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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des andern Buchs
lichen gegen einander von dem aller-
weisesten Schöpffer nicht etwa zur
blossen Sättigung derer geilen Be-
gierden gestifftet sey/ allermassen/
wenn man allein darauf sehen wol-
te/ den menschlichen Geschlechte ge-
wißlich hieraus die allerschändlichste
Unreinigkeit und Verwirrung zu-
wachsen würde; Sondern es ist sol-
ches geschehen theils darum/ damit
die eheliche Beywohnung mit einer
desto empfindlichern Vergnügung
vergesellet/ theils auch/ damit sich
die Menschen die Fortpflantzung ih-
res Geschlechtes desto mehr angele-
gen seyn lassen/ und die Ungelegen-
heit/ so bey der Kinder Geburt und
Auferziehung vorfället/ um so viel
lieber ertragen möchten. Woraus
denn dieses erfolget/ daß aller Ge-
brauch derer Geburts-Glieder/ wel-
cher nicht auf diesem Zweck gerichtet
ist/ denen Natürlichen Rechten zu

wi-

Des andern Buchs
lichen gegen einander von dem aller-
weiſeſten Schoͤpffer nicht etwa zur
bloſſen Saͤttigung derer geilen Be-
gierden geſtifftet ſey/ allermaſſen/
wenn man allein darauf ſehen wol-
te/ den menſchlichen Geſchlechte ge-
wißlich hieraus die allerſchaͤndlichſte
Unreinigkeit und Verwirrung zu-
wachſen wuͤrde; Sondern es iſt ſol-
ches geſchehen theils darum/ damit
die eheliche Beywohnung mit einer
deſto empfindlichern Vergnuͤgung
vergeſellet/ theils auch/ damit ſich
die Menſchen die Fortpflantzung ih-
res Geſchlechtes deſto mehr angele-
gen ſeyn laſſen/ und die Ungelegen-
heit/ ſo bey der Kinder Geburt und
Auferziehung vorfaͤllet/ um ſo viel
lieber ertragen moͤchten. Woraus
denn dieſes erfolget/ daß aller Ge-
brauch derer Geburts-Glieder/ wel-
cher nicht auf dieſem Zweck gerichtet
iſt/ denen Natuͤrlichen Rechten zu

wi-
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[404/0468] Des andern Buchs lichen gegen einander von dem aller- weiſeſten Schoͤpffer nicht etwa zur bloſſen Saͤttigung derer geilen Be- gierden geſtifftet ſey/ allermaſſen/ wenn man allein darauf ſehen wol- te/ den menſchlichen Geſchlechte ge- wißlich hieraus die allerſchaͤndlichſte Unreinigkeit und Verwirrung zu- wachſen wuͤrde; Sondern es iſt ſol- ches geſchehen theils darum/ damit die eheliche Beywohnung mit einer deſto empfindlichern Vergnuͤgung vergeſellet/ theils auch/ damit ſich die Menſchen die Fortpflantzung ih- res Geſchlechtes deſto mehr angele- gen ſeyn laſſen/ und die Ungelegen- heit/ ſo bey der Kinder Geburt und Auferziehung vorfaͤllet/ um ſo viel lieber ertragen moͤchten. Woraus denn dieſes erfolget/ daß aller Ge- brauch derer Geburts-Glieder/ wel- cher nicht auf dieſem Zweck gerichtet iſt/ denen Natuͤrlichen Rechten zu wi-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/468>, abgerufen am 28.04.2024.