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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
te, daß sie mehr als andre der vernünftigen An-
weisung eines gelehrten Schulmannes bedürften,
und zwar schlechterdings und unumgänglich be-
dürften, wie das Wörtlein deontai solches klärer,
als die Mittagssonne, anzeigt.

Denn wie nothwendig ist es nicht, Hochzueh-Caussa.
rende Frau Bürgermeisterinn, daß man der Na-
tur zu Hülfe komme, welche nur den rohen Stoff
zu großen Geistern schafft, und das übrige der sorg-
fältigen Ausbildung der Schulleute überläßt.

Unrecht, ja dreymal und viermal unrecht thunContrari-
um.

diejenigen, welche diese Vorsorge verabsäumen,
und, da sie der Himmel in ein Amt, quasi in spe-
culam
gesetzt hat, darauf zu sehn, daß das Beste
einer Stadt, und des gemeinen Wesens überhaupt,
befördert werde, dennoch die Sorge für die Schu-
len verabsäumen, und die Sache nicht für so wich-
tig halten, allen Stein zu bewegen, damit sie flei-
ßige und geschickte Lehrer dahin setzen, und diesen
die Unterweisung der Jugend anvertrauen möch-
ten, die diese Unterweisung desto nöthiger hat, ie
hoffnungsvoller sie ist, kai malista paideias deontai,
zu reden aus dem Sokrates, und dessen obange-
führten Worten.

Pferde von der besten Art müssen am mei-Parabola.
sten durchgearbeitet werden. Sie machen es bey
dem edlen Feuer ihren Herren oft am schwersten;

aber
D 3

Satyriſche Briefe.
te, daß ſie mehr als andre der vernuͤnftigen An-
weiſung eines gelehrten Schulmannes beduͤrften,
und zwar ſchlechterdings und unumgaͤnglich be-
duͤrften, wie das Woͤrtlein δεονται ſolches klaͤrer,
als die Mittagsſonne, anzeigt.

Denn wie nothwendig iſt es nicht, Hochzueh-Cauſſa.
rende Frau Buͤrgermeiſterinn, daß man der Na-
tur zu Huͤlfe komme, welche nur den rohen Stoff
zu großen Geiſtern ſchafft, und das uͤbrige der ſorg-
faͤltigen Ausbildung der Schulleute uͤberlaͤßt.

Unrecht, ja dreymal und viermal unrecht thunContrari-
um.

diejenigen, welche dieſe Vorſorge verabſaͤumen,
und, da ſie der Himmel in ein Amt, quaſi in ſpe-
culam
geſetzt hat, darauf zu ſehn, daß das Beſte
einer Stadt, und des gemeinen Weſens uͤberhaupt,
befoͤrdert werde, dennoch die Sorge fuͤr die Schu-
len verabſaͤumen, und die Sache nicht fuͤr ſo wich-
tig halten, allen Stein zu bewegen, damit ſie flei-
ßige und geſchickte Lehrer dahin ſetzen, und dieſen
die Unterweiſung der Jugend anvertrauen moͤch-
ten, die dieſe Unterweiſung deſto noͤthiger hat, ie
hoffnungsvoller ſie iſt, και μαλιστα παιδειας δεονται,
zu reden aus dem Sokrates, und deſſen obange-
fuͤhrten Worten.

Pferde von der beſten Art muͤſſen am mei-Parabola.
ſten durchgearbeitet werden. Sie machen es bey
dem edlen Feuer ihren Herren oft am ſchwerſten;

aber
D 3
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[53/0081] Satyriſche Briefe. te, daß ſie mehr als andre der vernuͤnftigen An- weiſung eines gelehrten Schulmannes beduͤrften, und zwar ſchlechterdings und unumgaͤnglich be- duͤrften, wie das Woͤrtlein δεονται ſolches klaͤrer, als die Mittagsſonne, anzeigt. Denn wie nothwendig iſt es nicht, Hochzueh- rende Frau Buͤrgermeiſterinn, daß man der Na- tur zu Huͤlfe komme, welche nur den rohen Stoff zu großen Geiſtern ſchafft, und das uͤbrige der ſorg- faͤltigen Ausbildung der Schulleute uͤberlaͤßt. Cauſſa. Unrecht, ja dreymal und viermal unrecht thun diejenigen, welche dieſe Vorſorge verabſaͤumen, und, da ſie der Himmel in ein Amt, quaſi in ſpe- culam geſetzt hat, darauf zu ſehn, daß das Beſte einer Stadt, und des gemeinen Weſens uͤberhaupt, befoͤrdert werde, dennoch die Sorge fuͤr die Schu- len verabſaͤumen, und die Sache nicht fuͤr ſo wich- tig halten, allen Stein zu bewegen, damit ſie flei- ßige und geſchickte Lehrer dahin ſetzen, und dieſen die Unterweiſung der Jugend anvertrauen moͤch- ten, die dieſe Unterweiſung deſto noͤthiger hat, ie hoffnungsvoller ſie iſt, και μαλιστα παιδειας δεονται, zu reden aus dem Sokrates, und deſſen obange- fuͤhrten Worten. Contrari- um. Pferde von der beſten Art muͤſſen am mei- ſten durchgearbeitet werden. Sie machen es bey dem edlen Feuer ihren Herren oft am ſchwerſten; aber Parabola. D 3

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/81>, abgerufen am 28.04.2024.