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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Mattei.
im Stande ist, findet man nur in Rom, und vor-
züglich dann, wann der Liebhaber nicht zu bequem
und zu verzärtelt ist, um zu Fuß seine Reisen in die
Palläste und Kirchen anzustellen.

Die Verzierung der Mauern mit Basreliefs ist
gewiß wider den guten Geschmack in der Architektur,
und den Kunstwerken selbst nicht vortheilhaft, weil
sie dadurch zu weit vom Auge fortgerückt werden.
Allein in dem gegenwärtigen Falle sind wir ihr eini-
gen Dank schuldig; denn durch sie sind die Basreliefs
von dem Pallaste auf gewisse Weise unzertrennlich
geworden, und die Besitzer haben Bedenken getra-
gen, Stücke, die dem Anblick aller Vorübergehen-
den ausgesetzt waren, mit ihren übrigen beweglicheren
Schätzen zu Gelde zu machen.

Von den antiken Statuen, woran dieser Pallast
ehemals so reich war, ist zwar vieles ins Museum
Clementinum gekommen, und daher für den Liebha-
ber nicht verlohren, vieles aber ist auch an Engel-
länder und andere Fremde verkauft, um in einsamen
und entlegenen Landgütern zu modern.

Die merkwürdigsten Stücke unter den noch vor-
handenen sind:

Vier Säulen, deren Capitäler Frucht-
körbe bilden.

Eine Pallas.

Die Göttin des Ueberflusses. Die Attri-
bute, die ihr den Nahmen gegeben haben, sind neu.

Vier antike Sessel, drei von Parischem Mar-
mor, einer von Basalt, mit Küssen von eben der
Materie.

Einige

Pallaſt Mattei.
im Stande iſt, findet man nur in Rom, und vor-
zuͤglich dann, wann der Liebhaber nicht zu bequem
und zu verzaͤrtelt iſt, um zu Fuß ſeine Reiſen in die
Pallaͤſte und Kirchen anzuſtellen.

Die Verzierung der Mauern mit Basreliefs iſt
gewiß wider den guten Geſchmack in der Architektur,
und den Kunſtwerken ſelbſt nicht vortheilhaft, weil
ſie dadurch zu weit vom Auge fortgeruͤckt werden.
Allein in dem gegenwaͤrtigen Falle ſind wir ihr eini-
gen Dank ſchuldig; denn durch ſie ſind die Basreliefs
von dem Pallaſte auf gewiſſe Weiſe unzertrennlich
geworden, und die Beſitzer haben Bedenken getra-
gen, Stuͤcke, die dem Anblick aller Voruͤbergehen-
den ausgeſetzt waren, mit ihren uͤbrigen beweglicheren
Schaͤtzen zu Gelde zu machen.

Von den antiken Statuen, woran dieſer Pallaſt
ehemals ſo reich war, iſt zwar vieles ins Muſeum
Clementinum gekommen, und daher fuͤr den Liebha-
ber nicht verlohren, vieles aber iſt auch an Engel-
laͤnder und andere Fremde verkauft, um in einſamen
und entlegenen Landguͤtern zu modern.

Die merkwuͤrdigſten Stuͤcke unter den noch vor-
handenen ſind:

Vier Saͤulen, deren Capitaͤler Frucht-
koͤrbe bilden.

Eine Pallas.

Die Goͤttin des Ueberfluſſes. Die Attri-
bute, die ihr den Nahmen gegeben haben, ſind neu.

Vier antike Seſſel, drei von Pariſchem Mar-
mor, einer von Baſalt, mit Kuͤſſen von eben der
Materie.

Einige
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[258/0272] Pallaſt Mattei. im Stande iſt, findet man nur in Rom, und vor- zuͤglich dann, wann der Liebhaber nicht zu bequem und zu verzaͤrtelt iſt, um zu Fuß ſeine Reiſen in die Pallaͤſte und Kirchen anzuſtellen. Die Verzierung der Mauern mit Basreliefs iſt gewiß wider den guten Geſchmack in der Architektur, und den Kunſtwerken ſelbſt nicht vortheilhaft, weil ſie dadurch zu weit vom Auge fortgeruͤckt werden. Allein in dem gegenwaͤrtigen Falle ſind wir ihr eini- gen Dank ſchuldig; denn durch ſie ſind die Basreliefs von dem Pallaſte auf gewiſſe Weiſe unzertrennlich geworden, und die Beſitzer haben Bedenken getra- gen, Stuͤcke, die dem Anblick aller Voruͤbergehen- den ausgeſetzt waren, mit ihren uͤbrigen beweglicheren Schaͤtzen zu Gelde zu machen. Von den antiken Statuen, woran dieſer Pallaſt ehemals ſo reich war, iſt zwar vieles ins Muſeum Clementinum gekommen, und daher fuͤr den Liebha- ber nicht verlohren, vieles aber iſt auch an Engel- laͤnder und andere Fremde verkauft, um in einſamen und entlegenen Landguͤtern zu modern. Die merkwuͤrdigſten Stuͤcke unter den noch vor- handenen ſind: Vier Saͤulen, deren Capitaͤler Frucht- koͤrbe bilden. Eine Pallas. Die Goͤttin des Ueberfluſſes. Die Attri- bute, die ihr den Nahmen gegeben haben, ſind neu. Vier antike Seſſel, drei von Pariſchem Mar- mor, einer von Baſalt, mit Kuͤſſen von eben der Materie. Einige

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/272>, abgerufen am 04.05.2024.