Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
che von sich entfernet; als haben sie un-
term Vorwand der Beichtväter sich an
die meisten Höfe eingeschlichen/ und in
die Staats-intriguen mit eingemischet/
so daß sie an vielen Orten die consilia nach
ihrem Willen eingerichtet; worbey sie
nimmer des Pabsts und ihr eygen inter-
esse
vergessen. Jedoch haben sie an eini-
gen Orten sich unwerth gemacht wegen
ihres unersättlichen Geitzes/ und Für-
witz in alle Händel sich zu mengen; auch
weil die alten Orden der Münche gegen
sie grosse jalousie tragen/ als denen die
Jesuiten an ihrem Ansehen und Ein-
kunfften grossen Eintrag gethan. Hier-
zu gehöret auch dieses Mittel/ daß sich
Censuta
librorum.
der Pabst und seine Creaturen die Cen-
sur
aller Bücher angemasset/ damit ja
nichts/ so ihnen nachtheilig wäre/ den
Leuten für Augen kommen könte. Mit
welcher Censur sie so leichtfertig verfah-
ren/ daß sie nicht allein aus den alten Au-
toribus/
wenn man sie wieder von neuem
auffleget/ nach ihrem Belieben ausstrei-
chen/ was ihnen nicht anstehet/ sondern
auch passagen, so in ihren Kram dienen/
hinein flicken/ was von neuem geschrie-
ben wird in ihrem Gebiete/ wird genau
übersehen; wo sich auch etwas einge-
schlichen hätte/ das mit ihrem interesse

nicht

Das XII. Capitel
che von ſich entfernet; als haben ſie un-
term Vorwand der Beichtvaͤter ſich an
die meiſten Hoͤfe eingeſchlichen/ und in
die Staats-intriguen mit eingemiſchet/
ſo daß ſie an vielen Orten die conſilia nach
ihrem Willen eingerichtet; worbey ſie
nimmer des Pabſts und ihr eygen inter-
eſſe
vergeſſen. Jedoch haben ſie an eini-
gen Orten ſich unwerth gemacht wegen
ihres unerſaͤttlichen Geitzes/ und Fuͤr-
witz in alle Haͤndel ſich zu mengen; auch
weil die alten Orden der Muͤnche gegen
ſie groſſe jalouſie tragen/ als denen die
Jeſuiten an ihrem Anſehen und Ein-
kunfften groſſen Eintrag gethan. Hier-
zu gehoͤret auch dieſes Mittel/ daß ſich
Cenſuta
librorum.
der Pabſt und ſeine Creaturen die Cen-
ſur
aller Buͤcher angemaſſet/ damit ja
nichts/ ſo ihnen nachtheilig waͤre/ den
Leuten fuͤr Augen kommen koͤnte. Mit
welcher Cenſur ſie ſo leichtfertig verfah-
ren/ daß ſie nicht allein aus den alten Au-
toribus/
wenn man ſie wieder von neuem
auffleget/ nach ihrem Belieben ausſtrei-
chen/ was ihnen nicht anſtehet/ ſondern
auch paſſagen, ſo in ihren Kram dienen/
hinein flicken/ was von neuem geſchrie-
ben wird in ihrem Gebiete/ wird genau
uͤberſehen; wo ſich auch etwas einge-
ſchlichen haͤtte/ das mit ihrem intereſſe

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0896" n="866"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
che von &#x017F;ich entfernet; als haben &#x017F;ie un-<lb/>
term Vorwand der Beichtva&#x0364;ter &#x017F;ich an<lb/>
die mei&#x017F;ten Ho&#x0364;fe einge&#x017F;chlichen/ und in<lb/>
die Staats-<hi rendition="#aq">intriguen</hi> mit eingemi&#x017F;chet/<lb/>
&#x017F;o daß &#x017F;ie an vielen Orten die <hi rendition="#aq">con&#x017F;ilia</hi> nach<lb/>
ihrem Willen eingerichtet; worbey &#x017F;ie<lb/>
nimmer des Pab&#x017F;ts und ihr eygen <hi rendition="#aq">inter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e</hi> verge&#x017F;&#x017F;en. Jedoch haben &#x017F;ie an eini-<lb/>
gen Orten &#x017F;ich unwerth gemacht wegen<lb/>
ihres uner&#x017F;a&#x0364;ttlichen Geitzes/ und Fu&#x0364;r-<lb/>
witz in alle Ha&#x0364;ndel &#x017F;ich zu mengen; auch<lb/>
weil die alten Orden der Mu&#x0364;nche gegen<lb/>
&#x017F;ie gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">jalou&#x017F;ie</hi> tragen/ als denen die<lb/>
Je&#x017F;uiten an ihrem An&#x017F;ehen und Ein-<lb/>
kunfften gro&#x017F;&#x017F;en Eintrag gethan. Hier-<lb/>
zu geho&#x0364;ret auch die&#x017F;es Mittel/ daß &#x017F;ich<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Cen&#x017F;uta<lb/>
librorum.</hi></note>der Pab&#x017F;t und &#x017F;eine Creaturen die <hi rendition="#aq">Cen-<lb/>
&#x017F;ur</hi> aller Bu&#x0364;cher angema&#x017F;&#x017F;et/ damit ja<lb/>
nichts/ &#x017F;o ihnen nachtheilig wa&#x0364;re/ den<lb/>
Leuten fu&#x0364;r Augen kommen ko&#x0364;nte. Mit<lb/>
welcher <hi rendition="#aq">Cen&#x017F;ur</hi> &#x017F;ie &#x017F;o leichtfertig verfah-<lb/>
ren/ daß &#x017F;ie nicht allein aus den alten <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
toribus/</hi> wenn man &#x017F;ie wieder von neuem<lb/>
auffleget/ nach ihrem Belieben aus&#x017F;trei-<lb/>
chen/ was ihnen nicht an&#x017F;tehet/ &#x017F;ondern<lb/>
auch <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;agen,</hi> &#x017F;o in ihren Kram dienen/<lb/>
hinein flicken/ was von neuem ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben wird in ihrem Gebiete/ wird genau<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ehen; wo &#x017F;ich auch etwas einge-<lb/>
&#x017F;chlichen ha&#x0364;tte/ das mit ihrem <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[866/0896] Das XII. Capitel che von ſich entfernet; als haben ſie un- term Vorwand der Beichtvaͤter ſich an die meiſten Hoͤfe eingeſchlichen/ und in die Staats-intriguen mit eingemiſchet/ ſo daß ſie an vielen Orten die conſilia nach ihrem Willen eingerichtet; worbey ſie nimmer des Pabſts und ihr eygen inter- eſſe vergeſſen. Jedoch haben ſie an eini- gen Orten ſich unwerth gemacht wegen ihres unerſaͤttlichen Geitzes/ und Fuͤr- witz in alle Haͤndel ſich zu mengen; auch weil die alten Orden der Muͤnche gegen ſie groſſe jalouſie tragen/ als denen die Jeſuiten an ihrem Anſehen und Ein- kunfften groſſen Eintrag gethan. Hier- zu gehoͤret auch dieſes Mittel/ daß ſich der Pabſt und ſeine Creaturen die Cen- ſur aller Buͤcher angemaſſet/ damit ja nichts/ ſo ihnen nachtheilig waͤre/ den Leuten fuͤr Augen kommen koͤnte. Mit welcher Cenſur ſie ſo leichtfertig verfah- ren/ daß ſie nicht allein aus den alten Au- toribus/ wenn man ſie wieder von neuem auffleget/ nach ihrem Belieben ausſtrei- chen/ was ihnen nicht anſtehet/ ſondern auch paſſagen, ſo in ihren Kram dienen/ hinein flicken/ was von neuem geſchrie- ben wird in ihrem Gebiete/ wird genau uͤberſehen; wo ſich auch etwas einge- ſchlichen haͤtte/ das mit ihrem intereſſe nicht Cenſuta librorum.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/896
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 866. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/896>, abgerufen am 29.04.2024.