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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des ersten Buchs
Mensch nicht nur reden/ sondern
eben so wohl auch schweigen kan/ und
weil er nicht schuldig ist/ allezeit das-
jenige/ was er im Sinne hatt/ ei-
nen ieden wissen zu lassen; Dannen-
hero muß allerdings eine besondere
Verbindligkeit vorhanden seyn/
welche einen so wohl zum Reden/ als
auch dermassen zu reden nöthiget/ da-
mit der andere unsere eigendliche und
wahrhaffte Gemüths-Meinung
daraus verstehen könne. Nun ent-
stehet dieselbe entweder aus einem be-
sondernen Pacte/ oder aus dem ge-
meinen Gesetze derer Natürlichen
Rechte/ oder aus der eigendlichen
Art eines ieden vorhabenden Ge-
schässtes/ bey welchen man sich der
Reden bedienet. Denn offt verglei-
chet man sich ausdrücklich mit einen
dahin/ daß er seine Gedancken über
einem Dinge entdecken solle; als
wenn man sich von iemand in gewis-

sen

Des erſten Buchs
Menſch nicht nur reden/ ſondern
eben ſo wohl auch ſchweigen kan/ und
weil er nicht ſchuldig iſt/ allezeit das-
jenige/ was er im Sinne hatt/ ei-
nen ieden wiſſen zu laſſen; Dannen-
hero muß allerdings eine beſondere
Verbindligkeit vorhanden ſeyn/
welche einen ſo wohl zum Reden/ als
auch dermaſſen zu reden noͤthiget/ da-
mit der andere unſere eigendliche und
wahrhaffte Gemuͤths-Meinung
daraus verſtehen koͤnne. Nun ent-
ſtehet dieſelbe entweder aus einem be-
ſondernen Pacte/ oder aus dem ge-
meinen Geſetze derer Natuͤrlichen
Rechte/ oder aus der eigendlichen
Art eines ieden vorhabenden Ge-
ſchaͤſſtes/ bey welchen man ſich der
Reden bedienet. Denn offt verglei-
chet man ſich ausdruͤcklich mit einen
dahin/ daß er ſeine Gedancken uͤber
einem Dinge entdecken ſolle; als
wenn man ſich von iemand in gewiſ-

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[254/0318] Des erſten Buchs Menſch nicht nur reden/ ſondern eben ſo wohl auch ſchweigen kan/ und weil er nicht ſchuldig iſt/ allezeit das- jenige/ was er im Sinne hatt/ ei- nen ieden wiſſen zu laſſen; Dannen- hero muß allerdings eine beſondere Verbindligkeit vorhanden ſeyn/ welche einen ſo wohl zum Reden/ als auch dermaſſen zu reden noͤthiget/ da- mit der andere unſere eigendliche und wahrhaffte Gemuͤths-Meinung daraus verſtehen koͤnne. Nun ent- ſtehet dieſelbe entweder aus einem be- ſondernen Pacte/ oder aus dem ge- meinen Geſetze derer Natuͤrlichen Rechte/ oder aus der eigendlichen Art eines ieden vorhabenden Ge- ſchaͤſſtes/ bey welchen man ſich der Reden bedienet. Denn offt verglei- chet man ſich ausdruͤcklich mit einen dahin/ daß er ſeine Gedancken uͤber einem Dinge entdecken ſolle; als wenn man ſich von iemand in gewiſ- ſen

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/318>, abgerufen am 29.04.2024.