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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des ersten Buchs
und Leutseligkeit/ so man Frembden/
oder Reisenden aus billigen Ursachen
erweiset/ zumal/ wann sie etwa in
Noth und Unglück gerathen/ u. d. a.

§. 5.

Ein höherer Grad der
Willfährigkeit
ist es/ wenn man ge-
gen iemanden aus besonderer Wohl-
gewogenheit etwas umsonst bewei-
set/ das einen grosse Mühe/ oder Ko-
sten machet/ um hiedurch seiner Noth-
durfft zustatten zu kommen/ oder
ihm sonst einen ansehnlichen Nutzen
zuwege zu bringen; Welches man
denn in der vortreflichern Bedeu-
tung Wohlthaten nennet/ und
seynd dieselbigen die allerbeqvemste
Materie/ sich vor der Welt ein gros-
ses Lob zu erwerben/ wenn man sie
sonderlich mit Großmüthigkeit/ und
Klugheit rechtschaffen zu temperi-
ren weiß. Es lehret aber so wohl des
Gebers/ als des Nehmers Zustand
die Art und Masse an allerbesten/

wor-

Des erſten Buchs
und Leutſeligkeit/ ſo man Frembden/
oder Reiſenden aus billigen Urſachen
erweiſet/ zumal/ wann ſie etwa in
Noth und Ungluͤck gerathen/ u. d. a.

§. 5.

Ein hoͤherer Grad der
Willfaͤhrigkeit
iſt es/ wenn man ge-
gen iemanden aus beſonderer Wohl-
gewogenheit etwas umſonſt bewei-
ſet/ das einen groſſe Muͤhe/ oder Ko-
ſten machet/ um hiedurch ſeiner Noth-
durfft zuſtatten zu kommen/ oder
ihm ſonſt einen anſehnlichen Nutzen
zuwege zu bringen; Welches man
denn in der vortreflichern Bedeu-
tung Wohlthaten nennet/ und
ſeynd dieſelbigen die allerbeqvemſte
Materie/ ſich vor der Welt ein groſ-
ſes Lob zu erwerben/ wenn man ſie
ſonderlich mit Großmuͤthigkeit/ und
Klugheit rechtſchaffen zu temperi-
ren weiß. Es lehret aber ſo wohl des
Gebers/ als des Nehmers Zuſtand
die Art und Maſſe an allerbeſten/

wor-
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[206/0270] Des erſten Buchs und Leutſeligkeit/ ſo man Frembden/ oder Reiſenden aus billigen Urſachen erweiſet/ zumal/ wann ſie etwa in Noth und Ungluͤck gerathen/ u. d. a. §. 5. Ein hoͤherer Grad der Willfaͤhrigkeit iſt es/ wenn man ge- gen iemanden aus beſonderer Wohl- gewogenheit etwas umſonſt bewei- ſet/ das einen groſſe Muͤhe/ oder Ko- ſten machet/ um hiedurch ſeiner Noth- durfft zuſtatten zu kommen/ oder ihm ſonſt einen anſehnlichen Nutzen zuwege zu bringen; Welches man denn in der vortreflichern Bedeu- tung Wohlthaten nennet/ und ſeynd dieſelbigen die allerbeqvemſte Materie/ ſich vor der Welt ein groſ- ſes Lob zu erwerben/ wenn man ſie ſonderlich mit Großmuͤthigkeit/ und Klugheit rechtſchaffen zu temperi- ren weiß. Es lehret aber ſo wohl des Gebers/ als des Nehmers Zuſtand die Art und Maſſe an allerbeſten/ wor-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/270>, abgerufen am 30.04.2024.