Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Ant. Panßa von Mancha Abh. etc.
gewesen seyn, als er heut zu Tage ist, da zwey Drittheile der
Menschen nicht mehr gehen, sondern fahren oder sich tragen
lassen. Jnzwischen habe ich mich doch dieses nicht abhalten
lassen, von den Entdeckungen, die man aus dem Gange eines
Menschen machen kann, sehr ausführlich zu handeln, da es
doch noch hier und da Gelegenheit giebt, diejenigen gehen zu
sehen, welche man ordentlicher Weise nur sitzen sieht; und da
es oft geschieht, daß viele in ihrem Alter zu Fuße gehen müs-
sen, denen in ihrer Jugend kein Wagen sanft genug war.
Cap. XVIII.
Jn diesem Capitel werden noch alle übrige Stellungen
und Bewegungen der Menschen zusammen genommen, aus
denen man ihre Leidenschaften entdecken kann. Es sind deren
eine gar zu große Menge; ich will also, ohne mich länger da-
bey aufzuhalten, meine Leser auf den Plan selbst verweisen.
Etwas muß ich noch erinnern, welches ich gleich im Ein-
gange hätte sagen sollen. Jch habe alle Mienen und Bewe-
gungen, deren in vorstehenden Capiteln gedacht worden ist,
in Kupfer stechen lassen. Dieses macht meine Abhandlung
ungemein deutlich und belustigend. Vielleicht finden manche
ihr Portrait darinnen: Aber in der That ist es nur ein unge-
fährer Zufall, da ich gewiß glaube, daß unser berühmter Art
van Schevelingen, ein geschickter Schüler des großen Ho-
garths die wenigsten von ihnen kennt, und nur seiner Ein-
bildung gefolgt ist.
Cap. XIX.
Jn diesem letzten Capitel werden noch verschiedne Mittel ge-
zeigt, wodurch man die Gedanken der Menschen ausforschen
kann, wenn auch alle diejenigen nicht zureichend wären, von denen
in vorherstehenden Capiteln gehandelt wird. Unter diese Mittel
rechne ich, außer dem Frauenzimmer, und dem Weine, besonders
diese zwey: Daß man der Eigenliebe desjenigen schmeichelt, des-
sen Gedanken man erforschen will; oder, welches noch sichrer
ist, daß man ihm widerspricht.
Der Anhang von diesem Plane betrifft die Gedankenfiscale
selbst, und die Einrichtung des Cassenwesens.
Dass
Ant. Panßa von Mancha Abh. ꝛc.
geweſen ſeyn, als er heut zu Tage iſt, da zwey Drittheile der
Menſchen nicht mehr gehen, ſondern fahren oder ſich tragen
laſſen. Jnzwiſchen habe ich mich doch dieſes nicht abhalten
laſſen, von den Entdeckungen, die man aus dem Gange eines
Menſchen machen kann, ſehr ausfuͤhrlich zu handeln, da es
doch noch hier und da Gelegenheit giebt, diejenigen gehen zu
ſehen, welche man ordentlicher Weiſe nur ſitzen ſieht; und da
es oft geſchieht, daß viele in ihrem Alter zu Fuße gehen muͤſ-
ſen, denen in ihrer Jugend kein Wagen ſanft genug war.
Cap. XVIII.
Jn dieſem Capitel werden noch alle uͤbrige Stellungen
und Bewegungen der Menſchen zuſammen genommen, aus
denen man ihre Leidenſchaften entdecken kann. Es ſind deren
eine gar zu große Menge; ich will alſo, ohne mich laͤnger da-
bey aufzuhalten, meine Leſer auf den Plan ſelbſt verweiſen.
Etwas muß ich noch erinnern, welches ich gleich im Ein-
gange haͤtte ſagen ſollen. Jch habe alle Mienen und Bewe-
gungen, deren in vorſtehenden Capiteln gedacht worden iſt,
in Kupfer ſtechen laſſen. Dieſes macht meine Abhandlung
ungemein deutlich und beluſtigend. Vielleicht finden manche
ihr Portrait darinnen: Aber in der That iſt es nur ein unge-
faͤhrer Zufall, da ich gewiß glaube, daß unſer beruͤhmter Art
van Schevelingen, ein geſchickter Schuͤler des großen Ho-
garths die wenigſten von ihnen kennt, und nur ſeiner Ein-
bildung gefolgt iſt.
Cap. XIX.
Jn dieſem letzten Capitel werden noch verſchiedne Mittel ge-
zeigt, wodurch man die Gedanken der Menſchen ausforſchen
kann, wenn auch alle diejenigen nicht zureichend waͤren, von denen
in vorherſtehenden Capiteln gehandelt wird. Unter dieſe Mittel
rechne ich, außer dem Frauenzimmer, und dem Weine, beſonders
dieſe zwey: Daß man der Eigenliebe desjenigen ſchmeichelt, deſ-
ſen Gedanken man erforſchen will; oder, welches noch ſichrer
iſt, daß man ihm widerſpricht.
Der Anhang von dieſem Plane betrifft die Gedankenfiſcale
ſelbſt, und die Einrichtung des Caſſenweſens.
Daſs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item>
              <list>
                <item><pb facs="#f0410" n="388"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ant. Panßa von Mancha Abh. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, als er heut zu Tage i&#x017F;t, da zwey Drittheile der<lb/>
Men&#x017F;chen nicht mehr gehen, &#x017F;ondern fahren oder &#x017F;ich tragen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Jnzwi&#x017F;chen habe ich mich doch die&#x017F;es nicht abhalten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, von den Entdeckungen, die man aus dem Gange eines<lb/>
Men&#x017F;chen machen kann, &#x017F;ehr ausfu&#x0364;hrlich zu handeln, da es<lb/>
doch noch hier und da Gelegenheit giebt, diejenigen gehen zu<lb/>
&#x017F;ehen, welche man ordentlicher Wei&#x017F;e nur &#x017F;itzen &#x017F;ieht; und da<lb/>
es oft ge&#x017F;chieht, daß viele in ihrem Alter zu Fuße gehen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, denen in ihrer Jugend kein Wagen &#x017F;anft genug war.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#c">Cap. <hi rendition="#aq">XVIII.</hi></hi><lb/>
Jn die&#x017F;em Capitel werden noch alle u&#x0364;brige Stellungen<lb/>
und Bewegungen der Men&#x017F;chen zu&#x017F;ammen genommen, aus<lb/>
denen man ihre Leiden&#x017F;chaften entdecken kann. Es &#x017F;ind deren<lb/>
eine gar zu große Menge; ich will al&#x017F;o, ohne mich la&#x0364;nger da-<lb/>
bey aufzuhalten, meine Le&#x017F;er auf den Plan &#x017F;elb&#x017F;t verwei&#x017F;en.<lb/>
Etwas muß ich noch erinnern, welches ich gleich im Ein-<lb/>
gange ha&#x0364;tte &#x017F;agen &#x017F;ollen. Jch habe alle Mienen und Bewe-<lb/>
gungen, deren in vor&#x017F;tehenden Capiteln gedacht worden i&#x017F;t,<lb/>
in Kupfer &#x017F;techen la&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;es macht meine Abhandlung<lb/>
ungemein deutlich und belu&#x017F;tigend. Vielleicht finden manche<lb/>
ihr Portrait darinnen: Aber in der That i&#x017F;t es nur ein unge-<lb/>
fa&#x0364;hrer Zufall, da ich gewiß glaube, daß un&#x017F;er beru&#x0364;hmter Art<lb/>
van Schevelingen, ein ge&#x017F;chickter Schu&#x0364;ler des großen Ho-<lb/>
garths die wenig&#x017F;ten von ihnen kennt, und nur &#x017F;einer Ein-<lb/>
bildung gefolgt i&#x017F;t.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#c">Cap. <hi rendition="#aq">XIX.</hi></hi><lb/>
Jn die&#x017F;em letzten Capitel werden noch ver&#x017F;chiedne Mittel ge-<lb/>
zeigt, wodurch man die Gedanken der Men&#x017F;chen ausfor&#x017F;chen<lb/>
kann, wenn auch alle diejenigen nicht zureichend wa&#x0364;ren, von denen<lb/>
in vorher&#x017F;tehenden Capiteln gehandelt wird. Unter die&#x017F;e Mittel<lb/>
rechne ich, außer dem Frauenzimmer, und dem Weine, be&#x017F;onders<lb/>
die&#x017F;e zwey: Daß man der Eigenliebe desjenigen &#x017F;chmeichelt, de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Gedanken man erfor&#x017F;chen will; oder, welches noch &#x017F;ichrer<lb/>
i&#x017F;t, daß man ihm wider&#x017F;pricht.<lb/>
Der Anhang von die&#x017F;em Plane betrifft die Gedankenfi&#x017F;cale<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, und die Einrichtung des Ca&#x017F;&#x017F;enwe&#x017F;ens.</item>
              </list>
            </item>
          </list>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Da&#x017F;s</hi> </hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0410] Ant. Panßa von Mancha Abh. ꝛc. geweſen ſeyn, als er heut zu Tage iſt, da zwey Drittheile der Menſchen nicht mehr gehen, ſondern fahren oder ſich tragen laſſen. Jnzwiſchen habe ich mich doch dieſes nicht abhalten laſſen, von den Entdeckungen, die man aus dem Gange eines Menſchen machen kann, ſehr ausfuͤhrlich zu handeln, da es doch noch hier und da Gelegenheit giebt, diejenigen gehen zu ſehen, welche man ordentlicher Weiſe nur ſitzen ſieht; und da es oft geſchieht, daß viele in ihrem Alter zu Fuße gehen muͤſ- ſen, denen in ihrer Jugend kein Wagen ſanft genug war. Cap. XVIII. Jn dieſem Capitel werden noch alle uͤbrige Stellungen und Bewegungen der Menſchen zuſammen genommen, aus denen man ihre Leidenſchaften entdecken kann. Es ſind deren eine gar zu große Menge; ich will alſo, ohne mich laͤnger da- bey aufzuhalten, meine Leſer auf den Plan ſelbſt verweiſen. Etwas muß ich noch erinnern, welches ich gleich im Ein- gange haͤtte ſagen ſollen. Jch habe alle Mienen und Bewe- gungen, deren in vorſtehenden Capiteln gedacht worden iſt, in Kupfer ſtechen laſſen. Dieſes macht meine Abhandlung ungemein deutlich und beluſtigend. Vielleicht finden manche ihr Portrait darinnen: Aber in der That iſt es nur ein unge- faͤhrer Zufall, da ich gewiß glaube, daß unſer beruͤhmter Art van Schevelingen, ein geſchickter Schuͤler des großen Ho- garths die wenigſten von ihnen kennt, und nur ſeiner Ein- bildung gefolgt iſt. Cap. XIX. Jn dieſem letzten Capitel werden noch verſchiedne Mittel ge- zeigt, wodurch man die Gedanken der Menſchen ausforſchen kann, wenn auch alle diejenigen nicht zureichend waͤren, von denen in vorherſtehenden Capiteln gehandelt wird. Unter dieſe Mittel rechne ich, außer dem Frauenzimmer, und dem Weine, beſonders dieſe zwey: Daß man der Eigenliebe desjenigen ſchmeichelt, deſ- ſen Gedanken man erforſchen will; oder, welches noch ſichrer iſt, daß man ihm widerſpricht. Der Anhang von dieſem Plane betrifft die Gedankenfiſcale ſelbſt, und die Einrichtung des Caſſenweſens. Daſs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/410
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/410>, abgerufen am 10.05.2024.