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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Von der Vortrefflichkeit
schreiben an. Den größten Theil macht eine so ge-
nannte Abhandlung aus. Diese steht uns zu Eh-
ren da. Ein kleiner Anhang gehört unserm Gönner
oder guten Freunde. Jn jenem sagen wir ganz aus-
führlich, ohne uns zu nennen, was für tiefsinnige
und unentbehrliche Mitglieder der gelehrten Welt
wir sind. Jn diesem aber bedauern wir in möglich-
ster Kürze, daß die Schrift wider alles Vermuthen
uns unter den Händen gewachsen, und stärker ge-
worden sey, als unser Vorsatz gewesen. Wir be-
zeugen unsern Unwillen, daß wir abbrechen müssen;
wir beklagen, daß der Raum zu enge, und die Zeit
zu kurz ist, und was wir noch alles gleichsam auf
der Flucht sagen können, ist dieses: Die Verdien-
ste 31 unsers Gönners oder Freundes wären ohne
dieß jedermann bekannt, und wir würden unbillig
handeln, wenn wir uns wagen wollten, etwas zu
loben, welches wir bloß zu erzählen nicht einmal ver-
mögend wären; empfehlen uns anbey dessen ho-
hem Patrocinio oder Freundschaft, und verharren,

bis
31 Du wirst also, werthester Freund, mir nicht zumuthen,
daß ich dir itzt einen ausführlichen Wunsch, oder ein wohl-
gesetztes Lob liefern solle. Jch gönne dir alles Gutes.
Du besitzest mehr rühmwürdige Eigenschaften, als sich in
ein Glückwünschungschreiben von dieser Art schicken. Jch
liebe dich aufrichtig. Allein! Du wirst mir nicht für übel
halten, wenn ich davon gar nichts sage. Jch würde das
Gelübde brechen, welche ich bey meinem Antritte in die
glückwünschende Gesellschaft gethan; ich würde mir mei-
ne Mitbrüder zu Feinden machen. Dieses kannst du mir
nicht ansinuen. Zu geschweigen, daß gegenwärtige Ab-
handlung fertig gewesen, ehe ich an dich gedacht habe.
Jch und meines gleichen aber haben für dasjenige, was
wir einmal geschrieben, viel zu viel Liebe und Hochachtung,
als daß wir etwas ausstreichen oder ändern sollten.

Von der Vortrefflichkeit
ſchreiben an. Den groͤßten Theil macht eine ſo ge-
nannte Abhandlung aus. Dieſe ſteht uns zu Eh-
ren da. Ein kleiner Anhang gehoͤrt unſerm Goͤnner
oder guten Freunde. Jn jenem ſagen wir ganz aus-
fuͤhrlich, ohne uns zu nennen, was fuͤr tiefſinnige
und unentbehrliche Mitglieder der gelehrten Welt
wir ſind. Jn dieſem aber bedauern wir in moͤglich-
ſter Kuͤrze, daß die Schrift wider alles Vermuthen
uns unter den Haͤnden gewachſen, und ſtaͤrker ge-
worden ſey, als unſer Vorſatz geweſen. Wir be-
zeugen unſern Unwillen, daß wir abbrechen muͤſſen;
wir beklagen, daß der Raum zu enge, und die Zeit
zu kurz iſt, und was wir noch alles gleichſam auf
der Flucht ſagen koͤnnen, iſt dieſes: Die Verdien-
ſte 31 unſers Goͤnners oder Freundes waͤren ohne
dieß jedermann bekannt, und wir wuͤrden unbillig
handeln, wenn wir uns wagen wollten, etwas zu
loben, welches wir bloß zu erzaͤhlen nicht einmal ver-
moͤgend waͤren; empfehlen uns anbey deſſen ho-
hem Patrocinio oder Freundſchaft, und verharren,

bis
31 Du wirſt alſo, wertheſter Freund, mir nicht zumuthen,
daß ich dir itzt einen ausfuͤhrlichen Wunſch, oder ein wohl-
geſetztes Lob liefern ſolle. Jch goͤnne dir alles Gutes.
Du beſitzeſt mehr ruͤhmwuͤrdige Eigenſchaften, als ſich in
ein Gluͤckwuͤnſchungſchreiben von dieſer Art ſchicken. Jch
liebe dich aufrichtig. Allein! Du wirſt mir nicht fuͤr uͤbel
halten, wenn ich davon gar nichts ſage. Jch wuͤrde das
Geluͤbde brechen, welche ich bey meinem Antritte in die
gluͤckwuͤnſchende Geſellſchaft gethan; ich wuͤrde mir mei-
ne Mitbruͤder zu Feinden machen. Dieſes kannſt du mir
nicht anſinuen. Zu geſchweigen, daß gegenwaͤrtige Ab-
handlung fertig geweſen, ehe ich an dich gedacht habe.
Jch und meines gleichen aber haben fuͤr dasjenige, was
wir einmal geſchrieben, viel zu viel Liebe und Hochachtung,
als daß wir etwas ausſtreichen oder aͤndern ſollten.
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[24/0098] Von der Vortrefflichkeit ſchreiben an. Den groͤßten Theil macht eine ſo ge- nannte Abhandlung aus. Dieſe ſteht uns zu Eh- ren da. Ein kleiner Anhang gehoͤrt unſerm Goͤnner oder guten Freunde. Jn jenem ſagen wir ganz aus- fuͤhrlich, ohne uns zu nennen, was fuͤr tiefſinnige und unentbehrliche Mitglieder der gelehrten Welt wir ſind. Jn dieſem aber bedauern wir in moͤglich- ſter Kuͤrze, daß die Schrift wider alles Vermuthen uns unter den Haͤnden gewachſen, und ſtaͤrker ge- worden ſey, als unſer Vorſatz geweſen. Wir be- zeugen unſern Unwillen, daß wir abbrechen muͤſſen; wir beklagen, daß der Raum zu enge, und die Zeit zu kurz iſt, und was wir noch alles gleichſam auf der Flucht ſagen koͤnnen, iſt dieſes: Die Verdien- ſte 31 unſers Goͤnners oder Freundes waͤren ohne dieß jedermann bekannt, und wir wuͤrden unbillig handeln, wenn wir uns wagen wollten, etwas zu loben, welches wir bloß zu erzaͤhlen nicht einmal ver- moͤgend waͤren; empfehlen uns anbey deſſen ho- hem Patrocinio oder Freundſchaft, und verharren, bis 31 Du wirſt alſo, wertheſter Freund, mir nicht zumuthen, daß ich dir itzt einen ausfuͤhrlichen Wunſch, oder ein wohl- geſetztes Lob liefern ſolle. Jch goͤnne dir alles Gutes. Du beſitzeſt mehr ruͤhmwuͤrdige Eigenſchaften, als ſich in ein Gluͤckwuͤnſchungſchreiben von dieſer Art ſchicken. Jch liebe dich aufrichtig. Allein! Du wirſt mir nicht fuͤr uͤbel halten, wenn ich davon gar nichts ſage. Jch wuͤrde das Geluͤbde brechen, welche ich bey meinem Antritte in die gluͤckwuͤnſchende Geſellſchaft gethan; ich wuͤrde mir mei- ne Mitbruͤder zu Feinden machen. Dieſes kannſt du mir nicht anſinuen. Zu geſchweigen, daß gegenwaͤrtige Ab- handlung fertig geweſen, ehe ich an dich gedacht habe. Jch und meines gleichen aber haben fuͤr dasjenige, was wir einmal geſchrieben, viel zu viel Liebe und Hochachtung, als daß wir etwas ausſtreichen oder aͤndern ſollten.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/98>, abgerufen am 05.05.2024.