ <hi rendition="#aq">Honorio</hi> die We&#x017F;tlichen<lb/>
La&#x0364;nder zueignete; welche Theilung die<lb/>
noch u&#x0364;brigen Kra&#x0364;ffte des Reichs nicht<lb/>
wenig ge&#x017F;chwa&#x0364;chet. Und zwar &#x017F;o ward<lb/>
der Occident denen Teut&#x017F;chen und Gothi-<lb/>
&#x017F;chen Nationen zur Brute/ welche umb<lb/>
die&#x017F;e Zeit ha&#x0364;uffig herzu lieffen/ ihr armes<lb/>
Vaterland mit den reichen und lu&#x017F;tigen<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Provintzien zu vertau&#x017F;chen.<lb/>
Engeland verlie&#x017F;&#x017F;en die Ro&#x0364;mer gutwil-<lb/>
lig/ weil &#x017F;ie keine Kra&#x0364;ffte hatte&#x0303; es wide&#xA75B; die<lb/>
Schotten zu be&#x017F;chu&#x0364;tzen/ und die allda &#x017F;te-<lb/>
hende Trouppen in Gallien zogen. Spa-<lb/>
nien ward den We&#x017F;t gothen/ und andern<lb/>
zu theil. Die <hi rendition="#aq">Wandali</hi> lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich in Africa<lb/>
nieder. Gallien theileten unter &#x017F;ich ein<lb/>
theil Gothen/ die Burgundier/ un&#x0303; Fran-<lb/>
tzen. <hi rendition="#aq">Rhætiam</hi> und <hi rendition="#aq">Noricum</hi> nahmen die<lb/>
Schwaben und Beyern ein. Ein groß<lb/>
Stu&#x0364;ck von Pannonien und <hi rendition="#aq">Illyrico</hi> wa&#xA75B;d<lb/>
von den Hunnen be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en. Die Gothen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D</fw><fw place="bottom" type="catch">richte-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0079] von Rom. ten Regimenter/ ſo am Rhein- und Do- nauſtrom ſtunden um des Reichs Graͤn- tzen alldar zu verwahren/ gegen Orient verſetzte. Wordurch die Weſtlichen Pro- vintzien ihres Schutzes entbloͤſſet/ denen ſtreitbaren und auff Raub begierigen Voͤlckern offen ſtunden. Darzu kam auch/ daß Theodoſius das Reich unter ſeine zwey Soͤhne theilete/ und Arcadio die Oeſtlichen/ Honorio die Weſtlichen Laͤnder zueignete; welche Theilung die noch uͤbrigen Kraͤffte des Reichs nicht wenig geſchwaͤchet. Und zwar ſo ward der Occident denen Teutſchen und Gothi- ſchen Nationen zur Brute/ welche umb dieſe Zeit haͤuffig herzu lieffen/ ihr armes Vaterland mit den reichen und luſtigen Roͤmiſchen Provintzien zu vertauſchen. Engeland verlieſſen die Roͤmer gutwil- lig/ weil ſie keine Kraͤffte hattẽ es wideꝛ die Schotten zu beſchuͤtzen/ und die allda ſte- hende Trouppen in Gallien zogen. Spa- nien ward den Weſt gothen/ und andern zu theil. Die Wandali lieſſen ſich in Africa nieder. Gallien theileten unter ſich ein theil Gothen/ die Burgundier/ uñ Fran- tzen. Rhætiam und Noricum nahmen die Schwaben und Beyern ein. Ein groß Stuͤck von Pannonien und Illyrico waꝛd von den Hunnen beſeſſen. Die Gothen richte- D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/79
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/79>, abgerufen am 28.04.2024.