Der Titel des Buchs scheint dessen Zweck anzuzei- gen, und es durch diesen von andern Büchern abzusondern, die bisher von Werken der Mahlerei und Bildhauerkunst in Rom gehandelt haben.
Den Liebhaber über die wahre Absicht der KünsteBestimmung der Absicht dieses Werks. zu verständigen; ihn das Wesentliche zu seinem Ver- gnügen von dem Zufälligen ausscheiden zu lehren; die Forderungen, welche er an Marmor und Fläche, an Pinsel und Meißel, und zwar an jeden insbesondere zu machen berechtiget ist, gehörig zu beschränken; für die Vorzüge eines großen Künstlers Verehrung, ge- gen dessen Fehler Billigkeit einzuflößen; Lob und Tadel nach bestimmteren Begriffen über die verschiede- nen Erfordernisse zur Vollkommenheit genauer abzu- wägen; für Wahrheit und Schönheit Sinn zu erwecken; gegen den Zauber des blendenden Witzes Herz und Auge zu verhärten; kurz! zu zeigen, wie und auf was man bei einem Kunstwerke sehen soll, um wahren dauerhaften Genuß davon erwarten zu können: das ist die Absicht, die der Verfasser bei Verfertigung seines Werkes sich vor Augen ge- setzt hat.
Der
Erster Theil. A
Einleitung.
Der Titel des Buchs ſcheint deſſen Zweck anzuzei- gen, und es durch dieſen von andern Buͤchern abzuſondern, die bisher von Werken der Mahlerei und Bildhauerkunſt in Rom gehandelt haben.
Den Liebhaber uͤber die wahre Abſicht der KuͤnſteBeſtimmung der Abſicht dieſes Werks. zu verſtaͤndigen; ihn das Weſentliche zu ſeinem Ver- gnuͤgen von dem Zufaͤlligen ausſcheiden zu lehren; die Forderungen, welche er an Marmor und Flaͤche, an Pinſel und Meißel, und zwar an jeden insbeſondere zu machen berechtiget iſt, gehoͤrig zu beſchraͤnken; fuͤr die Vorzuͤge eines großen Kuͤnſtlers Verehrung, ge- gen deſſen Fehler Billigkeit einzufloͤßen; Lob und Tadel nach beſtimmteren Begriffen uͤber die verſchiede- nen Erforderniſſe zur Vollkommenheit genauer abzu- waͤgen; fuͤr Wahrheit und Schoͤnheit Sinn zu erwecken; gegen den Zauber des blendenden Witzes Herz und Auge zu verhaͤrten; kurz! zu zeigen, wie und auf was man bei einem Kunſtwerke ſehen ſoll, um wahren dauerhaften Genuß davon erwarten zu koͤnnen: das iſt die Abſicht, die der Verfaſſer bei Verfertigung ſeines Werkes ſich vor Augen ge- ſetzt hat.
Der
Erſter Theil. A
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[[1]/0023]
Einleitung.
Der Titel des Buchs ſcheint deſſen Zweck anzuzei-
gen, und es durch dieſen von andern Buͤchern
abzuſondern, die bisher von Werken der Mahlerei
und Bildhauerkunſt in Rom gehandelt haben.
Den Liebhaber uͤber die wahre Abſicht der Kuͤnſte
zu verſtaͤndigen; ihn das Weſentliche zu ſeinem Ver-
gnuͤgen von dem Zufaͤlligen ausſcheiden zu lehren; die
Forderungen, welche er an Marmor und Flaͤche, an
Pinſel und Meißel, und zwar an jeden insbeſondere zu
machen berechtiget iſt, gehoͤrig zu beſchraͤnken; fuͤr
die Vorzuͤge eines großen Kuͤnſtlers Verehrung, ge-
gen deſſen Fehler Billigkeit einzufloͤßen; Lob und
Tadel nach beſtimmteren Begriffen uͤber die verſchiede-
nen Erforderniſſe zur Vollkommenheit genauer abzu-
waͤgen; fuͤr Wahrheit und Schoͤnheit Sinn zu
erwecken; gegen den Zauber des blendenden Witzes
Herz und Auge zu verhaͤrten; kurz! zu zeigen, wie
und auf was man bei einem Kunſtwerke ſehen ſoll,
um wahren dauerhaften Genuß davon erwarten zu
koͤnnen: das iſt die Abſicht, die der Verfaſſer bei
Verfertigung ſeines Werkes ſich vor Augen ge-
ſetzt hat.
Beſtimmung
der Abſicht
dieſes
Werks.
Der
Erſter Theil. A
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/23>, abgerufen am 04.05.2024.
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