Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

wer zuerst kömmt, der mahlt zuerst, und sie können
von dieser Ordnung nicht abgehen, weil sie sonst
andern mitreisenden Passagieren Unrecht thun und
diese sich solches nicht gefallen lassen, sondern sich
dagegen beschweren würden. Auch wird es vergeb¬
lich seyn, von dem geforderten Postgelde etwas ab¬
ziehen zu wollen, denn der Postofficiant kann da¬
von, weil es taxmäßig ist und er es nach der Taxe
in Rechnung bringen muß, nichts erlassen.

Nur in dem Falle, wenn man sogleich gültige
Beweise des Unvermögens, oder Armuth beibrin¬
gen könnte, würde man durch bescheidene Vorstel¬
lungen versuchen dürfen, einen Nachlaß an dem
Passagiergelde zu erhalten. Eigentlich kann jedoch
ein solcher Nachlaß von keinem Postofficianten, als
auf besondern Befehl seiner Vorgesetzten, oder des
Landesherrn, noch weniger kann von ihm gänzliche
Postfreiheit ohne besondre Anweisung der Herr¬
schaft bewilligt werden. Denn bei allen Posten ist
es natürlicher Weise allgemeines Prinzip, daß jeder,
der mit der Post reiset und alles, was mit der
Post versandt wird, bezahlen muß, wovon kein Offi¬
ciant, ohne besondre Verfügung seiner Obern, ab¬
gehen darf. Die Postmeister sind nicht Eigenthü¬
mer, sondern nur Verwalter der Posten, mithin
verpflichtet, alle Einkünfte nach der vorgeschriebe¬

wer zuerſt koͤmmt, der mahlt zuerſt, und ſie koͤnnen
von dieſer Ordnung nicht abgehen, weil ſie ſonſt
andern mitreiſenden Paſſagieren Unrecht thun und
dieſe ſich ſolches nicht gefallen laſſen, ſondern ſich
dagegen beſchweren wuͤrden. Auch wird es vergeb¬
lich ſeyn, von dem geforderten Poſtgelde etwas ab¬
ziehen zu wollen, denn der Poſtofficiant kann da¬
von, weil es taxmaͤßig iſt und er es nach der Taxe
in Rechnung bringen muß, nichts erlaſſen.

Nur in dem Falle, wenn man ſogleich guͤltige
Beweiſe des Unvermoͤgens, oder Armuth beibrin¬
gen koͤnnte, wuͤrde man durch beſcheidene Vorſtel¬
lungen verſuchen duͤrfen, einen Nachlaß an dem
Paſſagiergelde zu erhalten. Eigentlich kann jedoch
ein ſolcher Nachlaß von keinem Poſtofficianten, als
auf beſondern Befehl ſeiner Vorgeſetzten, oder des
Landesherrn, noch weniger kann von ihm gaͤnzliche
Poſtfreiheit ohne beſondre Anweiſung der Herr¬
ſchaft bewilligt werden. Denn bei allen Poſten iſt
es natuͤrlicher Weiſe allgemeines Prinzip, daß jeder,
der mit der Poſt reiſet und alles, was mit der
Poſt verſandt wird, bezahlen muß, wovon kein Offi¬
ciant, ohne beſondre Verfuͤgung ſeiner Obern, ab¬
gehen darf. Die Poſtmeiſter ſind nicht Eigenthuͤ¬
mer, ſondern nur Verwalter der Poſten, mithin
verpflichtet, alle Einkuͤnfte nach der vorgeſchriebe¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="13"/>
wer zuer&#x017F;t ko&#x0364;mmt, der mahlt zuer&#x017F;t, und &#x017F;ie ko&#x0364;nnen<lb/>
von die&#x017F;er Ordnung nicht abgehen, weil &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
andern mitrei&#x017F;enden Pa&#x017F;&#x017F;agieren Unrecht thun und<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;ich &#x017F;olches nicht gefallen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern &#x017F;ich<lb/>
dagegen be&#x017F;chweren wu&#x0364;rden. Auch wird es vergeb¬<lb/>
lich &#x017F;eyn, von dem geforderten Po&#x017F;tgelde etwas ab¬<lb/>
ziehen zu wollen, denn der Po&#x017F;tofficiant kann da¬<lb/>
von, weil es taxma&#x0364;ßig i&#x017F;t und er es nach der Taxe<lb/>
in Rechnung bringen muß, nichts erla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Nur in dem Falle, wenn man &#x017F;ogleich gu&#x0364;ltige<lb/>
Bewei&#x017F;e des Unvermo&#x0364;gens, oder Armuth beibrin¬<lb/>
gen ko&#x0364;nnte, wu&#x0364;rde man durch be&#x017F;cheidene Vor&#x017F;tel¬<lb/>
lungen ver&#x017F;uchen du&#x0364;rfen, einen Nachlaß an dem<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;agiergelde zu erhalten. Eigentlich kann jedoch<lb/>
ein &#x017F;olcher Nachlaß von keinem Po&#x017F;tofficianten, als<lb/>
auf be&#x017F;ondern Befehl &#x017F;einer Vorge&#x017F;etzten, oder des<lb/>
Landesherrn, noch weniger kann von ihm ga&#x0364;nzliche<lb/>
Po&#x017F;tfreiheit ohne be&#x017F;ondre Anwei&#x017F;ung der Herr¬<lb/>
&#x017F;chaft bewilligt werden. Denn bei allen Po&#x017F;ten i&#x017F;t<lb/>
es natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e allgemeines Prinzip, daß jeder,<lb/>
der mit der Po&#x017F;t rei&#x017F;et und alles, was mit der<lb/>
Po&#x017F;t ver&#x017F;andt wird, bezahlen muß, wovon kein Offi¬<lb/>
ciant, ohne be&#x017F;ondre Verfu&#x0364;gung &#x017F;einer Obern, ab¬<lb/>
gehen darf. Die Po&#x017F;tmei&#x017F;ter &#x017F;ind nicht Eigenthu&#x0364;¬<lb/>
mer, &#x017F;ondern nur Verwalter der Po&#x017F;ten, mithin<lb/>
verpflichtet, alle Einku&#x0364;nfte nach der vorge&#x017F;chriebe¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0021] wer zuerſt koͤmmt, der mahlt zuerſt, und ſie koͤnnen von dieſer Ordnung nicht abgehen, weil ſie ſonſt andern mitreiſenden Paſſagieren Unrecht thun und dieſe ſich ſolches nicht gefallen laſſen, ſondern ſich dagegen beſchweren wuͤrden. Auch wird es vergeb¬ lich ſeyn, von dem geforderten Poſtgelde etwas ab¬ ziehen zu wollen, denn der Poſtofficiant kann da¬ von, weil es taxmaͤßig iſt und er es nach der Taxe in Rechnung bringen muß, nichts erlaſſen. Nur in dem Falle, wenn man ſogleich guͤltige Beweiſe des Unvermoͤgens, oder Armuth beibrin¬ gen koͤnnte, wuͤrde man durch beſcheidene Vorſtel¬ lungen verſuchen duͤrfen, einen Nachlaß an dem Paſſagiergelde zu erhalten. Eigentlich kann jedoch ein ſolcher Nachlaß von keinem Poſtofficianten, als auf beſondern Befehl ſeiner Vorgeſetzten, oder des Landesherrn, noch weniger kann von ihm gaͤnzliche Poſtfreiheit ohne beſondre Anweiſung der Herr¬ ſchaft bewilligt werden. Denn bei allen Poſten iſt es natuͤrlicher Weiſe allgemeines Prinzip, daß jeder, der mit der Poſt reiſet und alles, was mit der Poſt verſandt wird, bezahlen muß, wovon kein Offi¬ ciant, ohne beſondre Verfuͤgung ſeiner Obern, ab¬ gehen darf. Die Poſtmeiſter ſind nicht Eigenthuͤ¬ mer, ſondern nur Verwalter der Poſten, mithin verpflichtet, alle Einkuͤnfte nach der vorgeſchriebe¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_postgeheimnisse_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_postgeheimnisse_1803/21
Zitationshilfe: Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_postgeheimnisse_1803/21>, abgerufen am 26.04.2024.