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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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fünstes Capitel.
wenn ich/ als ein guter Schwimmer/
mit einem andern/ der das nicht kan/
in ein gefährliches Wasser gerathen
wäre/ und jener umfassete mich/ ich
hätte aber die Kräffte nicht/ ihm mit
mir aus dem Wasser zu ziehen/ so
dörf[f]te ich ihm/ um nicht zugleich mit
ihm zu ersauffen/ mit gutem Gewissen
gewaltig von mir stossen/ ob ich ihm
gleich sonst noch eine wenige Zeit er-
halten könte. Also auch/ wenn ich bey
erlittenen Schif-Bruche ein Stücke
Holtz/ daß vor ihrer zwey zu schwach
ist/ ergriffen hätte/ und ein anderer
auf mich zuschwimmende/ sich auch
darauf erhalten wolte/ hiedurch aber
mich zugleich mit sich ins Verderben
reissen würde; so kan ich ihm/ ohne
einiges Bedencken/ mit aller vio-
lens
zurücke treiben. Oder/ wenn
ihrer zwey von einen den Tod an-
drohenden Feinde verfolget würden/
so kan der eine den andern/ mit Ver-

schlies-
H 4

fuͤnſtes Capitel.
wenn ich/ als ein guter Schwimmer/
mit einem andern/ der das nicht kan/
in ein gefaͤhrliches Waſſer gerathen
waͤre/ und jener umfaſſete mich/ ich
haͤtte aber die Kraͤffte nicht/ ihm mit
mir aus dem Waſſer zu ziehen/ ſo
doͤrf[f]te ich ihm/ um nicht zugleich mit
ihm zu erſauffen/ mit gutem Gewiſſẽ
gewaltig von mir ſtoſſen/ ob ich ihm
gleich ſonſt noch eine wenige Zeit er-
halten koͤnte. Alſo auch/ wenn ich bey
erlittenen Schif-Bruche ein Stuͤcke
Holtz/ daß vor ihrer zwey zu ſchwach
iſt/ ergriffen haͤtte/ und ein anderer
auf mich zuſchwimmende/ ſich auch
darauf erhalten wolte/ hiedurch aber
mich zugleich mit ſich ins Verderben
reiſſen würde; ſo kan ich ihm/ ohne
einiges Bedencken/ mit aller vio-
lens
zuruͤcke treiben. Oder/ wenn
ihrer zwey von einen den Tod an-
drohenden Feinde verfolget wuͤrden/
ſo kan der eine den andern/ mit Ver-

ſchlieſ-
H 4
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[163/0227] fuͤnſtes Capitel. wenn ich/ als ein guter Schwimmer/ mit einem andern/ der das nicht kan/ in ein gefaͤhrliches Waſſer gerathen waͤre/ und jener umfaſſete mich/ ich haͤtte aber die Kraͤffte nicht/ ihm mit mir aus dem Waſſer zu ziehen/ ſo doͤrffte ich ihm/ um nicht zugleich mit ihm zu erſauffen/ mit gutem Gewiſſẽ gewaltig von mir ſtoſſen/ ob ich ihm gleich ſonſt noch eine wenige Zeit er- halten koͤnte. Alſo auch/ wenn ich bey erlittenen Schif-Bruche ein Stuͤcke Holtz/ daß vor ihrer zwey zu ſchwach iſt/ ergriffen haͤtte/ und ein anderer auf mich zuſchwimmende/ ſich auch darauf erhalten wolte/ hiedurch aber mich zugleich mit ſich ins Verderben reiſſen würde; ſo kan ich ihm/ ohne einiges Bedencken/ mit aller vio- lens zuruͤcke treiben. Oder/ wenn ihrer zwey von einen den Tod an- drohenden Feinde verfolget wuͤrden/ ſo kan der eine den andern/ mit Ver- ſchlieſ- H 4

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/227>, abgerufen am 27.04.2024.