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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Kalktuff, Oolith.
wieder als ein Zersetzungsprodukt. Man muß sich hüten, sie nicht mit
Infusorienerde zu verwechseln.

9. Kalktuff (Travertino, tofus Plin. hist. nat. 36. 48), ein grauer
poröser erdiger Kalk, secundäres Produkt der Kalkgebirge, in deren Thal-
sohlen und Quellenabhängen er sich absetzt. In der schwäbischen Alp ist
er öfter nichts als lebendig begrabenes Moos, daher das Zackige und
unregelmäßig Löcherige. Feucht läßt er sich sägen (dentata serra secatur),
und liefert unter Dach (sub tecto dumtaxat) ein leichtes, festes und trockenes
Baumaterial. Auch die von den Alten so viel genannte Osteocolla
(Beinbruch), meist Pflanzenwurzeln, die im tiefen Mergel oder Sand-
grunde verfault und erdigen Kalk aufgesogen haben, möge man hier ver-
gleichen. Dieser tuff- und bergmilchartige Kalk spielte in den Officinen
früher eine wichtige Rolle.

10. Oolith (Rogenstein), Hammitis ovis piscium similis Plin. hist.
nat.
37. 60, bildet kleine regelmäßige Kügelchen von Hirsekorn- bis Erbsen-
größe, sieht daher versteinerten Fischrogen sehr ähnlich, wofür man ihn
früher ziemlich allgemein hielt. Allein die Körner sind häufig concentrisch
schalig und excentrisch fasrig, und ihre Aehnlichkeit mit Erbsensteinen ist
zu groß, als daß man sie nicht für unorganische Bildungen halten müßte.
Die mächtigsten Lager kommen im Braunen und Weißen Jura vor, oft
von außerordentlicher Regelmäßigkeit der Körner, wie z. B. am Warten-
berge südöstlich Basel. Sie liefern gute Bausteine. Ein anderes weniger
mächtiges aber meist von größerem Korn findet sich im Bunten Sand-
steine am Fuße des Harzes, die größern lösen sich bei der Verwitterung
in kleinere Körner, auch gehen die Bänke stellenweis geradezu in Faser-
kalk über, so daß man sie für ein Produkt heißer Quellen halten möchte.

Der Erbsenstein, besonders im Thale des Karlsbader Sprudels
mächtige Lager bildend, glänzt an der Oberfläche wie Erbsen, ist sehr
deutlich concentrisch schalig, und beim Zerschlagen findet man innen ein
fremdartiges Korn, was ohne Zweifel zur Bildung die erste Veran-
lassung gab: der heftige Sprudel spielte mit dem Sande, um welchen
sich der Kalk so lange concentrisch ablagerte, bis die Erbse, zu schwer,
sank und sich zur Seite lagerte. Der Erbsenstein ist übrigens Arragonit.
Eigenthümlich sind die Piselli de Vesuvio aus der Fossa Grande, anein-
der gebackene Kugeln von der Größe einer Erbse. Eine der räthselhaftesten
Bildungen kommt in unsern Kalkhöhlen vor: 1838 fand ich bei Nachgrabungen
von Bärenknochen in der Erpfinger Höhle (Oberamts Reutlingen) mitten
im Knochenhaltigen braunen Lehm mit Kalksinter überzogene Drusenräume,
die ganz erfüllt sind von 50--60 äußerst glatten glänzenden Kalksteinen,
von eckiger Form, ähnlich den Gallensteinen. Die Steine liegen meist frei
darin, sind verschieden gefärbt, namentlich ziehen einige blaß pfirsichblüthrothe
das Auge besonders auf sich. Wie kann man solche Kalkbildungen in
einem rings geschlossenen Raume mitten im Lehm erklären. Die Contenta
eines Bärenmagens kann es doch wohl nicht sein?

Der krystallinische und dichte Kalk hat in hohem Grade die Eigen-
schaft, sich mit fremden Substanzen zu mischen. Vor allem durchdringt
ihn die Kieselerde, und die Kieselerde scheidet sich in Knollen oder in den
Schalen der Thierreste aus, mit Säure behandelt gelatiniren solche Kalke.

Quenstedt, Mineralogie. 22

II. Cl. Saliniſche Steine: Kalktuff, Oolith.
wieder als ein Zerſetzungsprodukt. Man muß ſich hüten, ſie nicht mit
Infuſorienerde zu verwechſeln.

9. Kalktuff (Travertino, tofus Plin. hist. nat. 36. 48), ein grauer
poröſer erdiger Kalk, ſecundäres Produkt der Kalkgebirge, in deren Thal-
ſohlen und Quellenabhängen er ſich abſetzt. In der ſchwäbiſchen Alp iſt
er öfter nichts als lebendig begrabenes Moos, daher das Zackige und
unregelmäßig Löcherige. Feucht läßt er ſich ſägen (dentata serra secatur),
und liefert unter Dach (sub tecto dumtaxat) ein leichtes, feſtes und trockenes
Baumaterial. Auch die von den Alten ſo viel genannte Osteocolla
(Beinbruch), meiſt Pflanzenwurzeln, die im tiefen Mergel oder Sand-
grunde verfault und erdigen Kalk aufgeſogen haben, möge man hier ver-
gleichen. Dieſer tuff- und bergmilchartige Kalk ſpielte in den Officinen
früher eine wichtige Rolle.

10. Oolith (Rogenſtein), Hammitis ovis piscium similis Plin. hist.
nat.
37. 60, bildet kleine regelmäßige Kügelchen von Hirſekorn- bis Erbſen-
größe, ſieht daher verſteinerten Fiſchrogen ſehr ähnlich, wofür man ihn
früher ziemlich allgemein hielt. Allein die Körner ſind häufig concentriſch
ſchalig und excentriſch faſrig, und ihre Aehnlichkeit mit Erbſenſteinen iſt
zu groß, als daß man ſie nicht für unorganiſche Bildungen halten müßte.
Die mächtigſten Lager kommen im Braunen und Weißen Jura vor, oft
von außerordentlicher Regelmäßigkeit der Körner, wie z. B. am Warten-
berge ſüdöſtlich Baſel. Sie liefern gute Bauſteine. Ein anderes weniger
mächtiges aber meiſt von größerem Korn findet ſich im Bunten Sand-
ſteine am Fuße des Harzes, die größern löſen ſich bei der Verwitterung
in kleinere Körner, auch gehen die Bänke ſtellenweis geradezu in Faſer-
kalk über, ſo daß man ſie für ein Produkt heißer Quellen halten möchte.

Der Erbſenſtein, beſonders im Thale des Karlsbader Sprudels
mächtige Lager bildend, glänzt an der Oberfläche wie Erbſen, iſt ſehr
deutlich concentriſch ſchalig, und beim Zerſchlagen findet man innen ein
fremdartiges Korn, was ohne Zweifel zur Bildung die erſte Veran-
laſſung gab: der heftige Sprudel ſpielte mit dem Sande, um welchen
ſich der Kalk ſo lange concentriſch ablagerte, bis die Erbſe, zu ſchwer,
ſank und ſich zur Seite lagerte. Der Erbſenſtein iſt übrigens Arragonit.
Eigenthümlich ſind die Piselli de Vesuvio aus der Fossa Grande, anein-
der gebackene Kugeln von der Größe einer Erbſe. Eine der räthſelhafteſten
Bildungen kommt in unſern Kalkhöhlen vor: 1838 fand ich bei Nachgrabungen
von Bärenknochen in der Erpfinger Höhle (Oberamts Reutlingen) mitten
im Knochenhaltigen braunen Lehm mit Kalkſinter überzogene Druſenräume,
die ganz erfüllt ſind von 50—60 äußerſt glatten glänzenden Kalkſteinen,
von eckiger Form, ähnlich den Gallenſteinen. Die Steine liegen meiſt frei
darin, ſind verſchieden gefärbt, namentlich ziehen einige blaß pfirſichblüthrothe
das Auge beſonders auf ſich. Wie kann man ſolche Kalkbildungen in
einem rings geſchloſſenen Raume mitten im Lehm erklären. Die Contenta
eines Bärenmagens kann es doch wohl nicht ſein?

Der kryſtalliniſche und dichte Kalk hat in hohem Grade die Eigen-
ſchaft, ſich mit fremden Subſtanzen zu miſchen. Vor allem durchdringt
ihn die Kieſelerde, und die Kieſelerde ſcheidet ſich in Knollen oder in den
Schalen der Thierreſte aus, mit Säure behandelt gelatiniren ſolche Kalke.

Quenſtedt, Mineralogie. 22
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[337/0349] II. Cl. Saliniſche Steine: Kalktuff, Oolith. wieder als ein Zerſetzungsprodukt. Man muß ſich hüten, ſie nicht mit Infuſorienerde zu verwechſeln. 9. Kalktuff (Travertino, tofus Plin. hist. nat. 36. 48), ein grauer poröſer erdiger Kalk, ſecundäres Produkt der Kalkgebirge, in deren Thal- ſohlen und Quellenabhängen er ſich abſetzt. In der ſchwäbiſchen Alp iſt er öfter nichts als lebendig begrabenes Moos, daher das Zackige und unregelmäßig Löcherige. Feucht läßt er ſich ſägen (dentata serra secatur), und liefert unter Dach (sub tecto dumtaxat) ein leichtes, feſtes und trockenes Baumaterial. Auch die von den Alten ſo viel genannte Osteocolla (Beinbruch), meiſt Pflanzenwurzeln, die im tiefen Mergel oder Sand- grunde verfault und erdigen Kalk aufgeſogen haben, möge man hier ver- gleichen. Dieſer tuff- und bergmilchartige Kalk ſpielte in den Officinen früher eine wichtige Rolle. 10. Oolith (Rogenſtein), Hammitis ovis piscium similis Plin. hist. nat. 37. 60, bildet kleine regelmäßige Kügelchen von Hirſekorn- bis Erbſen- größe, ſieht daher verſteinerten Fiſchrogen ſehr ähnlich, wofür man ihn früher ziemlich allgemein hielt. Allein die Körner ſind häufig concentriſch ſchalig und excentriſch faſrig, und ihre Aehnlichkeit mit Erbſenſteinen iſt zu groß, als daß man ſie nicht für unorganiſche Bildungen halten müßte. Die mächtigſten Lager kommen im Braunen und Weißen Jura vor, oft von außerordentlicher Regelmäßigkeit der Körner, wie z. B. am Warten- berge ſüdöſtlich Baſel. Sie liefern gute Bauſteine. Ein anderes weniger mächtiges aber meiſt von größerem Korn findet ſich im Bunten Sand- ſteine am Fuße des Harzes, die größern löſen ſich bei der Verwitterung in kleinere Körner, auch gehen die Bänke ſtellenweis geradezu in Faſer- kalk über, ſo daß man ſie für ein Produkt heißer Quellen halten möchte. Der Erbſenſtein, beſonders im Thale des Karlsbader Sprudels mächtige Lager bildend, glänzt an der Oberfläche wie Erbſen, iſt ſehr deutlich concentriſch ſchalig, und beim Zerſchlagen findet man innen ein fremdartiges Korn, was ohne Zweifel zur Bildung die erſte Veran- laſſung gab: der heftige Sprudel ſpielte mit dem Sande, um welchen ſich der Kalk ſo lange concentriſch ablagerte, bis die Erbſe, zu ſchwer, ſank und ſich zur Seite lagerte. Der Erbſenſtein iſt übrigens Arragonit. Eigenthümlich ſind die Piselli de Vesuvio aus der Fossa Grande, anein- der gebackene Kugeln von der Größe einer Erbſe. Eine der räthſelhafteſten Bildungen kommt in unſern Kalkhöhlen vor: 1838 fand ich bei Nachgrabungen von Bärenknochen in der Erpfinger Höhle (Oberamts Reutlingen) mitten im Knochenhaltigen braunen Lehm mit Kalkſinter überzogene Druſenräume, die ganz erfüllt ſind von 50—60 äußerſt glatten glänzenden Kalkſteinen, von eckiger Form, ähnlich den Gallenſteinen. Die Steine liegen meiſt frei darin, ſind verſchieden gefärbt, namentlich ziehen einige blaß pfirſichblüthrothe das Auge beſonders auf ſich. Wie kann man ſolche Kalkbildungen in einem rings geſchloſſenen Raume mitten im Lehm erklären. Die Contenta eines Bärenmagens kann es doch wohl nicht ſein? Der kryſtalliniſche und dichte Kalk hat in hohem Grade die Eigen- ſchaft, ſich mit fremden Subſtanzen zu miſchen. Vor allem durchdringt ihn die Kieſelerde, und die Kieſelerde ſcheidet ſich in Knollen oder in den Schalen der Thierreſte aus, mit Säure behandelt gelatiniren ſolche Kalke. Quenſtedt, Mineralogie. 22

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/349>, abgerufen am 08.05.2024.