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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Mit verjüngter, neu zusammengenommener Kraft trat
nunmehr der Katholicismus der protestantischen Welt ent-
gegen.

Wollte man sie im Ganzen mit einander vergleichen,
so war der Katholicismus schon dadurch in ungemeinem
Vortheil, daß er einen Mittelpunkt hatte, ein Oberhaupt,
das seine Bewegungen nach allen Seiten hin leitete.

Nicht allein vermochte der Papst die Kräfte der übri-
gen katholischen Mächte zu gemeinschaftlichen Anstrengun-
gen zu vereinigen: er hatte auch einen eigenen Staat,
der stark genug war, um etwas Wesentliches dazu beizu-
tragen.

In einer neuen Bedeutung erscheint uns nunmehr der
Kirchenstaat.

Er war gegründet worden, indem die Päpste ihre Ge-
schlechter zu fürstlicher Gewalt zu erheben, oder sich selbst
ein überwiegendes Ansehn unter den Mächten der Welt,
vornehmlich den italienischen Staaten zu verschaffen such-
ten. Weder das eine noch das andere hatten sie in dem
Maaße erreicht, wie sie es gewünscht hätten; jetzt war es
auf immer unmöglich geworden, diese Bestrebungen zu er-


Mit verjuͤngter, neu zuſammengenommener Kraft trat
nunmehr der Katholicismus der proteſtantiſchen Welt ent-
gegen.

Wollte man ſie im Ganzen mit einander vergleichen,
ſo war der Katholicismus ſchon dadurch in ungemeinem
Vortheil, daß er einen Mittelpunkt hatte, ein Oberhaupt,
das ſeine Bewegungen nach allen Seiten hin leitete.

Nicht allein vermochte der Papſt die Kraͤfte der uͤbri-
gen katholiſchen Maͤchte zu gemeinſchaftlichen Anſtrengun-
gen zu vereinigen: er hatte auch einen eigenen Staat,
der ſtark genug war, um etwas Weſentliches dazu beizu-
tragen.

In einer neuen Bedeutung erſcheint uns nunmehr der
Kirchenſtaat.

Er war gegruͤndet worden, indem die Paͤpſte ihre Ge-
ſchlechter zu fuͤrſtlicher Gewalt zu erheben, oder ſich ſelbſt
ein uͤberwiegendes Anſehn unter den Maͤchten der Welt,
vornehmlich den italieniſchen Staaten zu verſchaffen ſuch-
ten. Weder das eine noch das andere hatten ſie in dem
Maaße erreicht, wie ſie es gewuͤnſcht haͤtten; jetzt war es
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[[377]/0403] Mit verjuͤngter, neu zuſammengenommener Kraft trat nunmehr der Katholicismus der proteſtantiſchen Welt ent- gegen. Wollte man ſie im Ganzen mit einander vergleichen, ſo war der Katholicismus ſchon dadurch in ungemeinem Vortheil, daß er einen Mittelpunkt hatte, ein Oberhaupt, das ſeine Bewegungen nach allen Seiten hin leitete. Nicht allein vermochte der Papſt die Kraͤfte der uͤbri- gen katholiſchen Maͤchte zu gemeinſchaftlichen Anſtrengun- gen zu vereinigen: er hatte auch einen eigenen Staat, der ſtark genug war, um etwas Weſentliches dazu beizu- tragen. In einer neuen Bedeutung erſcheint uns nunmehr der Kirchenſtaat. Er war gegruͤndet worden, indem die Paͤpſte ihre Ge- ſchlechter zu fuͤrſtlicher Gewalt zu erheben, oder ſich ſelbſt ein uͤberwiegendes Anſehn unter den Maͤchten der Welt, vornehmlich den italieniſchen Staaten zu verſchaffen ſuch- ten. Weder das eine noch das andere hatten ſie in dem Maaße erreicht, wie ſie es gewuͤnſcht haͤtten; jetzt war es auf immer unmoͤglich geworden, dieſe Beſtrebungen zu er-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. [377]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/403>, abgerufen am 15.10.2024.